Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
weißer Lattenzaun.
Hätte ihn jemand gefragt, wie er sich Dr. Bartletts Wohnung vorstellte, Luke hätte auf ein modernes Apartment getippt, in einem kubischen Gebäude, minimalistisch eingerichtet und ohne persönliche Note.
Vor diesem Cottage jedoch blieben sicher ständig Touristen stehen, um es zu fotografieren und sich ein typisches Andenken an das malerische Cornwall mitzunehmen. Wahrscheinlich hatte es sogar einen Namen, der unter den Ranken, die den Zaun bedeckten, verborgen war. Luke vermutete Bay View Cottage oder so ähnlich, weil man von hier aus einen herrlichen Ausblick auf die Bucht und das Fischerstädtchen Penhally Bay hatte. Um an den Strand zu gelangen, brauchte man nur den Hügel hinabzugehen. Dieser Teil der Küste gehörte sicher zu den Surferparadiesen, für die die Gegend bekannt war.
Er stellte den Wagen ab und ging noch ein paar Schritte zu Fuß. Und tatsächlich, hinter den zerklüfteten Granitsteinen sah er einen schmalen Streifen mit schneeweißem Sand. Das Cottage mochte heruntergekommen sein, aber das Land war bestimmt einiges wert. Wäre es näher an St. Piran oder Penhally Bay gelegen, hätte man schon ein Vermögen hinblättern müssen, um es zu erwerben. Hatte Anna es deshalb gekauft? Als Kapitalanlage?
Ja, das passte schon eher als die Vorstellung, dass Dr. Bartlett sich hier wirklich zu Hause fühlte. Luke stand vor der Tür, zögerte aber noch, zu klopfen. Einen Briefkasten hatte er nicht gesehen, sonst hätte er die Fachzeitschrift einfach eingesteckt und Anna am Montag alles erklärt.
Ich könnte sie auch auf die Fußmatte … Der Gedanke war noch nicht zu Ende gedacht, da drang ein lautes Scheppern aus dem Cottage. Ähnlich dem, das er Anfang der Woche in der Kantine gehört hatte.
Diesmal folgte kein Aufschrei, sondern Schweigen und dann ein Ausruf, bedauernd und unverkennbar von Anna.
„Oh nein!“
4. KAPITEL
„Anna?“ Luke hielt sich nicht damit auf, erst zu klopfen. Er drehte am Türknauf, stellte fest, dass nicht abgeschlossen war, und schob die Tür auf. „Alles in Ordnung?“
Keine Antwort.
Luke ging den schmalen Flur entlang. Wieder hörte er Annas Stimme. Sie klang jetzt ruhiger, besänftigend.
„Schon gut“, sagte sie. „Armes Baby, da hast du dir selbst einen ganz schönen Schrecken eingejagt, was?“
Luke verstand gar nichts mehr. „Anna?“
„Wer ist da?“
„Ich“, sagte er, als er das Zimmer zu seiner Rechten betrat.
„Luke? Ach, du meine Güte! Was machen Sie denn hier?“
Sie klang überrascht. Nein, mehr als das, entsetzt. Luke öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber die Worte kamen nicht. War das wirklich Anna?
Sie saß auf dem Fußboden und hatte die Arme um einen großen, zappeligen Hund geschlungen, der fiepend versuchte, ihr das Gesicht abzulecken. Um sie herum bedeckte Zeitungspapier den gesamten Boden, Luke entdeckte ein paar Farbeimer, und hinter ihr lag eine umgestürzte Aluleiter.
„Ich war auf dem Weg nach Penhally Bay. Ich habe den Krach gehört.“
„Von der Straße aus?“
„Nein … Ich … Also, ich wollte Ihnen einen Artikel vorbeibringen und …“ Luke hatte Mühe, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen, und gab schließlich auf. Ungläubig musterte er Anna. Die ausgeblichene, löchrige Jeans, das farbbekleckste Sweatshirt, das seidige schimmernde Haar, das ihr in weichen Wellen auf die Schultern fiel … die großen grünen Augen, mit denen sie ihn verwirrt ansah.
Luke senkte den Blick. Der Hund starrte ihn ebenfalls an, wachsam, während er sich noch näher an Anna drängte. Er zitterte.
„Was hat der Hund?“
„Angst.“
„Wovor?“
„Vor Ihnen.“
Ich sollte auch Angst haben, dachte Anna. Ein großer, kräftiger Mann, den sie kaum kannte, war gerade ungebeten in ihr Haus eingedrungen. In ihr Schlafzimmer. Nun ja, es würde wieder ihr Schlafzimmer sein, wenn sie erst mit dem Renovieren fertig war. Im Moment herrschte hier Chaos.
Wie in ihrem Kopf.
Luke trug Jeans, die sicher genauso alt waren wie ihre. Dazu einen schwarzen Wollpullover, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgeschoben hatte. Seine Haare waren windzerzaust, und er wirkte angespannt, bereit zu handeln, einzugreifen. Um ein Leben zu retten oder wie der edle Ritter einer Jungfer in Not beizustehen.
Er hatte gedacht, dass sie in Gefahr war.
Er war in ihr Haus gekommen, um sie zu retten.
Und nun stand er da, rau und grimmig und … einfach atemberaubend.
Zum Glück hatte sie den Hund im Arm, sonst wäre sie noch
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