Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
an, als Luke den Mund zu einem Lächeln verzog. Einem richtigen Lächeln, das sein Gesicht völlig veränderte. Die Linien um Mund und Nase vertieften sich, aber in seinen Augen blitzte etwas auf, so faszinierend, dass Anna wie gebannt war.
Es verschwand jedoch schnell wieder, und sie hatte das Gefühl, dass er ihr einen Blick auf eine Seite von ihm erlaubt hatte, die er sonst gut verbarg.
Ein unerklärliches Gefühl breitete sich tief in ihr aus wie eine warme Woge. Anna wusste, dass sie diesen Moment nie mehr vergessen würde.
„Ein toller Name“, sagte sie weich. „Crash?“
Der große Welpe zappelte ungeduldig in ihren Armen und sah sie an. Er versuchte, die Ohren zu spitzen, aber sie waren zu schwer und standen seitlich ab, was ihm ein drolliges Aussehen verlieh. Braune Knopfaugen richteten sich vertrauensvoll auf Anna, und dann klopfte der Hund beifällig mit dem buschigen Schwanz auf den Boden. Das Rascheln von Zeitungspapier begleitete das dumpfe Geräusch.
„Hey, er findet ihn gut“, verkündete Anna. Lächelnd blickte sie auf. „Danke.“
„Gern geschehen“, antwortete Luke, erwiderte ihr Lächeln jedoch nicht. Geschmeidig erhob er sich.
Er will gehen. Seltsamerweise empfand sie plötzlich so etwas wie Panik.
„Möchten Sie … einen Kaffee?“, hörte sie sich sagen. „Oder Tee?“
„Nein danke. Sie haben zu tun, und ich will nach Penhally Bay. Ich lasse Ihnen die Fachzeitschrift da.“ Luke legte sie auf die Kommode im Flur. „Der Artikel über restriktive Kardiomyopathie ist gut. Ich dachte, das interessiert Sie vielleicht.“
Die Erwähnung der Arbeit kam gerade rechtzeitig. Luke war ein Kollege, mehr nicht. Was hatte sie sich eigentlich dabei gedacht, ihm lang und breit von ihrem Hund zu erzählen?
Verlegen kam Anna vom Boden hoch. „Danke, sehr aufmerksam von Ihnen“, bemühte sie sich um einen sachlichen Tonfall und fügte höflich hinzu: „Ich bringe Sie noch zur Tür.“
„Nicht nötig.“ Luke wandte sich um, zögerte dann jedoch. „Eigentlich wollte ich Ihnen noch etwas sagen.“
„Was denn?“
Er schien sich einen Ruck zu geben. „Wie es aussieht, haben Sie den Vorfall bei Colin Herberts Operation nicht gemeldet. Jedenfalls habe ich nichts dergleichen gehört.“
„Das ist richtig.“
„Warum nicht?“
„Weil Sie sagten, dass es nicht wieder vorkommt.“ Und weil ich dir glaube, fügte sie stumm hinzu. Ich vertraue dir.
Luke schwieg und sah sie nur an. Sekunden verstrichen. „Danke“, sagte er schließlich, drehte sich um und ging.
Anna rührte sich nicht. Sie lauschte, als ihre Haustür zufiel, hörte, wie ein Motor ansprang und dann, dass ein Wagen sich entfernte.
Sie bewegte sich immer noch nicht. Ohne dass sie etwas dagegen tun konnte, passierte etwas mit ihr. Die harte Schale, hinter der sie ihre Gefühle, ihre Träume und Sehnsüchte verbarg, brach auf. Anna spürte Lukes Gegenwart in diesem Zimmer, obwohl er längst gegangen war. Sie sah ihn vor sich, sah sein wundervolles Lächeln, und sie empfand plötzlich eine Zärtlichkeit, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
Klug oder nicht, aber sie ergab sich diesem Gefühl und erlaubte sich, ein wenig zu träumen …
Der Knall zerriss ihm fast das Trommelfell, und er spürte die Wucht der Detonation im ganzen Körper. Durch das schmerzende Ohrensausen hörte er seine Kameraden fluchen. Und die Schreie.
„Raus hier!“
„In Deckung!“
Kugeln schlugen in ihr gepanzertes Fahrzeug ein. Ein gellender Schrei durchdrang das Chaos, jemand war getroffen worden.
Panik brach aus.
Er fühlte die Hitze. Nicht die kräftezehrende Wärme der Wüstensonne, an die er sich schon fast gewöhnt hatte, sondern die tödliche Glut der Flammen, gefährlicher noch als der Kugelhagel.
Der Staub nahm ihm die Sicht, wurde dichter. Ein Hubschrauber näherte sich, das Knattern der Rotoren war deutlich zu hören, aber die Hilfe würde zu spät kommen. Die Luft zum Atmen wurde knapp. Er schmeckte den Staub, schmeckte mit ihm den Geruch von Blut.
Seine Kameraden brauchten Hilfe. Der Fahrer war über dem Steuer zusammengesackt, andere bluteten aus mehreren Wunden. Der junge Sanitäter heulte, hatte Todesangst.
Er fühlte, wie die gleiche Angst auch ihn zu lähmen drohte. Sein Bein schmerzte furchtbar. Er konnte nicht atmen, sich nicht bewegen …
Sie waren seine Brüder, diese Männer. Alle. Und er würde zusehen müssen, wie sie starben.
Er würde auch sterben. Er sah die schemenhaften Umrisse der Feinde, die durch
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