Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
in die Augen. „Und wenn es dir zu viel wurde, hast du dir die Haare gefärbt.“
Emily schnappte nach Luft, sie packte das Gatter fester. Linton hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Ihre Haarfarbe war auch immer Ausdruck ihrer Gefühle gewesen. Emily war zumute, als könnte er bis in den hintersten Winkel ihrer Seele blicken.
„Da ist Onkel Eric!“ Tyler zerrte aufgeregt an Lintons Ärmel, als Eric auf seinem neuen Pferd in die Arena ritt. „Er hat gesagt, er gewinnt!“
Linton hielt den Kleinen gut fest, damit er in seiner Begeisterung nicht vom Gatter fiel. „Wäre schön, wenn ein Tippett gewinnt. Vielleicht machst du eines Tages auch mit.“
„Klar!“
Linton grinste. „Es geht doch nichts über einen Mann, der weiß, was er will.“
Emily hingegen hatte immer noch Herzklopfen, während ihr Lintons Worte nicht mehr aus dem Sinn gingen.
Am Ende trug Hayden stolz den Siegerpokal in den Händen, und Eric musste sich mit dem zweiten Platz begnügen.
„Pass auf, nächstes Jahr hole ich ihn mir, Bruder“, meinte er gutmütig.
Es herrschte eine fröhliche, gelöste Stimmung, dann brach auch schon die Nacht herein. Sterne funkelten am klaren Himmel, und Country-Musik schallte über das Gelände. Vor den mit bunten Lichtgirlanden behängten Buden drängten sich die Menschen. Cowboys zeigten ihre Schießkünste, wenn sie mit dem Luftgewehr auf sich bewegende Blechenten schossen, und verlangten hinterher lautstark ihren Preis, den sie dann der Freundin verehrten. Kinder, die Gesichter klebrig von rosa Zuckerwatte, hingen müde auf den Schultern ihrer Väter.
Irgendwann machten sich auch Hayden und Nadine auf den Weg, um ihre Kinder nach Hause zu bringen, wo der Babysitter bereits wartete. Danach wollten sie wiederkommen, um sich auch zu amüsieren. Die anderen Tippett-Männer schlenderten in Richtung Zelt, wo eine Band spielte.
Unerwartet packte Linton Emilys Hand. „Komm. Stuart hat mir erzählt, um ein echter Cowboy zu sein, muss man nicht nur mit dem Lasso umgehen, zwölf Stunden im Sattel sitzen und einen Bullen bezwingen können, sondern auch mit einem Mädchen beim Line Dance mitgemacht haben.“ Er zwinkerte ihr zu. „Deine pinkfarbenen Boots sehen aus, als könnten sie meinen langweiligen braunen Stiefeln das Tanzen beibringen.“
Fast hätte sie laut aufgelacht. Es war schwer, sich den eleganten Großstadtmenschen Linton beim Line Dance vorzustellen. Doch sie bemerkte in seinem Blick die gleiche Entschlossenheit wie im Krankenhaus, ob nun während eines Notfalls oder wenn er seinen Studenten etwas erklärte.
Wärme durchflutete sie, als ihr klar wurde, dass er ihr einen Gefallen tun wollte. Linton war wirklich anders als Nathan, eigentlich das genaue Gegenteil. Vorhin hatte er ihr bewiesen, dass er hinter die Fassade blickte und die wirkliche Emily sah. Also war er ein wunderbarer Freund, der sich um sie sorgte und dem sie etwas bedeutete.
Schon, aber er will dich immer noch.
Auch das hatte sie gespürt, die Atmosphäre zwischen ihnen hatte förmlich geknistert. Er begehrte sie. Aber diesmal war es anders. Diesmal sah er in ihr mehr als eine sinnliche Frau, mit der er gern schlafen wollte.
Und du willst ihn.
Emily wehrte sich nicht mehr dagegen. Jedes Mal, wenn er dicht neben ihr stand, bebte sie vor Verlangen. Sie wollte in seinen Armen liegen, wollte jeden Zentimeter seines Körpers berühren, wollte … ihn. Alles von ihm.
Zum ersten Mal in ihrem Leben wusste sie wirklich, was sie wollte. Sie wollte das, was er zu geben bereit war – eine einzige Nacht.
Und dieses Eingeständnis löste ein herrliches Gefühl von Freiheit in ihr aus. Endlich war sie sie selbst. Es war ihr egal, was die Leute dachten, sie brauchte sich nicht mehr hinter ihrer Kleidung oder der Meinung anderer zu verstecken. Auch hatte sie keine Angst mehr davor, jemand zu enttäuschen.
Linton hatte sie heute angeschaut wie noch nie ein Mann zuvor – leidenschaftlich, mit unverhülltem Begehren.
In seinem Blick hatte sie das gleiche verzehrende Verlangen entdeckt, das sie selbst empfand.
Er will keine Frau und erst recht keine Familie. Du kannst keinen Sex mit ihm haben und gleichzeitig mit ihm befreundet sein.
Die Stimme der Vernunft ging in der Euphorie unter, die Emily ergriffen hatte. Nichts zählte mehr, sie wollte nur wieder diesen Ausdruck in seinen Augen sehen. Dieser Ausdruck, der sagte: Ich will dich, sofort.
Aber da sie Linton schon einmal zurückgewiesen hatte, würde er diesmal nicht die
Weitere Kostenlose Bücher