Joe - Liebe Top Secret
zögerte, bevor er die Tür zum Flur aufzog.
„Ich dachte, du wärst tougher, Ron“, sagte er. Er klang angestrengt.
Die Tür klickte leise, als er sie hinter sich schloss.
20. KAPITEL
J oes Männer mieden seine Nähe – was angesichts seiner schlechten Stimmung kein Wunder war.
Der „Notfall“, zu dem sie alle zurück nach Little Creek gerufen worden waren, stellte sich als nichts weiter als eine Bereitschaftsübung heraus. Die da oben wollten testen, wie viel Zeit in so einem Fall verstrich. Sie prüften, wie lange genau es dauerte, bis sich das nach Kalifornien und den Südwesten verwehte Team Ten wieder im Hauptquartier in Virginia eingefunden hatte.
Blue war der Einzige, der Joes miese Laune ignorierte und in seiner Nähe blieb, während sie den Papierkram zur Übung und zum Ustanzien-Einsatz erledigten. Blue sagte kein Wort. Dennoch wusste Joe, dass sein leitender Offizier ihm geduldig sein Ohr zur Verfügung stellen und sogar seine Schulter anbieten würde, wenn es nötig war.
Am späten Nachmittag, bevor sie das Verwaltungsbüro verlassen hatten, hatte jemand für Joe angerufen. Aus Seattle. Blue war dabei gewesen und hatte Joes Blick gesehen, als er ans Telefon gerufen worden war. Es gab nur eine Person in Seattle, die Joe anrufen könnte.
Veronica St. John.
Warum rief sie an?
Vielleicht hatte sie ihre Meinung geändert.
Blue wandte sich verständnisvoll ab. Verdammt noch mal, dachte Joe. War er so leicht zu durchschauen, dass jeder ihm seine Gefühle ansah und die Tatsache erkannte, dass er auf das Unmögliche hoffte?
In dem Büro gab es keine Privatsphäre. Joe musste das Gespräch am Schreibtisch eines Mannes annehmen, der keine zwei Meter von ihm entfernt saß.
„Catalanotto“, sagte er und blickte aus dem Fenster.
„Joe?“ Es war Veronica. Und sie klang überrascht darüber, seine Stimme zu hören. „Oh Gott, ich hatte eigentlich nicht geglaubt, dass ich tatsächlich zu dir durchkomme. Ich dachte … Ich dachte, ich könnte dir eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen … oder so.“
Fantastisch. Sie wollte eigentlich gar nicht mit ihm sprechen. Warum zur Hölle rief sie dann an? „Soll ich auflegen?“, fragte er. „Du kannst wieder anrufen und eine Nachricht hinterlassen.“
„Äh, nein“, erwiderte sie. „Nein, natürlich nicht. Sei nicht doof. Ich habe einfach … nicht gedacht, dass du da bist. Ich bin davon ausgegangen, dass du … auf böse Männer schießt … oder so.“
Trotz des Stichs, den er in der Brust verspürte, lächelte Joe. „Nein. Gestern habe ich den bösen Typen erschossen. Heute erledige ich den Papierkram.“
„Ich dachte …“
„Ja …?“
„Bist du auf keinem Schiff oder … so?“
„Nein“, erwiderte Joe. „Es war eine Übung. Die hohen Tiere wollten wissen, wie schnell Team Ten seine Ärsche nach Little Creek bewegen kann. Das machen sie manchmal. Angeblich hält uns das fit.“
„Da bin ich froh“, sagte sie.
„Ich nicht“, erklärte er offen. „Ich hatte gehofft, sie schicken uns runter nach Südamerika. Wir sind immer noch nicht näher dran, Diosdado dingfest zu machen. Ich hatte mich darauf gefreut, ihn aufzuspüren und es ein für alle Mal mit ihm auszutragen.“
„Oh“, erwiderte sie sehr leise. Und dann schwieg sie. Joe zählte stumm und langsam bis fünf, bevor er sagte: „Veronica? Bist du noch da?“
„Ja“, antwortete sie. Und er konnte fast sehen, wie sie den Kopf schüttelte, um sich auf den Grund ihres Anrufs zu konzentrieren. Doch als sie wieder sprach, klang ihre Stimme nicht weniger vorsichtig. „Tut mir leid. Ich … äh … wollte dich nur wissen lassen, dass Mrs. Kaye aus Washington angerufen hat. Cindy ist heute Morgen gestorben.“
Joe schloss die Augen und fluchte.
„Mrs. Kaye wollte sich noch einmal bedanken“, fuhr Veronica fort. Ihre Stimme zitterte. Sie weinte. Gott, er sehnte sich schmerzhaft danach, sie zu umarmen. „Sie wollte sich bei uns beiden bedanken, für unseren Besuch. Es hat Cindy viel bedeutet.“
Joe umfasste den Hörer fester und bemühte sich, die sechs Augenpaare und neugierigen Ohren im Raum zu ignorieren.
Veronica atmete tief ein. Und er stellte sich vor, wie sie sich über die Augen und das Gesicht wischte und die Haare zurückstrich. „Ich dachte nur, dass du es gern wissen willst“, sagte sie. Wieder atmete sie hörbar ein. „Ich muss mich beeilen. Das Kreuzfahrtschiff legt in weniger als einer Stunde ab.“
„Danke, dass du angerufen hast,
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