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Joyland

Titel: Joyland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Purdey-Flinte aufgeklappt über dem Arm, da und hielt mit der freien Hand ein blaues Band in die Kamera. Neben dem lächelnden Mädchen prangte ein Polizeifoto von Lane Hardy mit einundzwanzig, nachdem er in San Diego – unter seinem richtigen Namen Leonard Hopgood – wegen unsittlichem Verhalten in der Öffentlichkeit verhaftet worden war. Die beiden Bilder hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die Schlagzeile lautete: DIE SCHÖNE UND DAS BIEST.
    Ich wurde in den Zeitungen in North Carolina erwähnt, in den Boulevardblättern allerdings so gut wie nicht. Wahrscheinlich war ich nicht sexy genug.
    Mike fand es total cool, eine Heldenmama zu haben. Annie war das ganze Theater zuwider, und sie konnte es nicht erwarten, dass die Medien sich dem nächsten großen Ding zuwandten. Vor Jahren, als sie das schwarze Schaf der heiligen Familie gewesen war und in allen möglichen Spelunken in Greenwich Village auf der Bar getanzt hatte, war bereits mehr über sie berichtet worden, als ihr lieb gewesen war. Sie gab keine Interviews, und unser Abschiedspicknick hielten wir in der Küche ab. Dabei waren wir sogar zu fünft. Milo saß unter dem Tisch und hoffte auf Essensreste, und Jesus – in Gestalt von Mikes Drachen – hatten wir auf einen Stuhl gestellt.
    Ihre Koffer standen in der Diele bereit. Nach dem Essen würde ich sie zum Flughafen fahren. Ein Privatjet, zur Verfügung gestellt von Buddy Ross Ministries, Inc., würde sie nach Chicago bringen. Und damit hinaus aus meinem Leben. Die Polizeibehörde von Heaven's Bay (ganz zu schweigen von der State Police North Carolinas und vielleicht sogar vom FBI) würde bestimmt noch ein paar Fragen an sie haben, und wahrscheinlich würde sie irgendwann zurückkommen und vor einem Geschworenengericht aussagen müssen, aber das war kein Problem. Sie war die Heldenmama, und dank dem Kugelschreiber in ihrem Handschuhfach würde in der Post nie ein Foto von Mike mit der Schlagzeile HELLSEHER UND RETTER abgedruckt werden.
    Unsere Geschichte war denkbar einfach, und Mike spielte darin keine Rolle. Ich hätte angefangen, mich für den Mord an Linda Gray zu interessieren, weil eine Legende besage, in der Geisterbahn von Joyland spuke es. Dafür hätte ich meine naseweise Freundin und – für einen Sommer lang – Kollegin Erin Cook um Hilfe gebeten. Die Fotografien von Linda Gray und ihrem Mörder erinnerten mich an jemand, aber der Groschen sei erst nach Mikes Tag in Joyland gefallen. Bevor ich die Polizei hätte anrufen können, habe Lane Hardy mich angerufen und damit gedroht, Annie und Mike umzubringen, wenn ich nicht sofort nach Joyland käme. Das entsprach bislang alles der Wahrheit, nur jetzt kam eine kleine Lüge: Ich hätte Annies Telefonnummer gehabt, damit ich sie anrufen könne, falls sich an Mikes Ausflug in den Park etwas ändern sollte. (Ich zeigte dem Ermittlungsbeamten die Karte, aber er warf kaum einen Blick darauf.) Ich erzählte, dass ich, bevor ich nach Joyland gefahren sei, von Mrs. Shoplaws Wohnzimmer aus Annie angerufen und ihr gesagt hätte, sie solle alle Türen verriegeln, die Polizei anrufen und bleiben, wo sie sei. Sie habe wirklich alle Türen verriegelt, aber sie sei nicht geblieben, wo sie gewesen sei. Und die Polizei habe sie auch nicht angerufen. Sie habe befürchtet, dass Hardy mich töten würde, wenn er das Blaulicht sehe. Also habe sie eines der Gewehre aus dem Safe genommen und sei Lane mit ausgeschalteten Scheinwerfern in der Hoffnung gefolgt, ihn zu überraschen. Was ja auch geklappt habe. Das Ergebnis? Die Heldenmama.
    »Wie hat dein Vater das alles aufgenommen, Dev?«, fragte Annie.
    »Du meinst, abgesehen davon, dass er nach Chicago kommen und bis an sein Lebensende deinen Wagen waschen will?« Sie lachte, aber mein Vater hatte das tatsächlich gesagt. »So weit ganz gut. Nächsten Monat fahre ich nach New Hampshire zurück. Wir werden Thanksgiving zusammen verbringen. Fred hat mich gebeten, so lange hierzubleiben und ihm zu helfen, den Park winterfest zu machen. Ich habe zugesagt. Ich kann das Geld immer noch gut gebrauchen.«
    »Für die Uni?«
    »Genau. Im Frühjahrssemester fange ich wohl wieder an. Dad schickt mir eine Anmeldung.«
    »Gut. Da gehörst du auch hin. Nicht in einen Vergnügungspark, wo du Gondeln lackierst und Glühbirnen auswechselst.«
    »Und Sie kommen uns in Chicago auch bestimmt besuchen?«, fragte Mike. »Bevor ich zu krank werde?«
    Annie rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her, sagte aber nichts.
    »Muss ich

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