Jinx und der magische Urwald (German Edition)
keinen vernünftigen Grund, weshalb er dich oder Reven umbringen sollte«, sagte Jinx.
»Glaubst du, er braucht einen vernünftigen Grund, um jemanden umzubringen?«
Nein, das glaubte Jinx nicht.
Die drei saßen in Jinx’ Zimmer zusammen. Simon stand auf dem Nachttisch, er lief auf dem Boden der Flasche immer im Kreis herum.
Elfwyn schaute fasziniert zu. »Schon irgendwie unheimlich, ihn hier im Zimmer zu haben, oder?«
»Stimmt«, sagte Jinx.
»Läuft er schon lange so herum?«
»Immer mal wieder. Manchmal setzt er sich auch hin.«
»Hält dich das nachts nicht wach?«
»Ich stülpe ihm einfach eine Socke über und stecke ihn unters Bett.«
»Was würde wohl passieren, wenn du die Flasche öffnen würdest?«
»Ich glaube, das wär eine ganz schlechte Idee«, sagte Jinx.
»Das glaub ich auch«, sagte Elfwyn. »Sie wurde durch Magie verschlossen, also muss sie auch durch Magie wieder geöffnet werden. Und zwar mit der richtigen Magie.«
Jinx dachte an den Zauber, den Simon bei ihm angewandt hatte. Was ihm wirklich beinahe den Schlaf raubte, war die Vorstellung von einem Miniatur-Jinx, der irgendwo in einer Flasche steckte und genau wie Simon immer im Kreis herumlief. Wenn er daran dachte, bekam er nicht übel Lust, Simons Flasche zu nehmen, sie über die Klippe zu schleudern und zuzuschauen, wie sie an den Felsen zerschellte.
Was ihn außerdem wach hielt, war das Ultimatum des Knochenmeisters, das langsam, aber sicher ablief.
»Wir haben nur Glück, dass der Knochenmeister noch nicht im Keller war und nachgesehen hat«, sagte Elfwyn.
»Vielleicht geht er nicht so oft in den Keller«, sagte Reven. Er hatte nur dagesessen und ihnen mit einem kleinen Lächeln zugehört, wie jemand, der ein Geheimnis hat. Jinx versuchte sich dadurch nicht irritieren zu lassen.
»Wahrscheinlich hab ich der Tür gesagt, dass ich nun ihr Gebieter bin und nicht er«, sagte Jinx.
»Könnte er das nicht schnell wieder rückgängig machen?«, fragte Elfwyn.
»Ja, vermutlich. Außerdem wüsste er dann, dass wir unten waren.«
»Jedenfalls haben wir nur noch zwei Tage«, sagte Reven, immer noch mit diesem nervtötenden Lächeln.
»Morgen und übermorgen. Eigentlich ist es nur ein Tag. Er könnte uns am Morgen des 31 . einfach umbringen.« Elfwyn seufzte. »Obwohl er immer noch so redet, als ob er damit rechnet, dass Simon auftaucht. Was glaubst du, Jinx?«
»Sieht nicht so aus, oder?«, sagte Jinx. »Hört mal, ihr zwei braucht doch bloß die Klippen runterzuklettern. Ich bleibe dann eben hier.«
»Bestimmt kannst du das auch schaffen«, sagte Elfwyn, aber sie klang nicht sehr überzeugt. »Du musst es wenigstens versuchen, Jinx.«
Revens Lächeln wurde zu einem Grinsen. »Das muss er gar nicht, holde Jungfer.«
Er zog eine kleine silberne Schachtel aus der Tasche und stellte sie mit großer Geste aufs Bett.
Elfwyn hob den Deckel hoch. »Oh.«
Jinx beugte sich vor. Zusammengefaltet auf dem Samtfutter des Kästchens lag so etwas wie ein winziges Modell der Knochenbrücke. Sie sah aus, als bestünde sie aus mit Zwirn zusammengebundenen Mäuseknochen.
Elfwyn nahm einen Knochen zwischen Daumen und Zeigefinger. Kaum wurde die Brücke aus dem Kästchen gehoben, begann sie zu wachsen. Reven streckte eine Hand aus, um Elfwyn zu bremsen.
»Es ist ziemlich schwierig, sie wieder in das Kästchen hinein zu bekommen, wenn sie erst mal groß ist.«
»Wo hast du sie gefunden?«, fragte Elfwyn.
»In einem Geheimfach hinter einer Küchenschublade«, sagte Reven. »Ich lege sie heute Nacht sicherheitshalber wieder zurück, für den Fall, dass er nachschaut. Aber es sieht doch so aus, als wäre die Brücke aus den Knochen sehr kleiner Lebewesen gemacht.«
»Nein«, sagte Jinx.
»Nein?« Reven zog eine Augenbraue hoch.
»Man kann große Gegenstände verkleinern, um sie zu verstecken«, sagte Jinx. »Aber es gibt keinen Zauber, mit dem man kleine Gegenstände vergrößern kann. Das ist unmöglich. Kleine Gegenstände fallen auseinander, wenn man sie größer macht. Außerdem herrscht hier an Knochen kein Mangel.«
»Dann können wir jetzt also fliehen«, sagte Elfwyn. »Wir müssen die Brücke nur an den Pfeilern befestigen. Oje! Unten muss sie ja wohl auch befestigt werden.«
»Das ist kein Problem«, sagte Reven. »Ich mache sie oben fest, klettere die Klippe hinunter und befestige sie dann unten. Dort gibt es auch zwei Pfeiler.«
»Dann müssen wir nur noch dafür sorgen, dass uns der Knochenmeister eine Weile nicht in die
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