Julia Ärzte zum Verlieben Band 47
Daumen auf den Spritzenkolben, und sobald ich das Adenosin gespritzt habe, drücken Sie ihn so schnell wie möglich herunter.“
Alice sah Peter an, aber der leitende Chefarzt verzog keine Miene. Wenn der neue Kollege die Fähigkeiten einer Mitarbeiterin erweitern wollte, konnte er kaum etwas dagegen sagen.
Alice natürlich auch nicht, nur jetzt fühlte sie sich erst recht gedemütigt.
„Sie sind doch qualifiziert für intravenöse Zugänge, oder?“, wollte Andrew von Jo wissen.
„Ja.“
„Gut, dann wollen wir mal.“
Die beiden nahmen ihren Platz ein, Seite an Seite, und Jo erledigte ihre Aufgabe mit Bravour. Der nächste Blick aller galt dem Monitor.
Alice hörte Roger deutlich aufseufzen, als das Medikament sein Ziel erreichte, aber sie blieb nicht, um sich mit den anderen zu freuen. Niemand nahm Notiz davon, dass sie sich umdrehte und leise aus dem Raum schlüpfte.
Sie wurde hier nicht mehr gebraucht – vor allem nicht vom diensthabenden Chefarzt!
2. KAPITEL
Sich keinen neuen Wagen leisten zu können, hatte auch seine Vorteile.
Auf den Rücksitzen des alten Geländewagens konnte man einfach alles abladen, ohne sich Gedanken über Flecken machen zu müssen … Hunde, Sättel, staubige Decken, egal, was. Und selbst mit bis zum Boden durchgetretenem Gaspedal schaffte man es nicht, die erlaubte Höchstgeschwindigkeit zu überschreiten. Es konnte nichts passieren. Auch nicht, wenn man wütend war und keinen Gedanken daran verschwendete, wie schnell man in die Kurve fuhr.
Alice wohnte weit außerhalb der Stadt, und sie hätte mit niemandem tauschen mögen. Hatte man das Häusermeer endlich verlassen, sah man nur noch grüne Weiden und darüber einen leuchtend blauen Nachmittagshimmel. Die Blätter der Pappeln hatten sich bereits herbstlich gefärbt, und unter ihnen grasten friedlich Schafe und Rinder und gelegentlich ein rundliches Pony. An einer Stelle hatte jemand am Straßenrand eine Ziege angepflockt, die sich das saftige Gras schmecken ließ.
Mit der Stadt ließ Alice auch die Arbeit hinter sich, und je länger sie fuhr, desto mehr fielen all die unangenehmen Dinge des Tages von ihr ab. Sie brauchte ein wenig Erholung, und sie würde sie auf diesem Fleckchen Erde finden, den sie inzwischen mehr liebte als jeden anderen Ort auf der Welt. Am Ende der Landstraße lag an einem Fluss ein Anwesen, beschützt von sanft geschwungenen Hügeln und verborgen vor der Welt. Und es gehörte ihr ganz allein, zumindest zurzeit.
Die lange Zufahrt war von uralten knorrigen Eichen gesäumt, und Alice kurbelte das Fenster herunter, um den herbstlichen Duft zu genießen. In der Luft hing der Geruch nach Erde und feuchtem Moos, und aus einem der umliegenden Farmhäuser wehte der Wind würzigen Rauch herüber. Allerdings stieg aus den Kaminen des großen alten Hauses vor ihr kein Rauch auf. Aber das war kein Wunder, war es doch schon seit Langem nicht mehr bewohnt.
Es würde dauern, bis ein neuer Besitzer gefunden war. Wer wollte schon ein ziemlich heruntergekommenes großes Gebäude kaufen, das zudem eine halbe Stunde Fahrt von der Stadt entfernt lag? Abgesehen von den Kosten, das riesige Grundstück in Schuss zu halten, würde die Renovierung des Hauses ein kleines Vermögen verschlingen. Was Alice betraf, so konnte es noch jahrelang so weitergehen. Sie war froh und glücklich, hier die einzige Mieterin zu sein.
Gleich darauf sah sie das beeindruckende Haus durch die Bäume lugen, bog aber ab und fuhr Richtung Fluss zu dem alten Häuschen, in dem früher die Schafscherer gewohnt hatten. Ihre Freundin Mandy hatte es vor einem Jahr gemietet. Als Alice das kleine Holzhaus sah und ihren Hund Jake, der im Vorgarten Wache hielt, atmete sie tief durch. Hier konnte sie all das hinter sich lassen, was dieser Tag ihr völlig unerwartet vor die Füße geworfen hatte.
Es war ein Schock gewesen, Andrew wiederzusehen. Die Vergangenheit, die sie längst abgeschlossen geglaubt hatte, kam wieder hoch und mit ihr auch die Erinnerung an romantische Gefühle, die nie erwidert worden waren. Schlimmer noch, sie fühlte sich immer noch zu ihm hingezogen und fand Andrews distanzierte Haltung besonders schmerzlich. Darüber hinaus war ihr klar geworden, dass sie auf der Hut sein und notfalls kämpfen musste, um hier unbeschadet weiterleben zu können.
Bellend und schwanzwedelnd sprang Jake auf sie zu, und Alice stieg aus und ging in die Hocke, um das Gesicht an seinen zottigen Hals zu pressen. Der Hund war außer sich vor
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