Julia Ärzte zum Verlieben Band 42
Tee?“
„Sicher“, antwortete sie und sah ihm zu, wie er eine Dose losen Tee aus dem Schrank nahm und Wasser aufsetzte. „Noch nie von Teebeuteln gehört?“
„Die taugen nichts.“
„Ich komme nicht aus einer Problemfamilie.“
„Weißt du, wenn mein Kind anrufen würde, um mir mitzuteilen, dass es sein Auto zu Schrott gefahren hat, würde ich selbst herausfinden wollen, was los ist. Für mich sieht es so aus, als verließen sich deine Eltern darauf, dass Charles Bericht erstattet. Soweit ich weiß, haben sie nicht einmal angerufen.“
„Ich bin fast dreißig.“
„Wann hört man auf, sich Sorgen zu machen?“
„Sie machen sich Sorgen.“
„Bestimmt.“
Es folgte eine lange Pause, in der er den Tee sorgfältig abmaß.
Misstrauisch betrachtete Erin die Kanne. „Doch, tun sie“, wiederholte sie schließlich. „Sehr sogar. Scheinbar sind sie begeistert, dass ich Charles heirate.“
„Ich dachte, das willst du nicht.“
„Will ich auch nicht. Charles begreift es nur nicht und lässt meine und seine Leute ebenfalls in dem Glauben, alles sei bestens. Dom?“
„Ja.“
„Charles würde sagen, dass eine Tasse Tee jetzt vernünftig wäre“, erklärte sie.
„Du möchtest keinen?“
„Ich sollte ihn wollen.“
„Aber du hättest lieber …“
„Whisky“, erwiderte sie prompt. „Oder ein Glas Rotwein. Da hast du bestimmt etwas dagegen.“
„Teufelszeug.“ Er amüsierte sich über den Ausdruck auf ihrem Gesicht, als er das sagte.
„Entschuldige“, meinte sie kleinlaut. „Natürlich.“
„Wenn du dich auch mit vorzüglichem Cognac anfreunden könntest …“
Ihre Miene hellte sich auf. Dom versuchte, ernst zu bleiben, doch sie ließ ihn innerlich schmunzeln.
„Du hast Cognac im Haus?“
„Aber nur zu medizinischen Zwecken.“
„Ja bitte“, brachte sie matt hervor. „Diese Patientin braucht sofort Medizin.“
Also tranken sie Cognac und fachsimpelten.
Sie hatten dieselbe medizinische Fakultät besucht. Allerdings mit vier Jahren Abstand. Warum ist mir Erin nie aufgefallen? grübelte Dom.
Sie war eine der jüngsten Absolventen und hatte sich auf Notfallmedizin spezialisiert.
„Ich liebe es“, schwärmte sie. „Pures Adrenalin.“
„Bei dem Job lernst du deine Patienten nicht näher kennen.“
„Stimmt, aber man ist auch nicht gefühlsmäßig engagiert.“
„Das magst du nicht?“
„Ich hatte schon genug Gefühlsverstrickungen.“
„Erklärst du mir das?“
Sie schüttelte verneinend den Kopf. Das machte ihm nichts aus. Es gefiel ihm sogar. Sie war ein ruhiger Typ. Warmherzig und fröhlich, gleichzeitig sehr tiefsinnig.
Ihre Haare fielen ihr in sanften Locken auf die Schultern. Immer drängender wurde der Wunsch, die Hand auszustrecken und sie zu berühren … sie zu küssen …
Nein, nein, nein.
„Ich habe meinen Bruder und meine Schwester verloren.“ Ihre nüchterne Aussage riss ihn aus seinen Gedanken.
„Wie?“
„Sie starben bei einem Verkehrsunfall, als ich vier Jahre alt war. Sarah war sieben und Connor neun. Charles’ Vater saß am Steuer, Charles auf dem Beifahrersitz. Er war ebenfalls neun – und mit Connor befreundet. Ein anderer Wagen ist bei Rot über die Ampel gefahren. Sarah und Connor waren sofort tot.“
„Das ist furchtbar.“ Dom wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
„Ich war zu klein, um es zu verstehen. Ich erinnere mich nur daran, dass alle geweint haben. Jahrelang. Und dass Charles und seine Eltern immer da waren.“
Autsch. Ein Psychologe hätte seine wahre Freude an dieser Konstellation.
„Während du vorhin die Kinder ins Bett gebracht hast, habe ich meine Eltern angerufen“, sagte Erin leise. „Mum war so durcheinander, dass sie nicht mit mir sprechen wollte. Charles wird ihnen erzählen, dass ich einen Schock hatte und er dafür sorgen wird, dass ich bald wieder die Alte bin. Meine Eltern werden auf ihn hören und mich in Ruhe lassen. Sonntag wird Charles wieder hier sein, im Gepäck einen Aktionsplan für Marilyn. Und für mich.“ Erins Stimme zitterte.
Dom, normalerweise eher der nüchterne Typ, streichelte sanft ihre Wange.
Erin legte ihre Hand auf seine.
Es war okay. Es fühlte sich richtig an. Er wusste, dass sie das brauchte. Nur, warum brauchte er es auch?
Die Sehnsucht, sie in die Arme zu nehmen, sie zu küssen, war immer noch da, aber schwächer. Trösten war okay.
„Dom?“, sagte sie schließlich leise.
„Hm?“
Erin zog schließlich ihre Hand wieder weg. Zögernd, wie er zu erkennen
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