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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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Kialan nie wirklich als Familienmitglied anerkannt. Aber was sollte Moril unternehmen?
    Unter immer lauterem Hufdonner jagten die Nordländer in den Pass. Er bestand aus einer befestigten Straße zwischen hohen, klippenartigen Felswänden, die zum nördlichen Ende hin schmaler wurde. Je tiefer die Nordländer in den Pass eindrangen, desto weiter zog sich ihr Trupp in die Länge; die Wagen bildeten den Schluss. Egil und die anderen Kutscher schwangen wild die Peitschen, und Brid schlug Olob mit dem Zügel. Moril glaubte zwar, dass sie es bis zur Feste schaffen würden, aber nur knapp – und mit jedem Moment wurde es knapper. Tholians Vorhut führte keine hinderlichen Wagen mit sich und holte darum ständig auf. Als Kerils Trupp den schmalsten Teil des Passes erreichte, wo die Feste sich trotzig über die Berge erhob, drängten sich die ersten von Tholians Reitern in den weiten Eingang des Passes, und ihnen folgten unfassbar viele nach.
    Keril hatte die Festung schon erreicht, als Moril wieder nach vorn schaute, und brüllte den Männern auf den Wällen etwas zu. Einen Augenblick lang tat sich gar nichts, aber die Verteidiger mussten beobachtet haben, was geschah. Wo das große Tor gewesen war, gähnte plötzlich ein tiefer schwarzer Schlund, und die ersten Nordmänner ritten hinein. Der Raum zwischen den Felswänden war erfüllt von Lärm, dem lauten Trommeln einer Unzahl Hufe, und einigen grelleren Geräuschen. Moril vermutete, dass man aus der Festung auf die Südländer schoss.
    Doch dann peitschten Geschosse rings um den Wagen durch die Luft, und prallten von den Gespannen ab. Nicht von der Feste erfolgte der Beschuss, sondern von den heranstürmenden Verfolgern. Moril konnte nichts tun als zu hoffen. Noch war die Entfernung groß, und es war bestimmt nicht leicht, eine Büchse vom Rücken eines galoppierenden Pferdes abzufeuern. Doch bei Olob, der sich die ganze Zeit gegen Kialans ungeduldige Hand an seinem Zaum gewehrt hatte, brachten die schwirrenden Kugeln das Fass zum Überlaufen. In seinem Schrecken warf er sich herum und zerrte Kialan und Egils Pferd mit. Auf seinem Rücken geriet Brid ins Schwanken und musste sich an seiner Mähne festhalten. Eine Reihe Nordmänner sah, was geschah, und kehrte um, um zu helfen. Und nun wurde das schmale Ende des Passes zu einem gefährlichen Nadelöhr, in dem sich Reiter ins Gehege kamen, weil sie in zwei verschiedenen Richtungen preschten. Egil fluchte lauthals und hielt den Wagen an. Die Quidder über die Schulter gehängt, sprang Moril ab und rannte zu Olob.
    »Lass ihn los!«, brüllte er Kialan zu. »Olob, hör auf!«
    Zum Glück war Kialan so vernünftig, den Zaum loszulassen. Während Moril auf ihn zurannte, stieg Olob auf die Hinterhand. Er hatte vor Furcht den Verstand verloren. Ringsum witterte er einfach zu viele Feinde, als dass er es hätte ertragen können. Moril musste sich vor seinen zuckenden Vorderhufen ducken. Hilflos rutschte Brid von seinem Rücken auf den Schwanz und plumpste auf den Boden. Und als Olob so hoch aufgerichtet vor ihnen stand, laut wiehernd und mit den Hufen schlagend, traf eine verirrte Kugel ihn genau in den Kopf. Mit der Wucht einer stürzenden Eiche brach er zwischen Moril und Brid zusammen. Er war schon tot, bevor er am Boden lag.
    Sie starrten einander über den gewaltigen braunen Leichnam an.
    »Jetzt auch noch Olob«, stöhnte Brid.
    »Nein!«, rief Moril. »Jetzt ist es genug.«
    Kerils Hauptmann hatte Ordnung in das Durcheinander gebracht. Jetzt galoppierte er heran und hielt Brid die Hand hin. »Halt dich fest, Mädchen! Hoch mit dir!« Brid ergriff seine Hand und schwang sich hinter ihn auf den Pferderücken.
    Kialan brüllte zu Moril hinüber und streckte ihm den Arm entgegen, um ihm aufs Pferd zu helfen, aber Moril beachtete ihn nicht. Er rannte zur Felswand und kletterte wie von Sinnen daran hoch. Auf seinem Rücken schlug die Quidder dröhnend hin und her. In Windeseile hatte er den Grat erreicht – er wusste selbst nicht, wie er das geschafft hatte. Schwer atmend kletterte er über den Fels, bis er einen guten Blick in den Pass hatte. Er sah Kialan, der gar nicht weit unter ihm am Festungstor stand. Der Grafensohn winkte und rief etwas: Offenbar gab es am höchsten Punkt der Felswand einen Eingang zur Feste. Dann verschwand er im Wehrbau, und das Tor schloss sich hinter ihm.
    Doch Moril war es nur wichtig zu wissen, dass alle Nordmänner in der Festung in Sicherheit waren; der Eingang kümmerte ihn nicht. Er blickte

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