Josepsson, Aevar Örn
sich Meister Magnús und sein Bruder Ari demnächst für etliche, unterschiedlich schwere Vergehen vor Gericht verantworten müssen, doch das war so gesehen keine Genugtuung. Stefán bezweifelte sehr, dass sie schwere Strafen zu erwarten hätten, er ging davon aus, dass das meiste, wenn nicht sogar alles, auf Bewährung ausgesetzt würde, selbst wenn die Aussagen der beiden über das, was sich zugetragen hatte, weit davon entfernt waren, glaubwürdig zu sein. Das galt vor allem für das, was der Meister über seine Kontakte zu Lalli und Ási von sich gegeben hatte. Das Schlimmste aber war, dass nichts davon den Brüdern etwas anhaben zu können schien.
Nicht wenige waren Svavars Beispiel gefolgt und aus der WAHRHEIT ausgetreten, doch nachdem der Meister sich öffentlich als armseligen Sünder angeprangert hatte, dem es dank der Gnade und der Barmherzigkeit des Herrn gelungen war, sich aus den Klauen von Beelzebub zu befreien, hatten sich die Lücken schnell wieder gefüllt. Mit anderen Worten, die Tatsache, dass er nichts als das unschuldige Opfer eines Ausgesandten des Antichristen war, tat ihre Wirkung. Beides schien denjenigen, die sich auf seine Botschaft einließen, glatt runterzugehen. Und die Einschaltzahlen des Alpha-Senders waren noch nie so hoch gewesen wie in den letzten zwei Monaten.
»Gott ist doch vielleicht hin und wieder ganz vernünftig«, sagte Stefán, während er die Fotos der beiden Brüder auf der Seite zwei in Fréttablaðið betrachtete, »aber er könnte sich vielleicht ein bisschen mehr um das Unkraut in seinem Garten kümmern.«
»Seit wann glaubst du denn an Gott?«, frozzelte Ragnhildur und goss sich Kaffee ein.
»Schon immer«, antwortete Stefán verwundert, »und das weißt du ganz genau. An meinen Gott, und der ist in Ordnung. Ein bisschen faul vielleicht für meinen Geschmack, aber ansonsten in Ordnung.« Er blätterte weiter. »Er hat uns sogar endlich von den Amis befreit«, fügte er hinzu, als er die Nachrichten auf Seite vier in Augenschein genommen hatte.
»Es war doch wohl eher George Bush, der den Stützpunkt in Keflavík geschlossen hat«, korrigierte Ragnhildur. »Nicht Gott.«
»Was sind denn das für kommunistische Anschauungen, Weib? Willst du mir weismachen, dass Bush nicht der Vertreter der Allmacht auf Erden ist?« Er blätterte weiter und überflog die Seiten schnell und mit begrenztem Interesse. Doch auf einmal stieß er auf eine Nachricht, die er aufmerksam las. Anschließend lachte er laut auf.
»Was ist denn da so lustig?«, fragte Ragnhildur.
»Nichts«, sagte Stefán, »da ist genau genommen gar nichts lustig, wenn man es richtig bedenkt.« Er drehte die Zeitung um und schob sie Ragnhildur hin. »Wer von euch ohne Sünde ist«, sagte er, »der kann trotzdem im Knast landen … Erinnerst du dich an diesen Spielhöllenraub in einer von den sogenannten Goldgruben?«, fragte er dann.
»Nein, nicht so richtig«, sagte Ragnhildur.
»Lies das«, sagte Stefán. Ragnhildur las.
Goldgrubenräuber streitet immer noch ab
Gestern kam der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens im sogenannten Goldgrubenraub beim Bezirksgericht in Reykjavík zur Verhandlung. Aus zuverlässigen rechtskundigen Quellen verlautet, dass diesem Antrag wohl nicht stattgegeben wird, zumal kein neues Beweismaterial aufgetaucht ist, seitdem das Urteil um diese Zeit im vergangenen Jahr erging. Die Vorgeschichte ist die, dass am 12. Februar des vergangenen Jahres eine Tasche mit mehr als 16 Millionen Kronen Inhalt abhandenkam. Eine Aushilfskraft der Firma Security Cars war an dem Tag unterwegs, um die Geldscheinwechselautomaten in den Spielotheken zu leeren. Es war bereits die fünfte Goldgrube, die er an diesem Tag aufsuchte. Der Geldbote hat immer behauptet, die Geldtasche im Kofferraum des Autos eingeschlossen zu haben, das ihm zur Verfügung gestellt worden war, nachdem der Geldtransporter, mit dem er am Morgen losgefahren war, einen Motorschaden gehabt hatte. Er behauptet, er habe den Deckel des Kofferraums zugeschlagen, nachdem er die Tasche dort deponiert hatte, und den Wagen anschließend ordnungsgemäß mit der Zentralverriegelung abgeschlossen, bevor er zum Kiosk neben dem Nettó-Billigmarkt ging, um sich eine Schachtel Zigaretten zu kaufen. Als er bei der nächsten Goldgrube vorfuhr, war die Tasche angeblich verschwunden. Den Informationen von Fréttablaðið zufolge wird der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens mit den Berichten von Versicherungsgesellschaften begründet, aus
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