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Joli Rouge (German Edition)

Joli Rouge (German Edition)

Titel: Joli Rouge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Fischer
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sie werden dich
bald wie diesen dummen Vogel schimpfen, den man ohne
Gegenwehr fangen kann: feige Memme!« Er grinste.
»Andererseits, wenn ich’s recht bedenke, gehören sie zur
Prise, und da man sie nicht gerecht aufteilen kann, bietet
sich’s an, dass man um sie würfelt.« Jérôme zog die Frauen
auf die Beine, packte eine jede am Arm und schob sie vor
sich zur Tür hinaus.
    Émile folgte und konnte den Blick nicht von der Kleineren
der Beiden lösen. Sie war wunderschön! Das pechschwarze Haar
fiel ihr glatt über den Rücken, und ihre üppige Figur war so
angenehm anzusehen, dass Émile schluckte. Sie erinnerte ihn
an seine Mutter Alizée, obwohl ihr Äußeres das genaue
Gegenteil der Frau war, die er einst verloren hatte.
    Zurück an Deck ließ sich Michel nicht zweimal bitten und
unterzog die Frauen einer intensiven Untersuchung, bei der
er spöttisch die Augenbrauen hochzog.
    »Fürwahr, das sind wahrlich zwei prächtige indianische
Frauenzimmer!«, stellte er fest und zwang seine Männer mit
einer nachdrücklichen Geste seines Säbels zurückzubleiben,
obwohl manchen von ihnen die Augen überquollen. »Du hast dir
hübsche Stuten an Bord geholt. Sieh sie dir noch mal genau
an, bevor du stirbst. Waren sie die Nächte wert?« Er kniff
der Größeren in die Brust. Sie schrie auf und Émile tat
einen Schritt nach vorne. Michel bemerkte seine Bewegung.
    »Was ist, Delahaye, gefallen sie dir?« Émile spürte
Jérômes eisernen Griff um sein Handgelenk. Er nickte
beherzt.
    Das dröhnende Gelächter von Michel hallte in seinen Ohren
wieder.
    »Verdammt, Delahaye, du wirst an einem einzigen Tag
erwachsen! Erst schlachtest du einen Mann ab und rettest mir
damit das Leben, und dann begehrst du eine Frau. Ich
versprach dir, in deiner Schuld zu stehen und mein Wort ist
Gesetz an dieser Küste. Also wähle! Eine gehört dir. Das ist
doch so, Männer?« Säbelrasseln und derbe Worte waren die
Zustimmung der Brüder.
    Émile deutete auf die Kleinere und Michel nickte.
    »Gute Wahl«, meinte er beifällig und riss die Frauen
voneinander los.
    Ohne die tröstende Umarmung schluchzten sie auf. Michel
zerrte die Kleinere zu sich heran, drückte ihr einen Kuss
auf die Lippen und schleuderte sie zu Émile. Er fing sie auf
und empfand jähe Dankbarkeit. Eine Familie zu haben war
etwas, an das er in der Einsamkeit der neuen Heimat nicht
mehr geglaubt hatte. Schützend legte er die Arme um das
Mädchen. Als sie sich an ihn lehnte, seufzte Émile.
    »
Balourd
!«, hörte er Jérôme hinter sich murmeln. »Du armer
Trottel!«

Kapitel 1
    Nordwestküste von La Española, Frühjahr 1656
     
    Der Wind fegte die Wolken wie stolze Pferde über den
Himmel, während Jacquotte landeinwärts ging. Die Männer
waren losgezogen, um zu jagen und sie musste neue
boucan
herstellen, Holzgestelle, auf denen das Fleisch getrocknet
und geräuchert wurde. Die frischen Äste schlug sie von den
Blutholzbäumen, die in großer Ansammlung unweit der Siedlung
standen. Der Pfad dorthin führte durch mannshohes Gestrüpp,
und sie nutzte ihn stets, um mit ihrer Machete zu üben. Die
Waffe wog schwer in ihrer Hand, aber sie ließ sie locker und
ohne Zeichen der Anstrengung durch die Luft kreisen. Abrupt
stach sie zu, drehte sich um die eigene Achse und bekämpfte
imaginäre Angreifer. Sie war stolz auf ihre Geschicklichkeit
und setzte jeden ihrer Schritte bedacht, damit sie nicht ins
Straucheln geriet. Mit einem letzten kraftvollen Schlag
zerteilte sie das Buschwerk, um freien Blick auf die
Lichtung der rotbraunen Bäume zu haben, die sie gesucht
hatte.
    Ein Knacken im Unterholz ließ Jacquotte erstarren. Wachsam
sah sie sich um. Ihre Nasenflügel bebten. Sie zwang sich,
ruhig zu atmen, obwohl ihr das Herz in den Ohren pochte.
Ihre Zehen gruben sich in die weiche Erde, und sie war
gespannt wie ein Bogen, bereit sich zu verteidigen. Langsam
drehte sie den Kopf in die Richtung, in der sie das Geräusch
vermutete, und schob entschlossen ihr Kinn vor. Mit
erhobener Machete machte sie einen Schritt nach vorne. Die
Sehnen ihrer Arme spannten sich und sie spürte das Blut an
ihrem Hals pulsieren.
    In diesem Moment sprang ein schreiender Junge aus dem
Dickicht, vollführte eine Reihe Purzelbäume und streckte
Jacquotte schließlich die Zunge heraus. Der aufgewirbelte
Staub tanzte durch die warme Luft und legte sich auf seine
Haut, deren Farbe gleich der Bäume um sie herum war.
    »Pierre! Zum

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