Joe - Liebe Top Secret
herunter und wieder hoch, wie ein irregeleiteter Superheld. Ärger durchflutete sie.
Joe trat einen Schritt vor und überwand die Distanz zwischen ihnen. Der Drang, ihr Haar zu berühren und ihr mit der Hand über die weiche Wange zu streichen, wurde übermächtig.
Das entsprach nicht dem Szenario, das er sich vorgestellt hatte, als er am Gebäude hoch und auf ihren Balkon geklettert war. Er hatte damit gerechnet, Veronica beim Arbeiten zu überraschen, wie sie wild auf ihrem Notizblock herumschrieb oder fanatisch etwas in den Laptop tippte. Er hatte erwartet, dass sie etwas anhatte, das ihre Kurven verhüllte und ihre Weiblichkeit verbarg. Dass sie ihr Haar im Nacken zu einem Knoten geschlungen hätte. Sie hätte ihn angesehen, wäre aufgeschreckt und hätte überrascht nach Luft geschnappt, wenn er den Raum betrat.
Und, oh ja, er hatte erwartet, sie zu beeindrucken, wenn er ihr erzählte, dass er die Rückwand des Hotels hochgeklettert war, um zu beweisen, wie lasch die Sicherheitsvorkehrungen von FInCOM waren.
Stattdessen überwand Veronica den ersten Schreck über sein plötzliches Erscheinen, verschränkte schließlich die Arme über ihren köstlich aussehenden Brüsten und sah ihn an. „Ich fasse es nicht! Ich soll Ihnen beibringen, wie Sie die verdammte Welt dazu bringen, Sie für Prinz Tedric zu halten. Und Sie spielen draußen Superheld und klettern zehn Stockwerke an der Hotelfassade hoch?“
„Ich bin kein Superheld, ich bin ein SEAL“, erwiderte Joe und spürte, wie sein Temperament mit ihm durchzugehen drohte. „Das ist ein Unterschied. Und ich spiele nicht. Die Sicherheitsmaßnahmen von FInCOM stinken zum Himmel.“
„Der Präsident der Vereinigten Staaten hatte keinerlei Bedenken, als er sich von FInCOM beschützen ließ“, entgegnete Veronica kurz angebunden.
„Der Präsident der Vereinigten Staaten ist von fünfzehn Undercover-Agenten umgeben, die bereit sind, sich sofort in die Schusslinie zu werfen und statt seiner getroffen zu werden, falls nötig“, widersprach Joe. Er zog sich zurück, nahm das Band vom Kopf und strich sich mit den Fingern durch das verschwitzte Haar. „Hören Sie, Ronnie. Ich bin nicht hierhergekommen, um mit Ihnen zu streiten.“
„Soll das vielleicht eine Art Entschuldigung sein?“
Das war es nicht. Und sie wusste es genauso gut wie er. „Nein.“
Angesichts seiner ungehobelten Offenheit brach Veronica in ungläubiges Gelächter aus. „Natürlich nicht. Wie dumm von mir. Wie konnte ich nur auf die Idee kommen!“
„Ich entschuldige mich nicht“, sagte Joe fest. „Weil ich nichts falsch gemacht habe.“
„Sie haben Zeit verschwendet“, erklärte sie. „ Meine Zeit. Womöglich verstehen Sie das nicht, aber wir haben jetzt nicht einmal mehr vierundzwanzig Stunden, um zu erreichen, dass diese Scharade funktioniert.“
„Ich weiß, wie viel Zeit uns noch bleibt. Ich habe mir die Bänder angesehen, die Mac Forrest geschickt hat. Das wird nicht schwer. Eigentlich ist es sogar ein Kinderspiel. Ich kann mich als der Prinz ausgeben, kein Problem. Sie können sich entspannen und mir vertrauen.“ Er drehte sich um und holte das Telefon von einem der Beistelltische, die Veronica beiseitegeschoben hatte. „Ich möchte Sie bitten, jemanden anzurufen. Okay?“
Veronica nahm ihm das schnurlose Telefon aus der Hand und legte es wieder auf den Tisch. „Nein“, antwortete sie eisig. „Ich möchte Sie bitten, nicht länger so entsetzlich herablassend zu sein. Hören Sie damit auf, mir die Hand zu tätscheln, und sagen Sie mir nicht, dass ich mich entspannen soll. Nehmen Sie mich mal eine verdammte Minute lang ernst!“
Joe lachte. Er konnte nicht anders. Sie stand da und sah selbst jetzt, wo sie vor Wut kochte und ihr Blick eiskalt war, aus wie ein heißer Traum.
„Ach, Sie finden das lustig, was?“ Ihre Augen blitzten. „Ich versichere Ihnen, Lieutenant, Sie können das nicht ohne mich schaffen. Und bin wirklich sehr kurz davor, durch die verfluchte Tür da zu gehen und nicht zurückzukommen.“
Joe wusste, dass das Einzige, was er jetzt auf keinen Fall tun sollte, war, weiterzulachen. Aber verflixt – er konnte nichts dagegen tun. „Ronnie“, sagte er und tat, als würde er husten statt zu lachen. Dennoch gelang es ihm nicht, sein Lächeln zu verbergen. „Ronnie, Ronnie, ich nehme Sie ernst, Honey. Ehrlich.“
Jetzt stützte sie die Hände auf die Hüfte, vor Fassungslosigkeit stand ihr der Mund offen. „Sie sind so ein … so ein Arsch!“,
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