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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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denen hervorgeht, dass die sogenannten Zentralverriegelungen bei vielen älteren und billigen Modellen alles andere als sicher sind. Der Wagen, der dem Goldgrubenräuber ersatzweise zur Verfügung gestellt wurde, war ein elf Jahre alter blauer Hyundai Accent. In den Berichten der Versicherungsgesellschaften ist zwar nicht speziell von diesem Autotyp die Rede, aber …
    »Und?«, fragte Ragnhildur. »Was sagt mir das?«
    »Dieser Fall war immer irgendwie seltsam«, antwortete Stefán. »Und auch ziemlich peinlich für die Leute bei dieser Firma Security Cars . Ich meine, als das andere Auto kaputt ging, haben die den Mann ganz alleine losgeschickt und ihm nur eine alte Klapperkiste zur Verfügung gestellt. Soweit ich weiß, haben die inzwischen auch die Regeln für die Arbeitsabläufe geändert. Ich selber hatte damals nichts mit dem Fall zu tun, aber ich hab das Ganze natürlich mit verfolgt. Da hätten wir schon lange drauf kommen können, aber man erinnert sich leider nie so genau an konkrete Daten. Der Fall galt auch in gewissem Sinne als aufgeklärt.« Er räusperte sich. Diese Entschuldigung war ebenso beschämend wie wahr, er musste in den sauren Apfel beißen. »Der Junge, der da verurteilt wurde, hatte sich nie etwas zuschulden kommen lassen und hat die ganze Zeit seine Unschuld beteuert. Ich möchte wetten, dass wir, wenn wir uns genauer mit den Kontenbewegungen durch EC - oder Kreditkarten von Ólafur Áki Bárðarson befassen, zu dem Ergebnis kommen, dass er an diesem Tag im Februar genau in diesem Einkaufszentrum war. Entweder im Nettó-Markt oder im Alkoholladen. Wahrscheinlich sogar beides.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Ragnhildur, die immer noch nicht so recht wusste, worauf Stefán hinauswollte.
    »Nach dem Geständnis von Úlfur gab es nur noch eine einzige Frage, die offen und ungelöst ist, nämlich die, woher Ólafur das ganze Geld hatte«, erklärte Stefán ihr. »Sechzehn Millionen. Das hat mich die ganze Zeit gewurmt. Seinen Kindern gegenüber hat er behauptet, er habe im Lotto gewonnen. Ich glaube jetzt, dass er womöglich gar nicht gelogen hat. Er meinte bloß nicht dasselbe Lotto wie wir. Ólafur besaß nämlich einen alten, blauen Hyundai Accent …«
    »Meinst du, dass …?« Ragnhildur sah den grinsenden Stefán ungläubig an.
    »Ja. Ich glaube, der arme Junge, diese Aushilfskraft, der hat die Geldtasche zwar in den Kofferraum gestellt, ist dann aber tatsächlich mit leerem Kofferraum losgefahren, nachdem er sich die Zigaretten gekauft hatte, genau wie er behauptet hat. Aber da ist niemand ins Auto eingebrochen und hat die Tasche gestohlen – es war einfach nicht sein Auto. Der Wagen hatte keine Firmenaufschrift, es war ein älterer blauer Hyundai, genau so einer, wie Ólafur ihn besaß. Ich bin mir sicher, dass er seine Tasche einfach im falschen Kofferraum deponiert hat. Ólafur kommt vom Einkaufen zurück, öffnet seinen Kofferraum, öffnet die Tasche – und was sieht er? Ein Gottesgeschenk, das ist wie Manna vom Himmel. Ich glaube, ich muss mal ganz schnell beim Staatsanwalt anrufen.«
    »Und was wird mit dem Erbe?«, fragte Ragnhildur. »Hast du nicht gesagt, er hätte zwei Kinder gehabt? Was wird denn mit dem Geld, wenn das stimmt? Geraten die dann nicht in Schwierigkeiten?«
    »Vielleicht«, gab Stefán zu, »aber dieser junge Mann, dieser Geldbote, der geht doch wohl vor, meinst du nicht? Das andere ist eigentlich bloß ein gefundenes Fressen für die Juristen, und das interessiert mich nicht. Wie gesagt, ich muss mit dem Staatsanwalt sprechen. Und dann werde ich die Jungs anrufen, wann wollen wir sie mit ihren Familien zum Essen einladen? Und wann kommt Hrefna aus Kopenhagen? Als wir neulich bei ihr waren, hat sie da nicht versprochen, dass sie kommen würde?«
    »Doch«, sagte Ragnhildur, »das hat sie gesagt. Und hast du nicht gesagt, dass du heute staubsaugen würdest?«
    *
    Guðni blickte sich zufrieden um.
    » Alone at last «, murmelte er und warf sich in seinen Lazy Boy vor dem Fernseher. »Endlich, endlich.«
    Er hatte drei Monate im Krankenhaus und in der Reha-Klinik hinter sich, mit Scharen von Ärzten und Krankenschwestern und allen möglichen Leuten, die sich tagaus, tagein unter dem Vorwand falsch verstandener Fürsorglichkeit in sein Leben und seine Lebensweise eingemischt hatten. Jetzt hatte er die Schnauze gestrichen voll von all diesen Gesundheitsfetischisten. Er zog die Schachtel mit den London Docks aus der Tasche, steckte sich zur Feier des Tages eine

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