Joe - Liebe Top Secret
Po fest und rund. Ihre wohlgeformten Beine waren unglaublich – das hatte er allerdings schon gewusst; sie schienen in der engen Hose noch länger zu sein. Ihre Brüste waren voll, jede Rundung, jedes Detail wurde von dem anschmiegsamen BH hervorgehoben.
Und, Gott, wie sie getanzt hatte, als er auf den Balkon geklettert war! Aus ihren Bewegungen sprach eine rohe Erotik, eine kaum verhüllte Leidenschaft. Er hatte richtiggelegen. Sie verbarg etwas unter diesen gerade geschnittenen konservativen Kostümen und ihrer kühlen, distanzierten Haltung. Wer hätte vermutet, dass sie ihre Freizeit damit verbrachte, wie in einem MTV-Clip zu tanzen?
Sie war vom Tanzen immer noch kurzatmig. Vielleicht, und das war wahrscheinlicher, lag es auch an dem unerwarteten Schreck, den er ihr eingejagt hatte. Schließlich hatte er etwa zehn Minuten an der Balkontür gestanden, bevor Veronica ihn entdeckt hatte. Er hatte es nicht eilig gehabt, sie zu unterbrechen. Er hätte die ganze Nacht dort stehen bleiben und ihr zusehen können.
Tja, vielleicht nicht die ganze Nacht …
Veronica trat einen Schritt zurück und entfernte sich von ihm, als würde sie ihm die Gedanken an den Augen ablesen. Ihre Augen wiederum waren groß und unglaublich, brillantblau. „Sie sind … über den Balkon hereingekommen?“
Joe nickte und hielt ihr etwas entgegen. Veronica erkannte, dass es eine Blume war. Er hielt ein eher schlappes und mitgenommenes rotgelbes Stiefmütterchen in der Hand. Die Blüten waren halb geschlossen. Sie hatte gesehen, dass solche Blumen in den Beeten vor dem Hotel wuchsen.
„Erst bin ich heruntergeklettert und habe das hier gepflückt“, erwiderte Joe. Seine raue Stimme klang weich und verführerisch, warm und vertraulich. „Das ist der Beweis dafür, dass ich wirklich da war.“
Er streckte immer noch die Hand aus, aber Veronica konnte sich nicht bewegen. Sie konnte kaum seine Worte aufnehmen. Er strich sich das Haar aus dem Gesicht. Er trug eine schwarze Hose und einen langärmligen schwarzen Rollkragenpullover, darüber eine Art Arbeitsweste, obwohl es in dieser Frühlingsnacht wirklich warm war. Seltsam genug, dass er mit nackten Füßen herumlief. Er lächelte nicht, und seine Miene wirkte schroff, unerbittlich und gefährlich. Sehr gefährlich.
Veronica betrachtete ihn, ihr schlug das Herz bis zum Hals. Als er näher trat und ihr die Blume in die Hand drückte, glaubte sie, in der Tiefe seiner Augen versinken zu müssen. Das Feuer, das sie dort aufglimmen sah, wurde zu einer flüssigen Glut. Die Züge um seinen Mund wirkten hart und sehnsüchtig, während er den Blick über ihren Körper gleiten ließ.
Und da verstand sie die Bedeutung seiner Worte.
Er war bis nach ganz unten geklettert? Und dann wieder zurück? Zehn Stockwerke hoch?
„Sie sind an der Fassade heruntergeklettert, und niemand hat Sie aufgehalten?“ Veronica blickte auf die Blume und hoffte, dass er das Beben ihrer Stimme nicht bemerkte.
Er trat zur Schiebetür und zog die Vorhänge zu. Geht es ihm um Sicherheit oder um Privatsphäre?, fragte sich Veronica und wandte sich ab. Sie fürchtete, er könne sein unverhohlenes Verlangen in ihren Augen widergespiegelt sehen.
Verlangen? Was war bloß mit ihr los? Es stimmte, Joe Catalanotto sah sündhaft gut aus. Trotz seiner offensichtlichen körperlichen Attribute war er allerdings unhöflich, taktlos und respektlos, grob in seinem Verhalten und seinem Erscheinen. Eigentlich war er so weit davon entfernt, ein Prinz zu sein, wie kein anderer Mann, den sie kannte. Sie hatten bisher kaum ein normales Gespräch geführt. Stattdessen kämpften sie nur. Warum um alles in der Welt konnte sie dann nur daran denken, wie sich seine Hände auf ihrer Haut anfühlen würden, seine Lippen auf ihren, sein Körper …?
„Niemand hat mich gesehen – weder wie ich herunter-noch wie ich hochgeklettert bin“, erwiderte Joe. Seine Stimme hüllte sie ein wie kühle, kostbare Seide. „Auf dieser Seite des Gebäudes gibt es keine Wachen. Die FInCOM-Agenten betrachten den Balkon nicht als das, was es ist: eine Hintertür. Eine ebenso zugängliche wie offensichtliche Hintertür.“
„Eine ziemlich hoch gelegene Hintertür“, entgegnete sie ungläubig.
„Es war nicht schwer. Ich habe weniger als eine Stunde gebraucht.“
Weniger als eine Stunde. So nutzt er seine Zeit, dachte Veronica. Er hätte mit ihr arbeiten sollen. Er sollte lernen, sich wie Tedric zu benehmen. Und stattdessen kletterte an der Fassade des Hotels
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