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Jones, Diana Wynne

Jones, Diana Wynne

Titel: Jones, Diana Wynne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 01 Die Spielleute von Dalemark
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zählt nur der äußere Anschein und die Qualität unseres Spiels. Vergiss das nie.« Sein Kopf verschwand wieder im Wagen.
    Moril lächelte weiter vor sich hin. Sein Vater bedachte sie oft mit sonderbaren Sentenzen, die sie sich einprägen sollten. Sicher würde er Moril am nächsten, spätestens aber am übernächsten Tag das Gesagte wiederholen lassen.
    Moril dachte darüber nach – auf die verträumte Art, in der er sich mit allem befasste –, aber er sah nicht, in wieweit der Wagen dem Leben vergleichbar sein sollte. Das Leben war schließlich nicht rosarot und golden. Nun, vielleicht war ihr Leben tatsächlich manchmal ein wenig rosarot und golden, aber das hieße ja, dass der Wagen wie das Leben wäre.
    Er grübelte noch immer, als sie unter einigen großen blühenden Bäumen hindurch fuhren und die Leinwandplane des Wagens geräuschvoll herabsank. Clennen und Dagner kamen scharlachrot gekleidet hervor, bereit für den Auftritt. Moril lief zum Wagen zurück und stieg auf. Clennen lächelte heiter, während Dagners Gesicht wie vor jeder Vorstellung angespannt und spitz aussah. Der große Bruder drückte Moril die Quidder in die Hand und schob ihn auf seinen Platz. Dann reichte er Clennen die große alte Quidder und Brid das Panhorn. Er selbst nahm sich eine Flöte und eine dünne, hohe Trommel. Als sie alle bereit waren, trottete Olob auch schon mit leisem Hufklappern auf den Marktplatz von Derent.
    »Fertig«, sagte Clennen. »Zwei, drei.« Und die Musik setzte ein.
    Derent war keine große Ortschaft, und so lockte das Eröffnungslied nur eine entmutigend kleine Menschenmenge auf den Platz. Ein paar Kinder waren zu sehen und bestenfalls zehn Erwachsene. Die Leute, die vor der Schänke an Tischen saßen, rückten zwar ihre Stühle herum, um besser sehen zu können, doch beschlich Moni das unbestimmte Gefühl, dass sie in Derent ihre Kunst nur vergeudeten. Er raunte es Brid zu, während Lenina sich hinter ihm zurückbeugte, um Dagner die Handorgel abzunehmen.
    »Deine Gefühle sind immer unbestimmt!«, sagte sie, als sie ihn hörte. »Sei nun still.«
    Von der geringen Zuschauerzahl völlig unbeeindruckt, begann Clennen seine übliche Ansprache. »Meine Damen und Herren, kommt herbei und hört mir zu! Ich bin Clennen der Barde auf dem Weg von Holand in den Norden. Ich bringe euch Nachrichten, Ansichten, Lieder und Geschichten, Altes und Neues. Kommt herbei, holt euch Stühle und hört auf meine Worte!« Clennen hatte eine wunderbar sonore Stimme, ob er nun sprach oder sang. Sie dröhnte über den ganzen Platz. Alle Augen richteten sich auf ihn und blieben an ihm haften, denn sein Äußeres war genauso beeindruckend wie seine Stimme. Er war ein großer Mann und nicht gerade dünn; der scharlachrote Anzug ließ seinen Bauch dicker erscheinen, als er in Wirklichkeit war. Er hatte einen gepflegten, lockigen rötlichgelben Bart, der vom kahlen Fleck an seinem Hinterkopf ablenkte – und den bedeckte nun ohnehin der scharlachrote Hut. Am anziehendsten an ihm war seine überbordende, freundliche und vollkommen gutmütige Heiterkeit. Damit zog er die Menschen magisch an, wie durch Zauberei wuchs die Zahl der Zuschauer. Bevor er zu Ende gesprochen hatte, standen vierzig oder fünfzig Menschen auf dem Platz und lauschten gespannt.
    »Na, siehst du!«, flüsterte Brid Moril zu.
    Bevor die Vorstellung beginnen konnte, drängte sich jemand zum Wagen vor und rief: »Hast du irgendwelche Neuigkeiten aus Holand, Clennen?« Also mussten sie warten. Das waren sie gewöhnt. Moril empfand es als einen Teil der Aufführung – und es schien zu ihren Pflichten zu gehören –, Nachrichten aus dem einen Teil Dalemarks in den anderen zu bringen. Besonders für die Besucher des Südens war das wichtig, denn abgesehen von den Barden gab es kaum Informationsquellen, um zu erfahren, was in der benachbarten Baronie vor sich ging, geschweige denn in der nächsten Grafschaft.
    »Ja, was haben wir denn da?«, begann Clennen. »In den Südtälern ist ein neuer Graf eingesetzt worden – der Enkel des alten. Und es heißt, Hadd und Henda lägen einander wieder in den Haaren.« Das war nun wirklich keine Überraschung. Beide Grafen waren als streitsüchtig verschrien. »Außerdem habe ich gehört«, fuhr Clennen fort, indem er das ›gehört‹ sehr betonte, um klar zu machen, dass er keineswegs Aufruhr schüren wolle, »ich habe gehört, dass der Zwist wohl mit einem Schiff voller Nordmänner zusammenhängt, das letzten Monat in den Holander

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