Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
waren es nur Sekunden, aber es kam ihr ewig vor. Entsetzt bemerkte sie das erste Knistern der Flammen. Dann war Dom wieder da und schob einen schlaffen Körper zu ihr unter die Decke. Martin.
„Ich … kann nicht …“, stieß Dom hervor. „Ich brauche … eine Minute. Geh. Bring ihn raus.“ Dann konnte sie ihn im immer dichter werdenden Rauch nicht mehr sehen.
Martin lag schlaff und bewusstlos in ihren Armen. Erin zog ihn unter der Decke näher an sich. Langsam drang der Rauch durch.
„Geh“, befahl Dom.
„Nur, wenn du mitkommst.“ Als er sich nicht bewegte, trat sie mit dem Fuß so hart zu, dass er vor Schmerz aufkeuchte. „Du kommst mit, oder ich bewege mich keinen Millimeter. Gib jetzt ja nicht auf. Los.“
Mehr konnte sie nicht tun. Mit Martin im Arm rutschte sie auf dem Po die Treppe hinunter. Aufzustehen wagte sie nicht, da sie nicht wusste, was vor ihr lag. Doch sie musste nach draußen, bevor sie das Bewusstsein verlor. Wie viele Stufen? Als sie stoppte, traf sie etwas im Kreuz.
Dom war direkt hinter ihr. „Ich kann ihn jetzt nehmen. Es geht mir gut.“
„Und Schweine können fliegen“, murmelte Erin.
Das Wissen, dass Dom ihr folgte, reichte, um sie die letzten Stufen hinunterzubringen. Unten angekommen, rollte sie sich zur Seite, kam mühsam auf die Beine und zerrte Martin durch die Vordertür auf die Veranda. Sie musste weiter, konnte nicht auf Dom warten. Noch waren sie nicht in Sicherheit. Der Rauch wallte nach draußen, eine Wolke ätzenden Gifts.
Blind schob Erin sich seitlich von der Tür weg und zerrte das reglose Kind mit sich. Dann ließ sie sich seitlich über die Veranda rollen und in das Blumenbeet darunter fallen, in die frische, reine Luft …
Martin fiel mit ihr. Still. Schlaff.
„Oh Martin …“ Sie warf die Decke ab und suchte nach einem Puls. Da war er … Und plötzlich nicht mehr. Erin prüfte die Atemwege, bewegte den kleinen Körper in eine Position, in der sie arbeiten konnte.
„Du wirst leben“, sagte sie mit fester Stimme. „Dom hat dich nicht umsonst gerettet.“ Sie hielt ihm die Nase zu und beatmete ihn, bis sich seine Brust hob.
Beatmen und Herzdruckmassage. Hart, entschlossen.
Atme, verdammt . Erneut beugte Erin sich über ihn, setzte die künstliche Beatmung fort und wollte wieder zur Herzdruckmassage übergehen.
„Ich mache das.“ Plötzlich war Dom da und schob sie beiseite. „Ich übernehme die Herzdruckmassage. Beatme du weiter.“
Ein Geschenk des Himmels. Dom war in Sicherheit. Er war bei ihr.
Ein Leben gerettet. Ein weiteres auf der Kippe. Oh bitte!
Sie gaben alles.
Beatmen. Massieren, massieren, massieren.
Hinter ihnen erklang ein verzweifeltes Wimmern. Nathan.
„Nathe“, brachte Erin zwischen zwei Atemzügen hervor. „Geh mal bitte an die Straße und schau, ob die Feuerwehr kommt. Und dann bleib bei Marilyn, damit sie sich beruhigt. Uns geht es gut.“
Von Dom kam ein zustimmendes Brummen, für mehr war keine Zeit.
Beatmen. Massieren, massieren, massieren. Beatmen. Massieren, massieren, massieren …
Sie brauchten ein Wunder … Erin beatmete, umfasste das Kinn des kleinen Jungen, hob es an, presste den Atem in seine Lungen und hoffte …
Und da … ein winziges Keuchen. Ein Zucken. Ein Husten. Seine Augenlider öffneten sich flatternd.
„Martin“, sagte Dom im Ton unendlicher Erleichterung.
„Dom …“ Der Kleine stockte und übergab sich.
Plötzlich war alles vorbei. Die Bedrohung war vorüber. Für Erin gab es nichts weiter zu tun. Dom kümmerte sich um seinen Pflegesohn, zog ihn an sich, damit er nicht erstickte, beruhigte ihn und hielt ihn einfach nur fest.
„Nathe“, rief sie in die Dunkelheit, und der Junge kam zu ihr gerannt. Sie nahm ihn in die Arme. „Die beiden kommen wieder in Ordnung. Es ist überstanden.“
Dann umarmte sie ihn fest, und Dom streckte die Hand nach ihr aus. Sie schob sich näher an ihn heran, dann hockten sie zusammengekauert in dem Chaos aus Rauch und Ruß. Trotzdem hatte sie das Gefühl, nie glücklicher gewesen zu sein. Und als dann Marilyn durch die Rauchschleier herantrottete und ihr über das Gesicht leckte, griff Erin auch nach ihr und schloss sie in die Umarmung mit ein.
„He“, krächzte Dom. „Wir haben es geschafft, dank unserer wunderbaren Erin.“
„Dank uns allen“, korrigierte sie ihn und küsste Nathan auf die Stirn. Am liebsten hätte sie auch Dom jetzt geküsst, besann sich jedoch anders. Nur nichts überstürzen, sagte sie sich. Also verharrte sie reglos
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