Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
Mehrzahl der Anwesenden. Die meisten hielten ein Sektglas in der Hand, viele tranken Wein oder Bier und waren schon richtig in Stimmung.
Sie kam sich vor wie eine Insel, eine öde, verlassene Felseninsel in einem Meer fröhlicher Geselligkeit. Wahrscheinlich war sie im gesamten Saal die Einzige, die nicht einmal ein Stück Lametta im Haar hatte.
Und dann entdeckte sie Luke.
Auch eine Insel. Noch unwirtlicher, felsiger, seiner Körpersprache nach zu urteilen. Steif und aufrecht stand er da, mit düsterer Miene. Bei ihm waren jedoch vertraute Gesichter, und Anna ging zu ihnen.
„Hallo, Anna. Frohe Weihnachten!“
„Danke, Ben. Hi, Lucy.“ Anna lächelte Bens Frau an und sah auf das Baby, das sie im Tragetuch hielt. „Ich habe gehört, dass Sie neuen Familienzuwachs haben. Herzlichen Glückwunsch.“
„Danke. Ja, das ist Kitty. Sie ist zehn Wochen alt.“
Hinter Lucys Beinen lugte ein kleines Mädchen neugierig hervor.
„Und dies muss Annabel sein.“ Anna erinnerte sich an die Geschichte, die Ben ihr mal erzählt hatte. „Sie hat bald Geburtstag, nicht?“
„Heiligabend, ja“, entgegnete Lucy.
„Unsere kleine Partymaus.“ Ben grinste. „Sie liebt Feste.“ Er hielt seinen kleinen Sohn Josh an der Hand und beugte sich jetzt zu seiner Tochter herunter. „Magst du Dr. Anna sagen, wie alt du wirst, Schatz?“
„Trei“, sagte Annabel schüchtern. Als Ben sie am Hals kitzelte, fing sie an zu kichern.
Wer würde nicht lächeln, wenn er ein Kind fröhlich lachen hörte? Anna blickte auf und sah auch Luke lächeln, ähnlich wie neulich bei ihr zu Hause. Es war ein echtes Lächeln.
Aber es verschwand viel zu schnell, und Luke stand mit ausdrucksloser Miene da. Um sie herum ertönte immer wieder schallendes Gelächter, sodass Anna sich plötzlich wünschte, auch ihn lachen zu hören. Unbeschwert und aus vollem Hals, in einem glücklichen Moment. Die Vorstellung, dass er es nie tat, brach ihr fast das Herz. Widerstrebend wandte sie den Blick ab – und sah in ein anderes lächelndes Gesicht.
Doch auch Josh O’Haras Lächeln wirkte gezwungen, und die schmale Blondine an seiner Seite lächelte überhaupt nicht. Sie leerte ihr Weinglas in einem Zug.
Der Chefarzt der Notaufnahme hatte Annas Blick aufgefangen. „Anna?“, begann er. „Sie kennen meine Frau noch nicht. Darf ich vorstellen: Rebecca. Rebecca, das ist Dr. Bartlett.“
Charlotte und James Alexander gesellten sich zu der Gruppe, und bei ihnen war ein Mann, den Anna als Nick Roberts erkannte. Er leitete die Gemeinschaftspraxis in Penhally Bay.
„Hat jemand Kate gesehen?“, fragte er. „Ich hatte ihr gesagt, sie soll ruhig hier vorbeischauen, während ich noch oben bei meiner Patientin bin. Aber in diesem Gewühl habe ich sie noch nicht entdeckt.“
„Nick!“ Ben trat auf seinen Schwiegervater zu. „Dann warst du also schon bei Mrs Jennings?“
„Ja. Die Hüftoperation ist gut verlaufen. Zum Jahreswechsel kann Mrs Jennings sicher nach Hause entlassen werden.“
„Wie geht es Jem?“, fragte Anna. „Sein Unfall hat uns hier lange beschäftigt.“
„Ausgezeichnet. Seit September geht er aufs Gymnasium und fühlt sich wohl dort. Manchmal ist er schnell erschöpft, aber das ist normal. Für uns alle war es ein aufregendes Jahr.“
„Oh ja.“ Charlotte lächelte. „Deshalb wird es auch ein ganz besonderes Weihnachtsfest für euch. Das erste, das ihr als Familie zusammen feiert.“
„Es wird wundervoll – vorausgesetzt, ich finde meine Frau. Entschuldigt mich. Ich wünsche euch noch viel Spaß. Hoppla!“ Fast wäre er mit einem Kellner zusammengestoßen, der ein Tablett sprudelnder Sektgläser balancierte.
Anna fing Lukes Blick auf. Luke fühlte sich hier genauso unwohl wie sie.
Woanders wäre es besser, schlug sie ihm stumm vor, während sie ihn anlächelte. Ohne die vielen Menschen, den Krach. Irgendwo, wo sie allein sein konnten. Zusammen. Sicher bildete sie sich etwas ein, aber es kam ihr vor, als stimmte Luke ihr stillschweigend zu.
„Möchten Sie einen Sekt, Anna?“, fragte jemand.
„Nein, vielen Dank. Ich muss noch nach einigen Patienten sehen, bevor ich nach Hause fahre.“
„Für mich auch keinen“, erklärte Charlotte fröhlich.
James legte den Arm um sie. „Ich leiste meiner Frau Gesellschaft.“
„Ach ja?“ Ben lächelte breit. „Wie lange, wenn ich fragen darf? Sieben, acht Monate, vielleicht?“
„Ja, ich weiß, wir hätten es euch längst sagen sollen.“
Das Tablett war noch in Reichweite,
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