Joe - Liebe Top Secret
verhindern.
Als der Schuss sich löste, stürzte sich Veronica mit voller Wucht auf Tedric und warf ihn fest zu Boden. Knochen knackten, als wären sie beim Rugby. Ihr Bruder Jules wäre stolz auf sie gewesen.
Sie verletzte sich die Schulter, zerriss sich die Strumpfhose und schrammte sich beide Knie auf.
Aber sie rettete dem Kronprinzen von Ustanzien das Leben.
Als Veronica in den Konferenzraum des Hotels ging, war ihr klar, dass das Treffen bereits vor einer ganzen Weile begonnen hatte.
Senator McKinley saß an einem Ende des großen Konferenztischs. Das Jackett hatte er aufgeknöpft, die Krawatte gelockert und die Hemdsärmel aufgekrempelt. Henri Freder, der Botschafter von Ustanzien, saß neben ihm. Ein weiterer Diplomat und mehrere andere Männer, die Veronica nicht erkannte, hatten die andere Hälfte des Tischs eingenommen. Männer in schwarzen Anzügen standen an Türen und Fenstern, konzentriert und wachsam. Veronica war klar, dass das Agenten waren, Spitzen-Bodyguards von der Federal Intelligence Commission. Sie waren geschickt worden, um den Prinzen zu beschützen. Aber warum diese Elitetruppe, warum die FInCOM? Schwebte Prinz Tedric immer noch in Lebensgefahr?
Tedric thronte am Kopf des Tischs. Er war von einem Dutzend Mitarbeitern und Beratern umgeben. Vor ihm stand ein kühles Getränk. Träge malte er Muster in das Kondenswasser, das sich auf dem Glas abgesetzt hatte.
Als Veronica den Raum betreten hatte, stand Tedric auf, worauf die anderen Männer sich ebenfalls erhoben.
„Jemand sollte Miss St. John einen Stuhl holen“, befahl der Prinz scharf mit seinem charakteristischen Akzent aus britischem Englisch und einem Hauch Französisch. „Sofort.“
Einer der weniger bedeutenden Mitarbeiter seines Stabes trat hastig zurück und bot Veronica seinen Stuhl an.
„Danke“, erwiderte sie und schenkte dem jungen Mann ein Lächeln.
„Setzen Sie sich“, forderte der Prinz sie auf. Seine Miene wirkte wie versteinert, als er wieder Platz nahm. „Ich habe eine Idee, aber dazu brauche ich Ihre Unterstützung.“
Veronica sah den Prinzen unverwandt an. Nach dem Anschlag am Vormittag war er sofort in Sicherheit gebracht worden. Seitdem hatte sie ihn weder gesehen noch etwas von ihm gehört. Er hatte sich bis jetzt nicht die Mühe gemacht, sich bei ihr dafür zu bedanken, dass sie ihm das Leben gerettet hatte, und offensichtlich hatte er das auch weiterhin nicht vor. Sie arbeitete für ihn, deshalb war sie eine Bedienstete. Er erwartete, dass sie ihn rettete. In seiner Welt gab es keinen Grund, ihr dankbar zu sein.
Aber sie war keine Bedienstete. Als seine Schwester im vergangenen Jahr Veronicas Bruder geheiratet hatte, war sie die erste Brautjungfer gewesen. Veronica und der Prinz gehörten praktisch zur selben Familie. Doch Tedric bestand immer noch darauf, dass sie ihn mit „Euer Hoheit“ ansprach.
Sie setzte sich und zog den Stuhl dichter an den Tisch heran. Daraufhin nahmen nun auch die anderen Männer wieder Platz.
„Ich habe ein Double“, erklärte der Prinz. „Er ist Amerikaner. Und ich halte es für das Beste, wenn er für die restliche Zeit meines Staatsbesuchs meinen Platz einnimmt. Das wird meine Sicherheit garantieren.“
Veronica lehnte sich vor. „Entschuldigen Sie, Euer Hoheit. Bitte verzeihen Sie mir die Frage, aber steht Ihre Sicherheit denn immer noch auf dem Spiel?“ Sie blickte über den Tisch und sah Senator McKinley an. „Ist der Attentäter nicht festgenommen worden?“
McKinley leckte sich mit der Zunge über die Schneidezähne, bevor er antwortete. „Ich fürchte nein“, bekannte er schließlich. „Und die Federal Intelligence Commission hat Grund zu der Annahme, dass die Terroristen im Laufe der nächsten Wochen einen weiteren Anschlag auf den Prinzen verüben wollen.“
„Terroristen?“, wiederholte Veronica, blickte von McKinley zum Botschafter und schließlich auf Prinz Tedric.
„Die FInCOM hat die Identität des Schützen festgestellt“, erwiderte McKinley. „Er ist ein altbekannter Killer, der für eine südamerikanische Terrororganisation arbeitet.“
Veronica schüttelte den Kopf. „Warum sollten südamerikanische Terroristen den ustanzischen Kronprinzen töten wollen?“
Der Botschafter nahm die Brille ab und rieb sich müde die Augen. „Gut möglich, dass es ein Vergeltungsschlag ist, weil Ustanzien sich mit den USA verbündet hat.“
„Wir wissen von FInCOM, dass diese Gruppen nicht so leicht aufgeben“, sagte McKinley. „Sogar bei
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