Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
lässt du mich auch fühlen. Ich spüre es, wenn ich dich festhalte, dich küsse. Du bist emotional völlig fertig.“
„Das bin ich nicht!“
„Okay, bist du nicht. Tatsache ist, ich möchte nicht so empfinden. Hör mal, es ist nicht so, dass ich mich nicht geschmeichelt fühle …“
„Geschmeichelt?“, wiederholte Erin erstaunt.
„Welcher Mann wäre nicht geschmeichelt, wenn eine schöne Frau wie du ihn küssen möchte?“
Sie schloss leise seufzend die Augen. „Vergessen wir lieber, dass es je passiert ist, ja? Du lässt mich trotzdem über die Feiertage bleiben?“
„Natürlich.“
„Danke, mein nobler Gastgeber. Leider ein bisschen zu nobel.“
„Tut mir leid.“
Das entlockte ihr ein Lächeln. „Und jetzt entschuldigt sich der Mann auch noch … Wo warst du, als ich mein Leben geplant habe? Nein.“ Erin hob die Hand. „Sag nichts. Du hast dich um Pflegekinder gekümmert und alle möglichen Sachen gemacht, von denen ich kaum zu träumen wage.“
„Du hast Marilyn gerettet“, erinnerte er sie. „Das rangiert auch unter nobel.“
„Schon, aber in deiner Liga spiele ich noch lange nicht. Du bist ein wundervoller Mann, Dr. Spencer, und ich bewundere dich wirklich sehr. So unter Kollegen. Aber du hast recht, wir müssen professionell bleiben. Also … als Patientin zu ihrem behandelnden Arzt … ich muss ins Bett. Gute Nacht.“
Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um und humpelte den Flur hinunter in ihr provisorisches Schlafzimmer, während Dom ihr nachsah. Und plötzlich, mit beinahe unheimlicher Gewissheit, wusste er, dass er die Ereignisse dieser Nacht nie vergessen würde.
Seine Welt hatte sich für immer verändert.
Wie sollte sie in diesem aufgewühlten Zustand bloß Schlaf finden?
Erin starrte an die Decke und dachte an all die Gründe, warum sie ihre Eltern anrufen musste, damit sie sie abholten. Sie wären zwar enttäuscht, aber sie würden es tun. Wenn sie darauf bestand, würden sie auch Marilyn mitnehmen. Auch wenn das bedeutete, dass ihre Erntedankpläne ruiniert wären. Das waren sie wahrscheinlich sowieso schon. Dafür würde Charles sicher sorgen, wenn auch nicht bewusst, sondern weil er nun mal so war, wie er war.
Und hier verliebte sie sich in einen anderen Mann.
Verlieben?
Das war dumm. Verrückt. Zumal Dom sich sofort zurückgezogen hatte, als er ihre innere Zerrissenheit spürte. Und er hatte recht. Sie war verwirrt, völlig aus dem Lot. Wenn Dom sie anlächelte, ging ihr das Herz in einer Art auf, wie sie es noch nie erlebt hatte. Und als er sie küsste, hätte sie vor Seligkeit in seinen Armen dahinschmelzen mögen.
Diese heftigen Emotionen hatten sie erschreckt. Sie fühlte sich wie am Rand einer Klippe, kurz davor, zu fallen.
Wohin führte das alles? Sie wusste es nicht. Dom wollte nichts Langfristiges. Das hatte er deutlich gesagt. Sie sollte es auch nicht wollen. Himmel, sie kannte diesen Mann nicht einmal vierundzwanzig Stunden. Es war viel, viel zu früh.
Aber wann dann?
Wann konnte sie sagen, sie hatte sich Hals über Kopf in Dom verliebt?
Wie sollte er in diesem aufgewühlten Zustand bloß Schlaf finden?
Dom lag in seinem viel zu großen Bett und dachte an Erin. Sie war genauso durcheinander wie er. Was unter anderem an ihren auf ganz spezielle Art belastenden Familienverhältnissen lag. Er würde ihr gerne näherkommen, aber wie sollte er, wenn er nicht die Absicht oder die Möglichkeit hatte, es weiterzuführen?
Warum eigentlich nicht? Weil er sich fürchtete, dass daraus Liebe werden könnte?
Liebe.
Hatte er jetzt völlig den Verstand verloren? Die ganze Situation war unmöglich.
Warum ausgerechnet Erin?
Weil sie verletzt ist, weil sie Hilfe braucht . Sie weckte seinen Beschützerinstinkt, ähnlich der kleinen Jungen, die ihm anvertraut waren. Doch das war keine Grundlage für eine Beziehung.
Sie war hier als sein Gast, nutzte sein Haus als Zuflucht. Darum mussten die gleichen Regeln gelten wie auch bei seinen Jungs. Fürsorge, keine feste Bindung, um bei der Trennung zu viel Herzschmerz zu vermeiden.
Liebe … so ein Unsinn. Er kannte sie schließlich kaum. Liebe auf den ersten Blick. Ein verrücktes Ideal, das nur zu einem gebrochenen Herzen führte und an das er noch nie geglaubt hatte.
Wie auch immer …Erin hatte angeboten, ihm zu helfen. Er brauchte Hilfe. Ein vernünftiger Grund, sie bleiben zu lassen.
Ja, sicher.
Am Samstag verhielt Dom sich während des Frühstücks freundlich, aber zurückhaltend. Wenn er das kann, kann
Weitere Kostenlose Bücher