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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sage Blackwood
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der das völlig vergessen hatte.
    »Gut«, sagte Elfwyn. »Ich vergesse es nämlich immer.«
    KLATSCH !
Etwas knallte gegen das Fenster.
    Jinx fuhr herum und sah ein weiß-grünes, gummiartiges Wesen von außen am Fenster kleben, die dürren Beinchen gegen die Scheibe gespreizt.
    Mit gelben Blasenaugen starrte es sie an. Sein Maul war vorgestülpt wie ein Schlauch, die blassen Lippen bewegten sich, als könnten sie es nicht erwarten, jemandem das Blut durch die Augäpfel auszusaugen. Es stieß ein langes, ächzendes Heulen aus.
    »Was ist das denn?« Reven stand in der Tür.
    »Der Ghul«, sagte Jinx.
    »Los, in die Küche! Sonst hört der Knochenmeister etwas.«
    Elfwyn pustete die Kerze aus, und sie huschten schnell durch den Saal in die Küche. Dort krochen sie sofort unter den Tisch und horchten. Wieder heulte der Ghul. Es klang wie der Wind in stürmischer Nacht. Jinx fiel jetzt ein, dass er das Geräusch schon vorher gehört und tatsächlich für das Heulen des Windes gehalten hatte. Sie warteten auf die Schritte des Knochenmeisters auf der Treppe, im Saal.
    Die Zeit dehnte sich endlos.
    »Er kommt nicht«, sagte Elfwyn schließlich.
    »Ich schaue nach«, sagte Reven.
    Er schlich so leise aus der Küche, dass Jinx ihn kaum hören konnte. Einige Minuten vergingen. Schließlich kam Reven zurück.
    »Er schnarcht«, berichtete er.
    Jinx und Elfwyn gingen zurück ins Labor, und Reven bezog wieder seinen Wachposten.
    Der Ghul zeigte sich noch zwei Mal, während sie arbeiteten. Er starrte sie mit seinen großen gelben Augen an und bewegte gierig das Maul, und Jinx fragte sich, wann die Fensterscheibe wohl nachgab.
    »Halt das hier mal über die Kerze und schüttele es«, sagte Elfwyn und reichte ihm ein Glasfläschchen an einer Klammer.
    Vorsichtig schüttelte er die Flüssigkeit über der Flamme.
    »Es wäre leichter, ihn einfach zu vergiften«, murmelte er.
    »Du hast gesagt, das können wir nicht machen.«
    »Nein, nein, können wir auch nicht«, sagte Jinx.
    »Dann wären wir genauso böse wie er«, sagte Elfwyn. Sie räumte die Werkbank auf.
    »Ich weiß«, sagte Jinx. »Ich hab ja nur gesagt, dass es leichter wäre, mehr nicht.«
    »Es geht sowieso nicht, denn er könnte mich fragen, ob es vergiftet ist.«
    »Was?«
    »Wenn ich ihm den Schlummertrunk gebe, fragt er mich manchmal, ob Gift drin ist.«
    »Ach so.« Jinx überlegte. »Und wenn er dich fragt, ob Gift drin ist, musst du ihm dann nicht von dem Schlaftrank erzählen?«
    »Nein, ein Schlaftrank ist ja kein Gift«, sagte Elfwyn. »Und nach einem Schlaftrank hat er mich noch nie gefragt. So, jetzt müsste er fertig sein.«
    Jinx nahm die Mischung aus der Flamme. Es roch wie fauliger Schlamm. »Meinst du, er trinkt etwas, das so stinkt?«
    »Na klar. Der Schlummertrunk überdeckt den Geruch und den Geschmack – ich hab ihn extra stark gemacht.«
    Sie hielt Jinx eine Flasche hin, und er goss vorsichtig den Inhalt des Glasfläschchens hinein. Wieder schlug der Ghul ans Fenster, aber sie hatten sich daran gewöhnt. Sie erschraken nicht einmal mehr.
     
    Jinx war allein im Labor. Er hatte seine Tasche dabei, die beiden Taschen von Elfwyn und Reven und einen leeren Jutebeutel aus der Küche. Jetzt musste er die Flaschen aus dem Verlies holen. Reven war schon die Klippe hinuntergeklettert. Elfwyn hatte dem Knochenmeister seinen Schlummertrunk gegeben und war mit der Knochenbrücke in der Tasche hinausgegangen.
    Um die Steinplatte in der Küche hochzuheben, musste Jinx die Machtquelle der Flaschen anzapfen. Es widerstrebte ihm sehr.
    Er holte Simon aus der Tasche und stellte ihn auf dem Boden ab, damit er beim Abstieg nicht herausfiel. Er warf das Gepäck und den Jutebeutel in die Öffnung und ging dann hinunter. In der kalten Stille des Ganges fühlte er sich mutterseelenallein.
    Im flackernden Kerzenlicht waren die winzigen Menschen hinter dem gewölbten Glas der Flaschen nur Schatten ihrer selbst. Jinx versuchte nicht hinzusehen, während er sie einen nach dem anderen einpackte. Er spürte, wie die Macht sich nach ihm ausstreckte. Womöglich versuchte
sie ihn
zu benutzen.
    Klirrend stießen die Flaschen aneinander. Jinx ging so schnell und leise vor wie möglich. Er wusste, dass Elfwyns Schlummertrunk ihm Zeit gab, aber er mochte sich nicht darauf verlassen.
    Endlich waren alle Flaschen verstaut. Jinx nahm seine Tasche und schlang sie sich um. Dann steckte er die Arme so durch die Träger von Revens Tasche, dass er sie vor der Brust trug. Elfwyns Tasche nahm

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