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Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers

Titel: Jürgen Zöller Selbst - Aus dem Leben des BAP-Trommlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Zoller Selbst
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Erdgeschoss waren die Eltern unüberhörbar lautstark am Streiten. Die Theise-Oma war zu Besuch, sie ging als erste nach dem Rechten sehen, in ihrem Windschatten segelte Jürgen voll dumpfer Ahnung die Treppe hinunter. Im Schlafzimmer der Großeltern standen seine Eltern und brüllten sich Unflätiges an die Köpfe. In dem Moment, als er die Tür aufmachte, ging auf Rudis Kopf eine gläserne Nachttischlampe zu Bruch. Oh Gott, seine Mutter haute dem Vater eine Lampe auf den Kopf. Was konnte da los sein? Kaum hatte er sich von dem Schrecken erholt, hörte er sie sagen: „Und jetzt erzähl’ ich es ihm. Dass du gar nicht sein Vater bist!“ Ihm? Damit konnte nur er gemeint sein. Also hatte diese Ingrid doch recht, rumorte es in seinem Kopf. Rudi heulte, alle waren wie gelähmt, Jürgen tröstete den Mann, der von diesem Moment nicht mehr sein Vater war und beschloss zugleich: „Von dem lasse ich mir nichts mehr sagen, der ist ja gar nicht mein Vater.“ Soso. Roger heißt mein richtiger Vater, ein Franzose. Das ganze Dorf hat es gewusst, nur ich nicht, warum? Fragte er sich später, nachdem er seine Mutter mit magerem Erfolg ausgequetscht hatte. Die Antwort auf diese Fragen bekam er nicht und vieles wurde erst später klar: Der vergebliche Versuch, ein normales Familienleben zu spielen. Vergeblich, weil die beiden sowieso immer stritten, weil Rudi Gerda vorwarf, einen Liebhaber zu haben. Ihr ältester Sohn wurde als Überbringer von Liebesbriefen eingespannt, und machte das alles – ohne zu fragen oder etwas zu ahnen. In diesem Moment wusste er: Er ist eben jetzt der Sohn seiner Mutter, das ist die eine Welt. Auf der anderen Seite der Welt gibt es dieses Ehepaar, die Menschen, die eben noch seine Eltern gewesen waren, und jetzt seine Mutter und Rudi sind, die zusammen zwei Söhne haben. Seine Halbbrüder. So stritten sie denn auch: „Dein Sohn, meine Söhne“ alles drin auf der nach oben offenen Klischeeskala für verkrachte Ehepaare. „Ha!“ lachte sich Jürgen mit etwas Abstand zu all dem Schlamassel ins Fäustchen. Sollten sie ihn doch alle am Arsch lecken, die Strammsteherzieher, die Merkelbach-Kompanie „Vereinigte Prügelpädagogen“, die Volksliedsänger und Deutschtümler, die Dorfmuffel. „Ich bin Halbfranzose!“ Eines Tages würde er diesen Roger aufstöbern. Ziemlich abenteuerlich, geheimnisvoll und romantisch stellte er sich das vor. Das ist doch schon was, was eigenes. Oh du schöner Westerwald …

    JÜRGEN ZÖLLER … SELBST: Bei gefahrlichen Abenteuern, den Zeiten des Drogenkonsums usw., kam ich dann immer wieder auf den Punkt: Du hast ganz einfach bestimmte Dinge nicht gelernt, weil du nicht dieses Vater-Sohn-Verhaltnis hattest. Es wurde einfach abgebrochen, gerade in der Zeit der Pubertät wäre das wichtig gewesen, aber da war ich schon unkontrollierbar geworden. Mir fehlte der Schutz. Vielleicht ist das eine Erklärung für meine späteren Ausschweifungen und riskanten Spielchen …

     

2
Wo die Musik spielt: vom Tanzbrunnen zum Kronenwirt …
     
    „Max Greger spielt im Tanzbrunnen!“ 1959 war es und es war ein Muss, eine Pilgerfahrt für die Vergnügungen selten abgeneigte Oma Maria, und für Gerda und Jürgen natürlich auch. Der
Tanzbrunnen
war die Attraktion, ein richtiger Vergnügungs-Kurpark direkt am Rhein mit allerhand Lustbarkeiten, zunehmende Tendenz seit der Eröffnung 1928. Dorthin gingen die Kölner, wenn schönes Wetter war. An diesem Tag war der Magnet wieder einmal die überdachte Freilichtbühne bei dem großen Brunnen, denn da spielte die Musik, und was für eine! Halb Köln war unterwegs zu der riesigen Tanzfläche über dem Brunnen, Familienausflug mit Unterhaltungsprogramm. Mensch, Max Greger! Deutschland hatte nicht gerade eine Bigband-Tradition, umso mehr fiel dieser Münchner Tenorsaxophonist auf. Er war der erste „richtige“ deutsche Bigbandleader. Als die Karawane aus Bickendorf gen
Tanzbrunnen
wallfahrte, war Max Greger schon eine Art berühmt-berüchtigter Revoluzzer: 1954 hatte er mit „Take The A-Train“ den Traditionalisten einen Schock versetzt. Swing mochten nicht alle Deutschen damals. Es war ja auch mal richtig verboten gewesen, vor nicht allzu langer Zeit. Das war ja vielleicht in Ordnung gewesen so. Und Recht und … Denn was damals Recht war, konnte doch jetzt … nicht? Oder? Jawoll!
    Jürgen staunte ganz schön, als die Band zu spielen anfing. Drei Trompeter, eine Posaune, fünf Saxophone. Und es klang wirklich so scharfkantig wie Glenn

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