Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
wohl nicht bekommen.“
Besorgt sah er sie an. „Willst du lieber nach Hause?“
Schweren Herzens rang sie sich ein Lächeln ab. „Kommt nicht infrage. Wir können dich doch nicht nach Sydney zurückkehren lassen, ohne dass du das wichtigste Event des Outbacks erlebt hast.“
Sie marschierte los, Richtung Arena. In diesem Moment erschien es ihr einfacher, auf einem wilden Bullen zu reiten, als Lintons persönliche Bekenntnisse zu verkraften.
Linton zuckte jedes Mal zusammen, wenn einer der zornschnaubenden Stiere bockte und ein weiterer Cowboy innerhalb von Sekunden auf dem harten Boden landete.
Emily war auf die mittlere Zaunlatte geklettert und verfolgte atemlos das Geschehen. Sie trug heute einen Rock. Bei jeder Bewegung entblößte sie einen Streifen nackter Haut. Sehr verlockend, zumal ihre wohlgeformten Beine in knielangen pinkfarbenen Stiefeln steckten.
Noch nie hatte er pinkfarbene Cowgirl-Stiefel gesehen, aber sie passten zu Emily. Sie konnte die ungewöhnlichsten Sachen tragen. Unwillkürlich stellte er sich vor, wie er die Hand auf ihre Kniekehle legte und sie langsam höhergleiten ließ, über weiche, cremeweiße Schenkel … Linton schloss kurz die Augen und unterdrückte die begehrlichen Gedanken.
Sie waren Freunde, mehr nicht. Seit seiner Entschuldigung wirkte sie viel entspannter, und er genoss jede Minute mit ihr. Emily war eine faszinierende Persönlichkeit, an der er immer neue Facetten entdeckte. Die letzten sieben Tage waren die besten gewesen, die er in Warragurra erlebt hatte.
Nein, in seinem ganzen Leben.
Der Gedanke gefiel ihm nicht. Sie ist nur eine gute Freundin, sagte er sich.
Aber er ertappte sich dabei, wie er näher an sie heranrückte, um ihren Duft einzuatmen. Und jedes Mal, wenn sie ihn mit ihren wunderschönen silbergrauen Augen lachend ansah, packte ihn heftiges Verlangen.
„Emily! Emily!“
Sie waren auf dem Weg zum Camp Drafting, als sich plötzlich zwei kleine Arme um ihre Beine schlangen. „Hallo, Tyler!“ Liebevoll fuhr sie ihrem Neffen übers Haar. „Wo ist Mummy denn?“
Linton hatte Nadine schon entdeckt, und Emily sah, wie er den Kinderwagen übernahm.
Ihre Schwägerin kam heran. Sie lächelte müde. „Na, ihr beiden, amüsiert ihr euch gut?“
„Daddy macht gleich, dass das Kalb eine Acht läuft“, krähte Tyler dazwischen. „Das will ich sehen.“
„Wenn wir es schaffen, nahe genug heranzukommen.“ Nadine seufzte.
„Da hätte ich eine Idee.“ Linton ging vor Tyler in die Hocke. „Hast du Lust, auf meinen Schultern zu reiten, damit du etwas sehen kannst?“
Tyler blickte seine Mutter an, und Nadine nickte.
„Ja, bitte!“
Linton hob den Jungen auf die breiten Schultern.
„Hü!“ schrie Tyler begeistert, eine imaginäre Peitsche schwingend.
Linton stieß ein lautes Wiehern aus.
Emily musste lächeln, als sie die grinsenden Gesichter des großen und des kleinen Jungen sah. Und dieser Mann wollte nicht heiraten, keine Kinder haben? Ahnte er überhaupt, was ihm entgehen würde, wenn er darauf verzichtete, Vater zu werden?
Sie fing Nadines Blick auf. Ihre Schwägerin schien mehr von dem zu registrieren, was um sie herum passierte, als Emily lieb sein konnte. Rasch folgte sie Linton und bahnte dabei einen Weg für den Kinderwagen. Nicht dass Nadine auf die Idee kam, ihr gewisse Fragen zu stellen!
Als sie den Platz erreichten, suchte sich Nadine einen Sitzplatz, wo sie Alby füttern konnte. Linton setzte Tyler sicher zwischen sich und Emily auf das oberste Gatter, dann feuerten sie gemeinsam die Tippett-Männer an.
„Sie sind wirklich schnell“, meinte Linton bewundernd, als Emilys Brüder und ihr Vater alle Durchgänge erfolgreich meisterten.
Emily freute sich über sein Lob. „Das müssen sie auch. Heutzutage wird beim Viehtrieb oft der Hubschrauber eingesetzt, aber ein geschickter Cowboy und sein Pferd sind unersetzlich, wenn es darum geht, ein bestimmtes Tier von der Herde zu isolieren.“
„Den Tieren gefällt es aber nicht, von den anderen getrennt zu werden.“ Linton deutete zu Hayden hinüber, der gerade eine Färse von der Herde abdrängte.
„Ja, weil die Herde Sicherheit bietet. Das ist bei uns Menschen ähnlich. Was man kennt, erscheint einem am sichersten, doch das heißt nicht, dass es immer das Beste für dich ist.“
Er betrachtete sie nachdenklich. „So wie in den letzten Jahren bei dir? Als du versucht hast, so zu sein, wie andere es von dir erwarten, statt ganz du selbst zu sein?“ Linton sah ihr intensiv
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