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John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2)

Titel: John Sinclair - 0977 - Liliths grausame Falle (2 of 2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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umrissen, sie hatten kaum Ecken und Kanten, aber sie ließen trotz allem eine klare Sicht zu.
    Charlotte litt in ihren Träumen. Für sie war es so etwas wie das schlechte Gewissen, das alles wieder hochdrückte. Schuldgefühle sich selbst gegenüber, die aufgearbeitet werden mußten.
    Wütende Stimmen vor der Tür.
    Sie hörte ihre Mutter schreien. Wie immer bemühte sie sich, die Tochter zu schützen. Sie war zu schwach. Der zweite Mann war ihr über, und er schrie sie auch mit mächtiger Stimme an. Er redete über Geld, sie sprach dagegen, und wieder gab ein Wort das andere.
    Charlotte drängte sich in ihrer Sitzecke immer mehr zusammen. Sie wollte kleiner werden und verschwinden, aber das konnte sie nicht. Sie mußte bleiben und abwarten. Das Grauen würde kommen.
    Es würde sie überfallen. Sie würde wieder die Hände der fremden Personen spüren – und noch schlimmere Dinge.
    Die Stimmen blieben. Sie veränderten sich zu einem wütenden Kreischen. Dann trat das ein, mit dem sie schon gerechnet hatte. Erst das harte Klatschen, wenn Fäuste oder flache Handflächen ein Gesicht erwischten. Kurz danach der dumpfe Stoß gegen die Tür, und Charlotte wußte, daß ihre Mutter verloren hatte, wieder einmal – wie schon so oft. Sie kam gegen diesen Mann nicht an.
    Ein leises Wimmern drang noch an ihre Ohren, dann war auch dieses Geräusch vorbei.
    Charlotte vereiste. Ihre Hände preßten das Kissen noch stärker zusammen. Aus ihrem Mund drangen wimmernde Laute. Sie wäre am liebsten aufgestanden und aus dem Zimmer gerannt, aber draußen wartete ihr Stiefvater wie ein mörderischer Krake, der mit seinen mächtigen Armen alles abfing, was seinen Weg kreuzte.
    Aus dem Fenster konnte sie nicht klettern. Es ließ sich nicht öffnen. Ihr Vater hatte den Griff abgeschraubt. Sie hätte zwar die Scheibe einschlagen können, aber auch das hätte nicht viel gebracht.
    Wohin dann? Man ließ sie nicht aus der Kontrolle. Außerdem hätte sie aus dem vierten Stock springen müssen.
    Unmöglich …
    Sie hörte, daß vor der Zimmertür etwas passierte. Ihr Stiefvater schimpfte die Mutter aus, und er benutzte dabei schlimme Worte. Charlotte hielt sich die Ohren zu, weil sie nichts davon hören wollte. Es war einfach zu grausam.
    Nach einer Weile war es vorbei. Sie hörte nichts mehr. Eine tückische Stille umgab sie. Draußen war es dunkel. Auch das Rollo war vor das Fenster gezogen worden. Zwei Lampen brannten in ihrem Zimmer. Das weiche Licht floß über die Puppen hinweg und strich auch an der Tapete mit dem Spielzeug druck entlang.
    Charlotte senkte den Kopf. Ihr Herz schlug schneller, als sie draußen Schritte hörte. Das war der Besucher, nicht der Stiefvater, der trat fester auf.
    Es dauerte nicht lange, da hörte sie die Stimme des Fremden. Sie klang so widerlich. Sehr hell, schon schrill, auch übernervös. Ihr Vater sprach dagegen. Er beruhigte den angeblichen Freund.
    Charlotte preßte sich noch tiefer in die Sitzecke hinein. Sie hielt den Atem an. Sie wollte weinen, aber sie konnte nicht. Wenn der »Freund« kam, begleitet von ihrem Stiefvater, und er ihre Tränen sah, wurde er wütend.
    Sie sollte lächeln.
    Immer nur lächeln. Unschuldig und naiv, wie es sich für einen Teenager gehörte.
    Unter Schlägen war es einstudiert worden. Ihr Vater und sie hatten es lange genug geübt. Später würde sie dann wieder eine Puppe bekommen. Plötzlich haßte sie ihre Puppen. Auch das kannte Charlotte. Es war immer das gleiche Spiel.
    Jemand drückte die Tür auf.
    Es war ihr Vater.
    Er betrat das Zimmer.
    Der Monsterkrake kam.
    Groß, breitschultrig, wie ein Ungeheuer. Er lächelte Charlotte an, nur seine Augen lächelten nicht mit. Als er zur Seite trat, da wußte Charlotte, daß auch sie lächeln mußte, und wenn es ihr schwerfiel.
    Sie sah den angeblichen Freund.
    Er bewegte sich mit vorsichtigen Schritten. Er war klein, er war dick, er war widerlich. Er schwitzte, und auf seinem Kopf wuchsen nur wenige Haare.
    Er trug einen Anzug, keine Krawatte, dafür eine Fliege. Charlotte hörte nicht, was ihr Vater sagte.
    Seine Worte wurden, kaum daß sie den Mund verlassen hatten, einfach fortgeweht.
    Der Schatten fraß alle Helligkeit, er ließ sich nicht mehr vertreiben, er saugte die Stimmen auf.
    Er war gnädig.
     
    *
     
    Charlotte erwachte.
    Vorbei der Traum, aber nicht die Erinnerung. Sie war im Wachzustand nicht so stark, aber Charlotte merkte schon, wie stark sie der Traum mitgenommen hatte.
    Mühsam wälzte sie sich auf die

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