Julia Ärzte zum Verlieben Band 52
Frauenheld, sagte sie sich. Und du bist hier Krankenschwester auf Zeit, kennst niemanden, willst niemanden kennenlernen.
Aber sein Blick …
Als sie in diese grünen Augen sah, war mit ihr etwas passiert. Ein lustvolles Prickeln, tief in ihrem Bauch …
Zu verwirrend. Lily wollte arbeiten, anonym bleiben und einfach tun, was anstand.
Um fünf Uhr morgens war sie restlos fertig.
„Gehen Sie nach Hause“, sagte Dr. Lockheart zu ihr. „Wir haben Sie heute Nacht ziemlich gefordert. Ich weiß, dass Ihr Dienst erst um sechs endet, aber niemand erwartet, dass Sie bis dahin bleiben.“
„Und falls Sie sich am Harbour um eine Festanstellung bewerben möchten, wir nehmen Sie sofort“, erklärte Elaine warmherzig. „Dr. Williams möchte Sie dauerhaft in sein chirurgisches Team aufnehmen.“
Dauerhaft … das Wort passte nicht in ihre Lebensplanung. Lily gab eine vage Antwort und ging, um sich umzuziehen und ihre Sachen aus dem Spind zu holen.
Nach Hause.
Das Problem war nur, dass sie keins hatte. Jedenfalls nicht vor zehn Uhr. Sie war erst gestern in Sydney angekommen, buchstäblich auf der Flucht vor dem Drama, in dem ihre Mutter die Hauptrolle spielte.
Selbst als pflichtbewusste Tochter konnte Lily nicht anders – sie fand ihre Mutter unmöglich. Ihre Mum fiel von einem Drama ins nächste, und in Lighthouse Cove hatte man keine gute Meinung von ihr. Die meisten hielten sie für Abschaum. Was sie nicht ist, dachte Lily traurig. Ihre Mutter brauchte … viel Aufmerksamkeit. Von Männern. Leider kannte sie keine Grenzen.
Und mit ihrer letzten Affäre hatte sie den Bogen überspannt. Auch für Lily. Vor zwei Tagen stürmte die Pfarrersfrau, die den Verwaltungsrat des Krankenhauses leitete, in die Klinik und verpasste Lily eine schallende Ohrfeige.
„Halten Sie Ihre Mutter von meinem Mann fern. Diese Schlampe … Glauben Sie, Sie können hier als ehrbare Krankenschwester arbeiten, wenn Ihre Mutter sich aufführt wie die Stadthure?“ Zwei Patienten hatten sie von Lily wegzerren müssen, bevor sie zitternd vor Wut schluchzend zusammenbrach.
Lily hatte noch beherzt zugepackt, um sie zu stützen, damit sie sich nicht verletzte. Dankbarkeit konnte sie dafür jedoch nicht erwarten.
„Gehen Sie mir aus den Augen“, zischte die Frau. „Verlassen Sie unser Krankenhaus, und verschwinden Sie aus unserer Stadt!“
Sie hatte kein Recht gehabt, sie zu feuern. Lilys Mutter setzte sich über Moral und Anstand hinweg, nicht Lily selbst. Doch in einer kleinen Gemeinde verwischten solche feinen Unterschiede schnell.
Lily saß im Schwesternzimmer, ihr war übel, sie hatte Bauchkrämpfe und wusste, dass sie mit diesem Stress keine Minute länger leben konnte. Über denselben Kamm geschoren wie ihre Mutter, fühlte sie sich himmelschreiend ungerecht behandelt. Bisher hatte sie gute Miene zum bösen Spiel gemacht, aber damit war jetzt Schluss.
Auf dem Nachhauseweg hielt sie noch einmal an, um einzukaufen. Schon allein den Laden zu betreten, war ein Albtraum. Jeder sah sie anklagend an.
Als sie mit ihrer Karte bezahlen wollte, streikte der Apparat. Kein Guthaben stand auf dem Display. Lily konnte es nicht glauben. Ihre Mutter hatte ihre Kreditkarte benutzt?
Fassungslos fuhr sie nach Hause und fand dort den Pfarrer vor, einen schwabbeligen, rotgesichtigen Mann, der sich sichtlich schämte, aber ihrer Mutter total verfallen war.
„Sei ein liebes Mädchen und mach dich für eine Weile rar, ja?“, sagte ihre Mutter. „Wir brauchen Zeit für uns. Alles okay“, beschwichtigte sie, als Lily nach Worten suchte. „Wir wollten nach Paris fliegen, mein Schatz, aber unser Geld reicht nicht. Vielleicht kann Harold sich noch ein bisschen mehr von seinen Verwandten leihen, dann können wir buchen. Wir lieben uns, die anderen begreifen das nur nicht.“
Lily hatte genug. Noch nie in ihrem Leben hatte sie so schnell gepackt. Dann fuhr sie siebzehn Stunden durch, achthundertfünfzig Meilen von Adelaide nach Sydney. Ab und zu hielt sie am Straßenrand, konnte aber immer nur ein paar Minuten schlafen, so aufgedreht war sie. Am späten Nachmittag erreichte sie Sydney, zunehmend von der Sorge geplagt, wie sie mit ihrem bisschen Geld überleben sollte. Kurz entschlossen marschierte sie in die nächste Agentur für Pflegepersonal – wo man ihr buchstäblich um den Hals fiel.
„Ihre Referenzen sind ja ganz hervorragend“, meinte die Sachbearbeiterin anerkennend. „Wenn Sie wollen, können Sie schon heute Abend arbeiten. Im Sydney
Weitere Kostenlose Bücher