Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mike Mignola
Vom Netzwerk:
gestellt. Doch er war nicht nur ein Genie, er war vor allem ein Mörder, der jeden geopfert hätte, wenn es seinen Zwecken diente, egal, wie hoch der Preis war, selbst wenn er in der Vernichtung der Welt bestand. Cocteau wollte den Kataklysmus, den er vorhergesagt hatte, daran hatte Molly keine Zweifel. Die Frage war nur, ob die Katastrophe eintreten würde oder nicht. Was wurde aus Felix und aus Cocteaus sorgfältiger Vorbereitung?
    Wieder erbebte alles ringsum. Staub und Mörtel sprangen von denWänden und der Decke; unter ihnen stöhnte und knirschte das Metall. Dr. Cocteau hatte Mollys Arm losgelassen, damit er sich besser am eisernen Geländer festhalten konnte. Sein Atem ging rasselnd und stoßweise, und Molly fragte sich, ob etwa sein Herz versagte. Doch jedes Mal, wenn sie glaubte, er würde zusammenbrechen, verdoppelte er seine Anstrengungen und schleppte sich keuchend und ächzend weiter hinter ihr her. Die Treppe schien unendlich lang zu sein, und Mollys Beine brannten von der Anstrengung, aber sie stieg unverdrossen die Stufen hinauf. Wie Cocteau mit ihr Schritt hielt, konnte sie sich nicht erklären.
    Schließlich aber konnte er nicht mehr und blieb stehen, um durchzupusten.
    »Lasst   … sie nicht   … entkommen«, rief er keuchend den Gas-Männern zu. Die Kreaturen blieben bei Molly. Sie versuchten nicht, sie aufzuhalten oder auch nur festzuhalten, aber sie ließen sie nie mehr als eine oder zwei Stufen höher steigen als sie.
    Der nächste Erdstoß war so stark, dass er Molly gegen die Wand schleuderte. Von tief unten kam das hohe Kreischen, mit dem Metall zerreißt. Molly fragte sich, wie viele Stufen sie schon hinaufgestiegen waren und wie weit sie es noch bis zur Oberfläche hatten. Ein Knall dröhnte den Treppenschacht hinauf, und die gesamte Konstruktion erzitterte vom plötzlichen Anprall des Wassers. Die Luke hatte nicht standgehalten, und jetzt rauschte der Mahlstrom von unten zu ihnen hoch.
    In ihrer Atemmaske schrie Molly vor Wut auf. Sie stellte sich vor, wie das Wasser in die Höhe schoss und schäumend den Treppenschacht füllte. Cocteau brüllte den Gas-Männern zu, sich zu beeilen, und befahl zwei von ihnen, ihn zu tragen. Molly beobachtete voller Entsetzen, wie sie Cocteau mit vereinten Kräften anhoben und mit ihrer Last weiter nach oben rannten. Dabei prallten sie gegen Molly. Sie schlug gegendas Geländer, ehe sie zurückstürzte, kopfüber ein Dutzend Stufen hinunterfiel und sich nur deshalb am Geländer festhalten konnte, weil sie die Windung der Spirale in einem ungünstigen Winkel traf.
    Sofort rappelte Molly sich auf und rannte weiter. Ein Fußgelenk tat ihr weh, aber gebrochen war es nicht. Voller Angst und Wut hetzte sie Cocteau und seinen Kreaturen hinterher, während ein Sturm von Gefühlen in ihrem Innern tobte. Sie hörte das Brüllen des aufsteigenden Wassers und wusste, dass die Atemmaske nicht ausreichen würde, um zu überleben.
    Als sie den nächsten Treppenabsatz erreichte, stand die Lukentür offen. Doch als sie näher kam, begannen die Gas-Männer bereits, die Tür zu schließen. Molly warf sich durch die Öffnung und knallte die Schulter gegen die Tür, während sie sich an den Gas-Männern vorbeizwängte. Cocteau brüllte auf seine Diener ein, die das Rad drehten, um die Luke abzudichten.
    Dann prallte das Wasser mit solcher Gewalt von unten gegen die Tür, dass es in den Ritzen zwischen Molly und der Lukeneinfassung hindurchspritzte, obwohl das Rad fest zugedreht war.
    »Ich weiß nicht, ob das halten wird!«, rief Molly.
    Cocteau blickte sie höhnisch an, antwortete aber nicht, sondern wandte sich wortlos ab und hinkte auf eine andere Tür zu, die aus gewöhnlichem Holz bestand und eine schwere Klinke hatte. Sie befanden sich auf einem breiteren Absatz als auf der Wendeltreppe. Links war eine Mauer errichtet worden, die den kleinen Raum von einer Halle trennte, die erheblich größer sein musste. Sie bestand aus Ziegeln und Mörtel, doch Molly erhielt den Eindruck, dass sie mehr war als nur Mauerwerk   – so wie die riesige Wand in Cocteaus Versteck, die den Fluss draußen hielt.
    »Wo sind wir hier?«, fragte sie, als sie zu Cocteau aufschloss.
    Er ignorierte sie noch immer und riss die Tür auf, die sich zu einergewöhnlichen Treppe mit Steinstufen öffnete, die nach oben führten. Molly folgte ihm eilig, und bald ächzten sie die letzten Stufen einer Treppe hinauf, die über vier Etagen führte und vor einer verschlossenen Tür endete. Auf ein Zeichen

Weitere Kostenlose Bücher