Julia Ärzte zum Verlieben Band 49
heißt Rose.“
„Horaya!“, befand die Frau und ging weiter.
Cathy wiederholte leise das Kompliment. „Horaya!“ Obwohl sie nicht wusste, ob die Frau den Namen ihrer Tochter oder Rose selbst hübsch fand, konnte sie ihr so oder so nur zustimmen.
Seufzend betrachtete sie den wolkenlosen, noch immer strahlend blauen Abendhimmel, der am Horizont in einem leuchtenden Goldton das Meer berührte.
Wie sehr hatte sich ihr Leben in den letzten achtzehn Monaten doch verändert! Als sie das letzte Mal hier auf der Insel gewesen war, hatte sie noch nicht einmal gewusst, dass sie schwanger war. Was war das für ein Schock gewesen, als sie es bemerkte!
Cathy schämte sich dafür, wie entsetzt sie damals gewesen war. Sie schluckte. Wie arm und bedeutungslos wäre ihr Leben heute ohne ihre geliebte Tochter! Unvorstellbar. Was bedeutete schon ihr beruflicher Erfolg als Ärztin? Neben ihrer Tochter wurde alles andere unwichtig.
Vor achtzehn Monaten war sie zur Hochzeit ihrer Cousine Tanya nach Xeres gekommen. Damals hatte sie sich über die Ablenkung gefreut, denn sie hatte sehr darunter gelitten, wieder einmal eine gescheiterte Beziehung verarbeiten zu müssen.
Als Tanya vorgeschlagen hatte, sie solle sich als Vertretung im Inselkrankenhaus bewerben, war Cathy zunächst begeistert gewesen. Nur zu gern hätte sie Tanya und ihren Mann Manolis vertreten, während die beiden auf Hochzeitsreise waren.
Doch wieder zu Hause in Leeds, hatte sie bemerkt, dass sie ein Kind erwartete. Von Dave, der zu seiner Ehefrau zurückgekehrt war. Schweren Herzens hatte Cathy ihre Bewerbung zurückgezogen.
Doch als Rose ein halbes Jahr alt war, hatte Tanya sie angerufen und ihr erklärt, sie und Manolis würden sich eine sechsmonatige Auszeit vom Krankenhaus in Xeres nehmen, um in Australien zu arbeiten. Es gab also wieder einen Vertretungsposten.
Cathy konnte ihr Glück kaum fassen. Sie bekam eine zweite Chance! Tanya hatte ihr sogar angeboten, in ihrem Haus zu wohnen. Außerdem hatte sie bereits eine Tagesmutter namens Anna für Rose organisiert. Das neue Leben konnte beginnen!
Cathys Herz strömte fast über vor Liebe, als sie nun auf ihre Tochter hinabblickte. Alles würde gut werden. Endlich.
Unwillkürlich beschleunigte Cathy ihren Schritt, um dem zunehmenden Gedränge auf der Promenade zu entfliehen. Am Rande der Bucht gab es eine ruhige Taverne, wo sie gemütlich mit Rose sitzen wollte. Sie konnte sich noch gut an den Ort erinnern, denn ihre Mutter war früher oft mit ihr hier gewesen.
Sie wollte den Sonnenuntergang beobachten und dabei mit Rose plaudern – abwechselnd auf Englisch und auf Griechisch; genau wie ihre Mutter es getan hatte. Rose würde genau wie Cathy zweisprachig aufwachsen. Jeden Sommer hatte Cathys Mutter darauf bestanden, dass sie nach Xeres fuhren, damit Cathy mit ihren Cousinen und Cousins spielen und dabei ihre Sprachkenntnisse verbessern konnte.
Später, während des Medizinstudiums, hatte sie einen Griechischkurs belegt, um ihre Grammatik zu perfektionieren. Der Dozent war ein pensionierter griechischer Arzt gewesen, der ihr an vielen unterhaltsamen Abenden zusätzliche Lektionen in medizinischer Terminologie erteilt hatte. Cathy hatte immer heimlich gehofft, diese Kenntnisse eines Tages anwenden zu können, doch mit diesem Traumjob hatte sie nicht gerechnet.
Plötzlich fiel ihr auf, dass der Buggy ein beunruhigendes, quietschendes Geräusch von sich gab. Das geliehene Uraltmodell war nicht für das Kopfsteinpflaster der Straße ausgelegt. Cathy versuchte, das Quietschen zu ignorieren, und schob energisch weiter. Doch Sekunden später war der Buggy nicht mehr zu bewegen. Was nun?
Sie hatte gleich ein ungutes Gefühl gehabt, als Anna ihr den klapprigen Buggy aus ihrem riesigen Bestand an Kinderzubehör aufgedrängt hatte. Die alte Dame hatte ihr sehr überzeugend erklärt, dass es schwierig war, ein Taxi von Chorio, dem oberen Teil der Insel, nach Yialos, der Gegend um den Hafen herum, zu bekommen.
Der örtliche Bus fuhr nur einmal pro Stunde und war immer völlig überfüllt. Es wäre also viel besser, Rose in dem Buggy die Kali Strata hinabzuschieben.
Cathy kniete sich hin, um das Rad genauer zu betrachten, das sich fest zwischen zwei Pflastersteinen eingekeilt hatte. Rose lehnte sich nach vorn und zerzauste mit sichtlichem Vergnügen Cathys blondes Haar, während Cathy versuchte, das Rad zu befreien.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Die tiefe männliche Stimme ließ sie überrascht aufblicken. Durch
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