Jinx und der magische Urwald (German Edition)
sagte.
»Fürwahr, holde Jungfer.« Reven sagte es leichthin, doch der Umriss um seine Gedanken färbte sich wieder orange.
»Er hat deinen Vater umgebracht«, sagte Elfwyn.
Leuchtend orange. Reven sagte nichts.
»Woher weißt du das?«, fragte Jinx.
»Den Verdacht hatte ich gleich, als der Knochenmeister sagte, Reven sei jemand Wichtiges. Er ist genauso alt, wie der Junge, den König Blauzahn angeblich getötet hat, jetzt sein müsste. Und es passt mit dem zusammen, was Reven alles nicht sagen kann.«
Jinx verstand überhaupt nichts. »Was für einen Jungen soll König Blauzahn umgebracht haben?«
»Seinen Neffen. Er hat seinen Bruder umgebracht, den rechtmäßigen König von Schlüsselland, und er soll auch dessen Sohn und die Stiefmutter umgebracht haben. Das hab ich doch erzählt!«
Reven wirkte verlegen. Er warf die Axt in die Luft und fing sie mit der linken Hand auf.
»Aber ich glaube, so war es gar nicht. In Wirklichkeit hat deine Stiefmutter, die zweite Frau des ermordeten Königs, dich geschnappt und ist mit dir nach Prahlreich geflohen«, sagte Elfwyn. »Oder nein, das kann nicht ganz stimmen, denn ihr wart ja Gefangene von König Rufus von Prahlreich, stimmt’s?«
»Nein«, sagte Reven. »Wir waren eher so etwas wie Gäste.«
»Aber König Rufus hat deine Mutter getötet, weil sie verraten hat, wer ihr seid«, sagte Elfwyn.
»So war es leider.« Der Umriss war jetzt orangerot, und Jinx sah, dass Reven angestrengt nach Worten suchte, die sein Fluch ihn aussprechen ließ.
»Warum hat er das wohl getan?«, überlegte Elfwyn laut. »Vielleicht hat König Blauzahn ihn dafür bezahlt, dass er dich bei sich behielt, ohne deine Identität preiszugeben.«
Die Linie um Revens Gedanken wurde knallrot. »Ich glaube, so war es«, sagte Jinx.
»Nachdem er herausgefunden hatte, dass du dich zu König Rufus geflüchtet hattest«, sagte Elfwyn, »erzählte er einfach allen, du seist getötet worden. Er muss König Rufus furchtbar viel gezahlt haben, dass dieser das Geheimnis so dringend hüten wollte. Dass er dafür deine Stiefmutter getötet hat, meine ich.«
»König Rufus kannte niemals Gnade, holde Jungfer. Er hat Spaß an dergleichen.«
»Bah«, sagte Elfwyn. »Gut, dass wir keine Könige haben. Aber jetzt bist du ein König, nehme ich an.«
Wieder wurde die Linie knallrot. »Es dürfte schwierig sein, den Thron zu beanspruchen, wenn man den Menschen noch nicht mal sagen kann, wer man ist«, sagte Jinx.
»Vieles im Leben ist schwierig«, sagte Reven mit sorgfältig abgewägten Worten. »Doch Beharrlichkeit hat noch immer ans Ziel geführt.«
»Es kommt vor, dass man ohne Beharrlichkeit glücklicher wird«, sagte Elfwyn.
»Das mag sein, holde Jungfer.«
Jinx dachte daran, was Reven vor sich hatte – den Thron des bösen Königs Blauzahn erobern, obwohl er nicht mal sagen konnte, dass er der rechtmäßige Erbe war. Bei der bloßen Vorstellung bekam er Kopfschmerzen. Wie gut, dass es im Urwald keine Könige gab. Aber bedrohen konnten sie ihn trotzdem.
»Würdest du den Urwald auch abholzen, wenn du König wärst? Wie König Blauzahn es tut?«, fragte er.
Reven lächelte. »Wie sollte man den Urwald abholzen? Du siehst doch, wie riesig er ist.«
Das stimmte. »Ich begleite dich bis zur Grenze«, sagte Jinx. »Das habe ich dem Wald versprochen.«
Vielleicht
, dachte Jinx,
würde er sogar weiter bis nach Schlüsselland gehen
. Zwar hatte Tolliver der Wanderer gesagt, dort würden sie Magier töten, und da Jinx magische Kräfte hatte, würde man ihn bestimmt als Magier betrachten. Aber Tolliver hatte auch gesagt, wenn er nicht herumkäme, würde er für immer dumm bleiben.
»Ich werde deine Gesellschaft zu schätzen wissen, Freund Jinx.«
»Ich komme auch mit«, sagte Elfwyn.
Sie lächelte Reven an, ihre Gedanken flauschig rosa. Hatte Reven ihr als Räuber und verbannter Höfling gefallen, so gefiel er ihr als verstoßener König kein bisschen weniger. Erschrocken sah Jinx, dass Reven seinerseits keine rosa Flauschgedanken für Elfwyn hegte. Seine Gedanken waren viereckig und berechnend.
Jinx nahm einen Armvoll von dem sehr fein gehackten Holz und ging zurück zum Haus. Er dachte, Elfwyn würde mit ihren rosa Flauschgedanken bei Reven bleiben, doch sie kam ihm hinterher.
»Du hast deine magische Kraft wieder, stimmt’s?«, flüsterte sie.
Jinx wollte lügen und hätte gern widersprochen. Aber es kam ihm unfair vor, Elfwyn anzulügen, die nicht zurücklügen konnte. »Bitte erzähl es
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