Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Beigeschmack. Sie hatte es satt, dass du wieder einmal im OP aufgehalten wurdest.“
„Hör auf.“
„Womit, schlecht über Tote zu reden? Ich sage es, wie es ist. Wenn du aus Frust eine Dummheit begehst, die dich vom Leben abhält …“
„Sagt einer, der sich selbst vom Leben abhält.“
Finn erstarrte. Luke war klar, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. Finns Bruder war im Krieg getötet, er selbst verwundet worden. Es hatte eine komplizierte Beziehung zu der Frau seines Bruders gegeben, dann ein paar Affären. Um zu vergessen, vermutete Luke.
Sollte er ihm das ins Gesicht sagen? Lieber nicht. Nicht um zwei Uhr morgens, wenn sie beide unter akutem Schlafmangel litten, und vor allem nicht, weil eine hübsche blonde Krankenschwester unerwartet hinter Finn an der Tür aufgetaucht war. Höflich wartete sie auf eine Gelegenheit, sich bemerkbar zu machen.
„Hier geht es nicht um mich!“, fuhr Finn ihn an. „Und was dich betrifft …“ Er wedelte mit dem Lebenslauf. „Eine Vertretungsschwester, heute hier, morgen dort. Etwas Besseres kann dir nicht passieren. Vergnüg dich mit ihr, bis sie wieder weg ist, und dann kannst du mit deinem Leben weitermachen.“
Die blauen Augen weiteten sich.
Luke unterdrückte ein Aufstöhnen.
„Verzeihung“, sagte das Vergnügungsobjekt in bemüht neutralem Ton. „Die Pager scheinen hier unten nicht zu funktionieren. Dr. Lockheart hat mich gebeten, Sie zu suchen, Dr. Williams. Nicht Sie, Dr. Kennedy.“ ‚Halten Sie den Mann aus meiner Abteilung fern‘ waren Dr. Lockhearts Worte. „Aber es wurde ein kleines Kind eingeliefert. Gesichtsverletzungen durch Hundebisse. Dr. Lockheart bittet Sie, sofort zu kommen, Dr. Williams. Es ist sehr ernst.“
2. KAPITEL
Jessie Blandon war auf dem Weg in den OP – niemand konnte sagen, ob er ihn lebend erreichte.
Er war vier Jahre alt. Mitten in der Nacht aufgewacht, wollte er zu seiner Mutter. Jessie tappte durchs Wohnzimmer. Der Rottweiler vom Freund der Mutter lag auf dem Sofa.
Das Gesicht des Jungen war übel zugerichtet. Dass er noch nicht verblutet war, grenzte an ein Wunder.
Lily hatte keine Zeit, auch nur einen Gedanken an das zu verschwenden, was sie gerade unfreiwillig aufgeschnappt hatte. An Lukes Seite eilte sie zurück in die Notaufnahme.
„Erzählen Sie“, verlangte er knapp.
Sie beschrieb, was sie gesehen hatte, und seine Miene verfinsterte sich. „Hunde und Kleinkinder … verdammt“, murmelte er.
Oh ja. Lily hatte die Mutter und ihren Freund gesehen, als der Kleine hereingerollt wurde. Sie wirkten wie betäubt. Wahrscheinlich war der massige Hund sonst ruhig und friedlich, aber im Schlaf gestört hatte er das getan, wozu Hunde erzogen wurden: angreifen und verteidigen.
In Lighthouse Cove hatte sie solche Fälle nicht erlebt. Schwerverletzte kamen direkt nach Adelaide. Aber sie besaß die Ausbildung, um Hilfe zu leisten. Die langen Jahre, in denen sie zwischen Lighthouse Cove und dem Adelaide Central Hospital gependelt war, weil sie sich noch um ihre Mutter kümmern musste, waren hart gewesen. Fachlich jedoch hatte es sich gelohnt.
Deshalb konnte sie auch zustimmend nicken, als Luke Williams fragte: „Sie haben doch bei Professor Blythe gelernt und Erfahrung in Plastischer Chirurgie? Helfen Sie uns hierbei?“
Sie war nicht sicher, ob sie dem Jungen das Leben retten würden, aber sie vertraute auf ihre Fähigkeiten. Sie war gut, aber nur, wenn auch dieser Mann gut war.
Alles hing von Luke Williams ab.
Er enttäuschte sie nicht. Im Gegenteil, seine Professionalität war bewundernswert. Es ging um Leben und Tod. Jede vergeudete Minute verringerte Jessies Lebenschancen, und dennoch war bei Luke nicht das geringste Anzeichen von Hektik oder Stress zu bemerken.
Zuerst sorgte er dafür, dass Jessie keine Schmerzen spürte. Im Handumdrehen war ein Anästhesist zur Stelle, der den Jungen ins künstliche Koma versetzte. Luke Williams gab kurze, präzise Anweisungen und fand sogar die Zeit, mit dem Paar zu sprechen, das draußen wartete.
„Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass er überlebt. Das kann niemand. Aber er ist in den besten Händen, und wir werden alles Menschenmögliche tun, um ihn zu retten. Bis dahin möchte ich Sie bitten, einen guten Freund anzurufen, damit er ein paar von Jessies Lieblingssachen herbringt. Hat er ein besonderes Kuscheltier, eine Schmusedecke? Die Sanitäter werden die Polizei verständigt haben. Sagen Sie Ihrem Freund, dass er nur ins Haus gehen soll, wenn die
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