Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
wieder bei uns.“
„Ja“, antwortete Luke knapp, um zu signalisieren, dass er nicht bereit war, über den Davenport-Jungen zu reden, der nie mehr zurückkommen würde.
Der Krankenhausdirektor verstand den Wink, und sekundenlang herrschte Schweigen.
„Was macht dein Bein?“, fragte Albert White schließlich.
„Es ist noch dran, und es funktioniert“, entgegnete er trocken. „Ich habe keinen Grund, mich zu beschweren.“
Albert lachte leise. „Nach allem, was ich gehört habe, scheint es sogar sehr gut zu funktionieren. Wie war das noch in der Kantine? Gehört es eigentlich zu deiner Stellenbeschreibung, über Schränke zu springen?“
Luke zwang sich zu einem Lächeln. „Eher nicht.“
„Wie auch immer, das war gute Arbeit. Der Patient ist anscheinend auf dem Weg der Besserung.“
„Ja. Dr. Bartlett hat heute einen vierfachen Bypass bei ihm gelegt. Sie ist eine exzellente Chirurgin.“
„In der Tat.“ Albert wirkte erleichtert. „Also alles in Ordnung? Ihr seid ein Team?“
Luke konnte nicht den geringsten Hinweis darauf entdecken, dass der Direktor irgendwelche Geständnisse erwartete. Er überlegte, ob er den Vorfall von sich aus ansprechen sollte, aber da Anna anscheinend nichts gesagt hatte, beschloss er, ihre Entscheidung zu respektieren.
„Nicht dass ich Probleme erwartet hätte“, fuhr Albert jovial fort. „Aber es war beruhigend zu hören, wie Anna dich neulich gelobt hat. Nach einer Perikardektomie, wenn ich richtig informiert bin?“
„Nun … ja. Meine erste OP. Was hat sie gesagt?“
„Dass du den gesamten Eingriff ohne Herz-Lungen-Maschine durchgeführt hast. Und dass sie die Chance, etwas Neues zu erfahren, sehr begrüßt hat.“
Neues bezüglich der Technik oder Neues über mich?
Was auch immer, Luke begriff, dass er nur aus einem Grund ins Büro des Krankenhausdirektors gerufen worden war: Albert wollte ihn persönlich willkommen heißen.
„Komm bei Gelegenheit zum Abendessen zu uns. Joan würde sich auch freuen.“
„Gern“, antwortete er höflich und verabschiedete sich.
Als er den Flur entlangging, dachte er an Anna. Sie hatte eine Woche lang Zeit gehabt, den Vorfall zu melden, und es dennoch nicht getan.
Warum nicht?
Natürlich war er ihr dafür dankbar, doch es verwirrte ihn. Immerhin war sie seiner Meinung gewesen, als er sagte, dass er so eine Nachlässigkeit nicht dulden würde. Und doch ließ sie ihm seine durchgehen.
Warum?
Luke hätte sie am liebsten sofort darauf angesprochen, aber es war schon spät, sie hatte längst Dienstschluss. An ihre Adresse kam er leicht, musste aber feststellen, dass Anna nicht in St. Piran wohnte, sondern an der gewundenen Küstenstraße, die nach Penhally Bay führte.
Sollte er sie anrufen? Nein, in Anbetracht der Umstände wäre das zu unpersönlich. Aber hinfahren? Zwanzig Minuten Autofahrt, um in einer kleinen Siedlung von ein paar Häusern nach Einbruch der Dunkelheit an eine Tür zu klopfen? Das erschien ihm nun wieder zu persönlich.
Am nächsten Morgen erschien es ihm nicht mehr ganz so abwegig. Vielleicht lag es daran, dass ihn strahlend heller Sonnenschein empfing. Nach Tagen mit grauem Himmel und Regenschauern hatte ein kräftiger Wind die Wolken von der Küste weg ins Landesinnere getrieben, und die Sonne ließ die Temperatur um ein, zwei Grad steigen.
In der aufgewühlten Brandung hatte das Schwimmen einen wahren Adrenalinkick bewirkt, und sein Bein hatte nicht protestiert, als Luke langsam über den weichen Sand joggte.
Ja, zum ersten Mal seit seiner Rückkehr nach St. Piran erschien ihm dieser Tag nicht so trostlos wie die vorangegangenen. Der Gedanke, nach Penhally Bay zu fahren, Erinnerungen an früher zuzulassen, erschien ihm plötzlich verlockend.
Und dann hatte er gestern Abend einen hochinteressanten Artikel über Herzmuskelversteifung gelesen. Zwar konnte er auch bis Montag warten, um ihn Anna zu geben, aber wenn er ihn im Auto hatte, könnte er auf dem Weg kurz bei ihr vorbeischauen. Wenn er wollte.
Er wollte.
Spätestens als sein Blick auf den Straßennamen fiel, der in ihrer Adresse stand. Man konnte gar nicht vorbeifahren, ohne ihn zu bemerken. Auch ihr Haus fand er schnell, und es machte ihn neugierig.
Haus war vielleicht etwas übertrieben. Eher ein Cottage, mit Sprossenfenstern und einem immergrünen Klettergewächs, das über die verwitterten Dachschindeln kroch und dem Häuschen etwas Verwunschenes verlieh. Der kleine Garten war verwildert, und um das Grundstück zog sich ein
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