John Sincalir - 0969 - Mandragoros Geschöpf (1 of 3)
auch fest.
Er hatte es ihr nur angekündigt, und sie glaubte fest daran.
Kein Schatten bewegte sich durch die Schwärze. Aber sie sah auch keine Leiter. Wahrscheinlich hatte der andere sie mitgenommen, oder es war ihm wirklich gelungen, vor dem Fenster in der Luft zu schweben, entgegen aller physikalischen Gesetze.
Als Marion anfing zu frieren, schloß sie das Fenster. Wie eine Schlafwandlerin ging sie auf ihr Bett zu und legte sich hin.
Der Kopf berührte das Kissen. Sie sank leicht ein. Sie fühlte sich jetzt aufgewühlt, schaute auf ihre Uhr.
Vier Uhr morgens.
Eine Zeit des Tiefschlafs.
Nur bei ihr nicht.
Marion lag wach. Ihre Gedanken kreisten um Cursanos Rückkehr.
»Du gehörst mir!« hatte er gesagt.
Immer und immer wieder hallte dieser Satz durch ihren Kopf. Obwohl sie sich in ihren Wagen hätte setzen und wegfahren können, war es ihr unmöglich, dies zu tun. Irgendwo befand sich die Hemmschwelle. Marion würde es nicht packen. Nicht jetzt, denn die andere Kraft war stärker. Cursano war überall oder konnte überall sein.
»Mein Gott, was habe ich nur getan?« flüsterte sie und faltete die Hände zum Gebet …
*
Der andere Morgen!
Suko und Bill hatten ebenso schlecht geschlafen wie ich, und das war uns auch anzusehen, denn unsere Augen waren mit dunklen Ringen unterlegt.
In dem kleinen Frühstücksraum trafen wir uns. Er war in einem Anbau untergebracht, der in den Garten hineinstach. Da die Wände aus Glas bestanden, hatte der Gast das Gefühl, inmitten der Natur zu sitzen. Wir hörten die Musik aus einem Radio, sahen auch einen anderen Gast, der zwei Tische weiter saß und in einer Zeitung blätterte, dann erschien ein junger Mann, der nach unseren Wünschen fragte.
Bill und ich bestellten Kaffee, Suko entschied sich für Tee. Beides kam schnell. Der Tee war kaum besser als gefärbtes Wasser, wie Suko meinte.
Der Kaffee ließ sich trinken, und auch das Rührei schmeckte gut. Wahrscheinlich stammte es von freilaufenden und glücklichen Hühnern. Der Speck war kroß, man konnte zufrieden sein.
Allerdings nur mit diesem Zustand, aber nicht mehr mit dem, was uns die Zukunft noch bringen würde. Die sah ziemlich düster aus, und recht düster klang auch Bills Stimme, als er sagte: »So, Freunde, jetzt sagt mir mal, wie es weitergehen soll.«
»Ich bin kein Hellseher«, meinte Suko. »Du wahrscheinlich auch nicht, John.«
»So ist es.«
»Hast du denn eine Idee, Bill?« erkundigte sich Suko und lächelte dabei hintergründig.
»Warum ich?« prustete Bill.
»Du bist Reporter und der kreative Mensch unter uns.«
»Ha, ha, aber mal im Ernst, Freunde, wo sollen wir mit der Suche anfangen?«
Er schaute mich dabei an, um eine Antwort regelrecht zu verlangen, aber ich suchte noch nach einer Möglichkeit. »Wir haben nur dieses Feld«, sagte ich. »Dort ist die Fontäne aus dem Boden geschossen. Da habe ich im Nebel die Gestalten gesehen, aber ich weiß leider nicht, mit wem ich es zu tun gehabt habe.«
»Denk an diesen Nosferatu-Verschnitt. Das ist unser Gegner«, erklärte Bill mit Bestimmtheit.
»Der Geomantologe«, sagte Bill. »Wünschelrutengänger«, schwächte Suko ab.
»Nicht so«, sagte ich.
»Wieso?«
»Er ist, und da waren wir uns ja einig, kein einfacher Wünschelrutengänger.«
»Stimmt«, sagte Bill. »Erinnere dich an Grimes’ Worte. Da sind noch andere Dinge passiert. Es explodierte ein Brunnen, und niemand kannte oder kennt den Grund. Dieser Mensch muß mit Kräften ausgestattet sein, gegen die wir bisher noch kein Mittel gefunden haben. Selbst dein Kreuz hat verrückt gespielt, als wäre es eine unkontrollierte Wünschelrute.«
Da mußte ich leider zustimmen.
Bill nickte in die Runde und sagte: »Wir werden ihn nur finden müssen und uns dann mit ihm beschäftigen. Das ist alles. Wir sind zu dritt. Wo liegt das Problem?«
»In ihm«, sagte ich. »In diesem Mann, der sich bestimmt nicht so einfach finden lassen will.«
»Meinst du wirklich?« Bill schüttelte den Kopf. »Ich nicht. Ich denke eher, daß er uns auf der Spur ist. Sonst hätte er sich dir nicht im Nebel gezeigt. Meiner Ansicht nach sollten wir uns in den Wagen setzen und die Umgebung abfahren. Bei den Landwirten nachfragen, Blicke in die einsamen Gehöfte werfen, um sie zu überprüfen. Das finde ich einen guten Ansatz.« Er schaute uns auffordernd an, aber weder Suko noch ich nickten begeistert.
»Habt ihr einen besseren Vorschlag?«
Suko gab die Antwort, weil ich noch aß. »Gehen wir mal
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