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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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das Geständnis …« Erstaunt und ärgerlich über sich selber schüttelte er den Kopf.
    »Bei dir hat es nur in einem Punkt gehapert«, sagte Guðni, »du hast den Faktor Säufer nicht einbezogen. Ein Säufer ist in erster Line Säufer, alles andere ist nebensächlich. Die Arbeit, die Familie, sogar Gott, die kommen immer erst an zweiter Stelle, wenn die Leute diese Stufe erreicht haben. Das kannst du mir glauben. Und das, was du uns da immer vorleierst, wie war das noch? Je schwerer das Verbrechen …?«
    »Desto stärker das Bedürfnis, es zu gestehen«, führte Stefán den Satz zu Ende. »Und je größer die Kluft zwischen der Schwere des Verbrechens und dem geistigem Format des Täters, desto kürzer ist die Zeit bis zum Geständnis. So ungefähr lautet diese Theorie, und sie stammt nicht von mir. Das ist erforscht und genauestens untersucht worden, das Gewissen lässt den Leuten einfach keine …«
    »Ja, ja, ich weiß schon«, fiel ihm Guðni ins Wort. »Aber damit so etwas wie ein Gewissen zum Zuge kommen kann, muss es erst mal vorhanden sein. Und bei deiner Gleichung fehlt einfach der Schnaps, der dämpft nämlich Gewissensbisse verdammt gut ab. Und eins kann ich dir sagen«, fügte er grinsend hinzu, »Gleichungen ohne Schnaps, die hauen einfach nicht hin.«
    »Vielleicht«, räumte Stefán zögernd ein. »Ich werde das in Zukunft beherzigen. Aber komisch ist, dass er uns anderthalb Jahre, nachdem er Ólafur umgebracht hat, an sein Krankenbett ruft und alles gesteht … Sehr komisch.«
    »Nein«, widersprach Guðni, »das ist überhaupt nicht komisch. Erstens: In der Zwischenzeit ist natürlich die Leiche gefunden worden, und dadurch entsteht eine völlig neue Situation. Jetzt treten wir auf den Plan und wühlen in allem herum. Und da kriegt er es mit der Angst zu tun, dass wir ihm auf die Spur kommen. Wie war das noch, sind Gewissensbisse nicht nur die Angst davor, dass man entlarvt wird?«
    »Das hat zwar irgendjemand mal so formuliert, aber …«, entgegnete Stefán kopfschüttelnd.
    »Ja, ja, du willst das nicht glauben, aber das ist nur eine Variante deiner heißgeliebten Theorie über den Geständnisdruck oder wie du das nennen willst. Und im Übrigen bist du ganz einfach viel zu weich, mein lieber Stefán. Und zweitens: Úlfur hat einfach eine Scheißangst davor, selber zu krepieren. Das kann ich dir sagen, das Gefühl kann einen schon richtig irre im Kopf machen«, sagte Guðni mit gedämpfter Stimme, »wenn man glaubt, dass es vorbei ist. Da kann man schon ziemlich viel verrücktes Zeug von sich geben.«
    Stefán wusste nicht so recht, wie er auf dieses Statement reagieren sollte, und ging deswegen nicht darauf ein.
    »Und drittens«, sagte Guðni, der nach der Schachtel mit den London Docks tastete.
    »Drittens was?«, fragte Stefán.
    Guðni zog einen halb zerkauten Stumpen aus der Schachtel, der an seinen Platz im linken Mundwinkel wanderte. »Drittens hat der Kerl doch jetzt schon seit Wochen keinen Tropfen Alkohol mehr gekriegt. Und das kann jeden richtigen Säufer dazu bringen, nach seiner Mama zu winseln und alles zu beichten, das sag ich dir.«

IV
Oktober 2006

»Und wie geht’s meinem Herrn Kriminaloberkommissar heute?«, fragte Ragnhildur und verpasste Stefán einen Schmatz in den Nacken. Der brummte etwas vor sich hin und rührte weiter in seiner Tasse. Der September und bislang auch der Oktober waren sonniger und sehr viel weniger stürmisch gewesen als sämtliche Sommermonate zusammengenommen, und insgesamt gesehen fühlte er sich ziemlich wohl. Lalli Fett war zwar immer noch auf freiem Fuß, niemand war bislang wegen Mordes an Ási Stero angeklagt worden, und es hatte nicht den Anschein, als würde es in absehbarer Zeit dazu kommen. Und sie hatten auch immer noch keine Ahnung, auf welche Weise Ólafur zu seinem Reichtum gekommen war. Und das machte Stefán zu schaffen.
    Zum Ausgleich dafür hatte sich Stefán königlich über den Abhörzirkus amüsiert, und außerdem war die Kartoffelernte wesentlich besser ausgefallen, als er zu hoffen gewagt hatte. Und es sah ganz danach aus, als würde Úlfur für den Mord an Ólafur verurteilt werden. Er hatte zwar vor einer Woche aus irgendwelchen Gründen sein Geständnis widerrufen, doch das, was er auf dem Diktafon ohne jeglichen Zwang gesagt hatte, war juristisch gesehen unanfechtbar. Katrín und Árni waren beide Zeugen, und das würde vollkommen ausreichen, um ihn zu verurteilen, da bestand für Stefán kein Zweifel. Und zudem würden

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