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Joe von der Milchstraße

Joe von der Milchstraße

Titel: Joe von der Milchstraße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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starrte Joe von außen in den riesigen Körper. Und dann, plötzlich sah er aus dem Körper heraus nach außen!
    Glimmung hatte sie verschluckt! Alle! Niemand hatte entkommen können, nicht einmal der Roboter Willis, der weitab gestanden hatte. Sie saßen in der Falle, eingeschlossen in dem, was Glimmung war.
    Joe hörte Glimmungs Stimme. Nicht in seinen Ohren, sondern direkt in seinem Gehirn. Gleichzeitig hörte er die gedämpften Stimmen der anderen über Glimmungs Stimme hinweg; Wortfetzen füllten die Dunkelheit aus. »Hilfe, wo bin ich? Ich will hier heraus!« Sie schwatzten durcheinander wie aufgescheuchte, erschreckte Hühner. Glimmungs Stimme dröhnte laut, löschte jedoch das Geschnatter nicht aus. »Ich habe Sie heute hierhergebeten«, bombardierte seine Stimme Joes Gehirn, »weil ich Ihre Hilfe brauche. Nur Sie können sie mir geben.«
    Wir sind ein Teil von ihm, schoß es Joe durch den Kopf. Ein Teil! Er versuchte, etwas zu erkennen, aber seine Augen registrierten nur etwas Verschwommenes, Wirbelndes, einen Film, der die Wirklichkeit um ihn herum eher verzerrte als enthüllte. Ich kann nichts sehen, weil ich mittendrin bin. Die am Rand sind, können etwas sehen, aber –
    »Bitte hören Sie mir zu!« unterbrach ihn Glimmung und zerhackte förmlich die Gedanken, die Joe gerade durch den Kopf gingen. »Konzentrieren Sie sich! Wenn Sie es nicht tun, werden Sie aufgesaugt und schließlich vollkommen verschwinden, so daß Sie weder mir noch sonst jemand von Nutzen sein können. Ich brauche Sie lebendig, als separate Einheiten, die körperlich mit mir vereinigt sind!«
    »Werden wir jemals wieder herauskommen?« jammerte Harper Baldwin. »Oder müssen wir für immer hier bleiben?«
    »Ich will raus!« schrie Miß Reiss in panischer Angst, »lassen Sie mich los!«
    »Bitte«, flehte die riesige Drachenfliege, »ich möchte wieder fliegen und singen; ich bin vollkommen eingeklemmt und werde vielleicht zerdrückt! Bitte, Glimmung, lassen Sie mich doch fliegen!«
    »Lassen Sie uns frei!« bat Nurb K’ohl Dáq. »Das ist unfair!«
    »Sie zerstören uns!«
    »Sie opfern uns für Ihre Zwecke!«
    »Wie können wir Ihnen von Nutzen sein, wenn wir vernichtet werden?«
    »Sie werden nicht vernichtet«, sagte Glimmung. »Sie werden verschlungen!«
    »Das ist dasselbe!« sagte Joe.
    »Nein!« dröhnte Glimmungs Stimme. »Das ist nicht dasselbe!« Er begann, sich von der zersplitterten Plattform hinwegzuschleppen. Hinunter, dachte Glimmung, und der Gedanke prägte sich sofort in Joes und den Gehirnen der anderen ein. Hinunter auf den Grund! Die Zeit ist gekommen; Heldscalla muß gehoben werden!
    Jetzt ist es soweit, dachte Glimmung. Was vor Jahrhunderten versunken ist, wird nun wieder an die Oberfläche gelangen. Amalita und Borel, ihr werdet wieder auf dem trockenen Lande sein, werdet wieder frei sein! Es wird wieder sein wie früher; eine Welt ohne Ende!
    Die Tiefe! Das Wasser wurde immer dunkler und trüber. Eine Unzahl Lebewesen schossen pfeilartig vorbei oder krochen langsam einher. Keines sah aus wie das andere. Die Schneeflocken des Meeres, dachte Glimmung. Weiter!
    Vor ihm lag Heldscalla. Ihre hellen Türme, ihre gotischen Bögen und Gewölbe, ihre schlanken Strebepfeiler und ihr rotgeflecktes Glas, das aus Gold gemacht war – er sah nun alles aus Dutzenden von Augen! Sie war unzerstört und intakt bis auf die Stellen, an denen das Hebegerät gearbeitet hatte, als er noch vorgehabt hatte, sie von außen zu heben. Dieses Mal, dachte er, werde ich in dich hineingehen! Ich werde ein Teil von dir sein und dann werde ich nach oben steigen! Du wirst mit mir aufsteigen, und wir werden am Ufer sterben! Aber du wirst frei sein!
    Nun blickte er auf die zerklüfteten Ruinen der Schwarzen Kathedrale. Zerbrochen in Stücke, dachte er. Zerstört habe ich dich zurückgelassen. Als verrotteter, nutzloser Schutt, der keinen Zweck mehr erfüllt und der mich trotz meiner Schwäche nicht mehr hindern kann. Weil ihr alle in mir seid, kann ich wieder funktionieren, dachte er. »Können Sie mich hören? Sagen Sie, ob Sie mich hören können!«
    »Ja!«
    »Ja, wir können Sie hören!«
    »Ja!« Eine Stimme nach der anderen erklang. Glimmung zählte sie. Sie waren alle wohlauf und gesund, als Unterformen seines eigenen Selbst. »In Ordnung!« sagte er, und ein Gefühl des Triumphes erfüllte ihn. Dann tauchte er direkt zu Heldscalla hinab.
    »Werden wir das überleben?« fragte Joe Fernwright. Er fühlte, wie die Furcht in ihm

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