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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henning Mankell
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Samuel ist krank.« »Das haben wir gehört. Der Arme.«
    »Er wird's schon schaffen. Mit der Leber ist irgendwas nicht in Ordnung.«
    »Vermutlich hat er zu viel getrunken in seinem Leben. Das kommt dann dabei heraus.«
    Joel merkte, dass er wütend wurde. Was ging Ehnströms Alte Samuels Saufen an?
    »Das geht auf die Leber«, sagte sie.
    »Samuel fühlt sich schon besser«, sagte Joel wütend. »Kartoffeln. Und Marmelade.«
    Er war wütend, bis er nach Hause kam. Aber als er vor der Küchentür stand, hörte er von drinnen Geräusche. Zuerst wusste er nicht, was es war.
    Dann begriff er es.
    Samuel trommelte.
    Er kann nicht sterben, dachte Joel. Ein Mann, der aufsteht und mitten im Winter auf einer afrikanischen Trommel trommelt, kann nicht so krank sein, dass er sterben muss. Joel hustete und stampfte sich den Schnee ab. Sofort hörte das Geräusch drinnen in der Küche auf. Joel wartete ein paar Sekunden, bevor er die Tür öffnete.
    Samuel saß auf seinem üblichen Platz am Küchentisch. Er hatte sich rasiert. Und er lächelte.
    »Es ist gut, dass du nach Hause gekommen bist«, sagte er. »Wir haben viel zu besprechen. Ich fühl mich schon viel besser. «
    An diesem Abend holten sie wieder die alten Seekarten hervor.
    Joel hatte Mittag gemacht und hinterher abgewaschen. Samuel aß nicht viel. Aber er sagte, es hätte gut geschmeckt.
    Danach tranken sie Kaffee. Und Joel erzählte von seinen Reisen. Von dem Abend in Amsterdam erzählte er nichts. Aber er erzählte von dem Mädchen in Liberia, das seine Kleider hatte waschen wollen.
    Den ganzen Abend fragte Samuel nicht nach Jenny. Und Joel sagte auch nichts. Wenn Samuel nichts wissen wollte, war das seine Angelegenheit.
    Es wurde spät.
    »Man wird ganz schön müde, wenn man immer nach Narvik fahren muss«, sagte Joel. »Deshalb werd ich an die Reederei schreiben, die im Süden lädt und löscht.«
    »Ich denke«, sagte Samuel, »jetzt ist es Zeit. Auch für mich.«
    Joel glaubte nicht, was er da hörte. Hatte Samuel sich wirklich entschieden? War eine unheilbare Krankheit nötig gewesen, damit er endlich einsah, dass es an der Zeit war, Säge und Axt beiseite zu stellen? »Meinst du das ernst?«
    »Ich war noch nie so ernst in meinem ganzen Leben. Sobald ich mich ein bisschen besser fühle, werde ich wieder anmustern.« »Vielleicht nehmen wir dasselbe Schiff?«
    »Dann dauert es nicht mehr lange und wir gehen auf Pitcairn Island an Land.«
    »Wie lange dauert das? Bis es dir besser geht?«
    »Nicht mehr lange.«
    » Einen Monat?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Und das Unheilbare?«
    »Das kann man ja nicht sehen.«
    Joel konnte es immer noch nicht glauben, dass es wahr war. In seinem Kopf war etwas wie ein fernes Nebelhorn. Ein Nebelhorn, das andere Schiffe warnte, die sich im Nebel befanden.
    Dieses Gefühl vom Hotel
Rabe.
Und der Brief. Samuel ist so krank, dass er sterben wird. Aber Joel schob den Gedanken weg.
    Samuel schien es tatsächlich schon viel besser zu gehen als gestern Abend.
    Es war nach Mitternacht, als Samuel schlafen ging. Joel blieb eine Weile über den Seekarten am Küchentisch sitzen. Dann kroch er in sein Bett.
    Am nächsten Tag wollte er Briefe an andere Reedereien schreiben.
    Einige Stunden später wurde er von einem Geräusch aus dem Schlaf gerissen. Er schlug die Augen auf und fragte sich, was es war.
    Es war Samuel.
    Er saß in der Küche und weinte.

14
    In dieser Nacht sagte Samuel, wie es wirklich war. Nie mehr in seinem Leben würde er auf einem Schiff anheuern. Die Krankheit, die er in sich trug, würde nie verschwinden. Er konnte auch nicht darauf hoffen, dass es besser werden würde. Als Joel mit seinem Seesack dort in der Tür gestanden hatte, hatte Samuel ein Gefühl gehabt, als ob alles doch noch wie früher werden könnte.
    Aber als er in der Nacht aufwachte, konnte er sich nichts mehr vormachen. Nie würde er nach Pitcairn Island kommen. Die einzige Reise, die ihm noch bevorstand, war die ins Krankenhaus.
    Joel bekam keine Angst. Er war Samuel in seine Träume gefolgt, wo alles gut werden würde. Das war einfacher als die schweren Gedanken zu denken. Jetzt war es wie eine Erleichterung. Zu wissen, wie es wirklich war. Samuel würde sterben. Wie sonderbar das auch war. Joel fühlte sich ohnmächtig. Und zornig. Es war ungerecht, dass Samuel krank geworden war. Warum hatte es nicht einen anderen getroffen? Alle Menschen hatten eine Leber. Warum musste ausgerechnet Samuel krank werden?
    Es gab ein unsichtbares Wort, das nie

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