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Jones, Diana Wynne

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Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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Stümpfen ausweichen, aber Morils Trugbilder marschierten durch alles hindurch, was ihnen im Weg stand. Als sie die Straße erreichten, gab es ein gewisses Durcheinander, denn die Nordmänner versuchten unter großem Gelächter, ihren Spiegelbildern auszuweichen, bis sie begriffen, dass sie vier Trugbilder auf der linken und fünf auf der rechten Seite hatten. Der fünfte Trupp von links war also der echte und durfte die Straße benutzen. Nachdem sie sich einmal so aufgestellt hatten, kamen sie gut voran, und viele Männer sangen zu Monis Quidderspiel den ›Achten Marsch‹. Zu beiden Seiten durchquerten die neun Spiegelbilder die Landschaft, rosa Wagen durchdrangen Büsche und Pferde junge Bäume.
    Moril saß im mittleren rosa Wagen und strahlte vor Stolz. Konnte es einen besseren Beweis geben, dass seine Überlegungen richtig gewesen waren? Die Quidder in seinen Händen, die dieses seltsame Heer herbeigerufen hatte, nahm einen besonderen Klang an, fast ein Schnurren, in dem Morils Zufriedenheit und Belustigung zum Ausdruck kam. Brid und Kialan, die hinter dem Wagen herritten, hatten kaum je etwas Komischeres gesehen als das Spiegelheer. Sie fanden es sogar noch lustiger, als Olob Feinde in der Nähe witterte und zu scheuen begann, was die anderen neun Olobs natürlich sofort nachmachten. Neun weitere Kialans ergriffen in die Zügel, um Brid zu helfen, ihn zu beruhigen.
    Am Pass zog sich die Streitmacht des Barons von Mark voll Unbehagen zusammen, als sie mit einem Mal fünfhundert fröhliche Nordländer auf sich zureiten sah. Je näher Kerils Trupp kam, desto mehr wuchs die Beklommenheit ihrer Feinde. Gewöhnlichen Nordmännern hätten sie sich gestellt. Aber was sollten sie gegen Feinde ausrichten, die direkt durch junge Bäume reiten konnten, ohne Schaden zu nehmen? Bald schon war der Abstand so weit geschrumpft, dass man Gesichter unterscheiden konnte. Nur hundert Schritt vor dem Lager, das der Baron von Mark am rechten Straßenrand hatte errichten lassen, ergriff einen Trupp Südländer die Panik. Ihre Kameraden mussten sie einfangen und zurückbringen. Moril sah einen Mann herbeireiten, wohl den Baron von Mark persönlich. Er beschwor seine Männer, nicht die Ruhe zu verlieren. Er lachte. Dann durchdrangen zwei der gespiegelten Vorratswagen und ein rosa Wagen das Lager, ohne dass auch nur eine Zeltschnur vibrierte. Eine ganze Anzahl Südländer heulte vor Entsetzen auf. Warum nicht?, überlegte Moril und zupfte an der tiefsten Seite. Lauft!, dröhnte sie unter dem fröhlichen Marschlied.
    Der Baron von Mark riss sein Pferd herum und floh. Seine Männer folgten ihm sofort. Angsterfüllt galoppierten sie am Berg entlang nach links und rechts davon und verschwanden in den Büschen. Der Flinnpass war offen. Kerils Krieger erhoben ein brüllendes Lachen.
    Brid übertönte es: »Moril! Sieh nur!« Moril blickte hinter sich. Am Rande des Markwaldes standen zahllose Reiter, und zwischen den Bäumen waren noch mehr zu erkennen. Die Beine der Pferde bewegten sich ständig, aber sie waren zu weit entfernt, als dass das Donnern ihrer Hufe schon zu hören gewesen wäre. Die Reiter schimmerten im Licht, als wären auch sie ein Trugbild. Doch waren sie nichts dergleichen. Sie waren die Vorhut von Tholians Heer.
     

13.
    Moril schlug Alarm, indem er mit der Hand über die Saiten strich. Keril blickte zwar nach hinten, aber nur, um zu sich zu vergewissern, ob er die Quidder richtig verstanden hatte. Im gleichen Moment preschten alle los wie der Teufel, um den Flinnpass und die Feste am anderen Ende zu erreichen. Die gespenstischen neun Zehntel waren verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Moril wusste, dass die Zeit für Trugbilder vorbei war. Unter ihm holperte und schwankte der Wagen. Er klammerte sich fest und sah zurück.
    Tholians Soldaten näherten sich geschwind. Wenn einer von ihnen den Wagen oder die plötzliche Dezimierung der Zahl der Flüchtenden bemerkt haben sollte, so tat er es nicht kund. Das Reiterheer galoppierte einfach weiter. Vielleicht jagten sie Keril, aber es sah eher so aus, als seien sie schon die erste Sturmspitze der Invasion. Zu beeilen brauchte sich Tholian nicht, denn der Norden war unvorbereitet. Olob wusste, dass die Verfolger hinter ihnen waren, und Brid wurde seiner einfach nicht mehr Herr. Kialan, der wieder auf Egils Pferd ritt, hatte Olob beim Zaum ergriffen und zerrte ihn mit sich. Moril überlegte, dass er Olob damit womöglich noch widerborstiger machte, denn das Pferd hatte

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