Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
ersparen?“
Sie ignorierte den Seitenhieb. „Ich habe als Jahrgangsbeste abgeschlossen.“
„Ach, er sponsert auch die Universität?“ Finn wandte sich ab und marschierte auf den Untersuchungsraum zu.
Evie hatte Mühe, mit seinen langen Beinen Schritt zu halten. Aber um nichts in der Welt wollte sie seinen Gesichtsausdruck verpassen, wenn Finn ihre Diagnose bestätigen musste.
Er trat ans Bett der kindlich schmalen Patientin, die im Flügelhemdchen dasaß und auf ihrer Unterlippe kaute. Finn lächelte. „Hallo, Sie sind Bethany, nicht wahr?“, fragte er, während er die Krankenkarte überflog. „Ich bin Dr. Kennedy. Dr. Lockheart möchte, dass ich mir Sie einmal ansehe.“
„Stimmt etwas nicht?“ Sie blickte von einem zum anderen.
Finn tätschelte beruhigend ihre Hand. „Geben Sie mir eine Minute, dann kann ich Ihnen mehr sagen.“
Als er sich zu dem mobilen Ultraschallgerät umdrehte, warf er Evie einen entnervten Blick zu. Das Ding gehörte nun nicht gerade zu den besten Apparaten, die die Radiologie zu bieten hatte. Nie im Leben konnte man damit einen schweren Herzfehler erkennen.
Er nahm den Schallkopf in die Hand, stellte die Bildschirmhelligkeit ein und wandte sich wieder Bethany zu, die bereits das Hemd hochgeschoben und den linken Arm neben den Kopf gelegt hatte.
Finn drückte einen großzügigen Klecks angewärmtes Kontaktgel auf ihre Brust und registrierte, dass sie tatsächlich kaum Brustgewebe besaß. „Okay, dann wollen wir mal“, murmelte er, während er den Schallkopf ansetzte.
Evie, die dicht neben ihm stand, ignorierte er geflissentlich und konzentrierte sich auf den kleinen Monitor, als das körnige grau-schwarze Bild des pumpenden Herzens in Sicht kam. Finn brauchte nicht einmal eine Minute, um Evies beeindruckende Diagnose zu bestätigen.
Als er sie ansah, erwiderte sie ruhig seinen Blick. Weder Triumph noch Schadenfreude waren in ihren warmen braunen Augen zu lesen, nur eine unverbrüchliche Sicherheit, dass sie mit ihrer Einschätzung richtig lag. Ungewollt verspürte er Respekt.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte Bethany unsicher.
„Nein. Es gibt ein Problem“, sagte er. „Aber das macht nichts“, fügte er schnell hinzu. „Ich kann es beheben.“
Erstaunt hörte Evie zu, wie Finn der jungen Frau erklärte, dass die gutartige Zyste in ihrer Brust nichts war im Vergleich zu dem wirklichen Problem, und was er dagegen unternehmen konnte. So arrogant und grob er sonst war, im Umgang mit Patienten hatte er eine bewundernswert zuwendende und Vertrauen einflößende Art.
Als sie eine halbe Stunde später gemeinsam die Kabine verließen, hatte Evie eine völlig neue Seite an Dr. Finn Kennedy kennengelernt. Er muss ein Herz haben, hatte sie oft trotzig gedacht, wenn er sie mal wieder zur Verzweiflung getrieben hatte. Aber heute hatte sie es zum ersten Mal erlebt.
„Besorg ihr ein Bett in der Kardiologie“, sagte er knapp und reichte ihr Bethanys Krankenblatt.
Während sie es entgegennahm, versuchte Evie, nicht enttäuscht zu sein. Du hast doch wohl nicht erwartet, dass er dir gratuliert, oder?
„Gute Arbeit“, murmelte er. „Vielleicht bist du ja doch nicht nur Daddys kleines Mädchen.“
Damit wandte er sich ab und ging mit langen Schritten davon.
Evie blinzelte, als ihr bewusst wurde, was sich hinter der spöttischen Bemerkung verbarg.
Was für ein Lob!
3. KAPITEL
Mia kam am späten Nachmittag zum Dienst, und der Erste, den sie sah, war Luca. Was nicht weiter schwierig war, denn der Mann zog Blicke wie magnetisch an. Vor allem weibliche Blicke …
Vielleicht spielte ihr auch nur ihre Fantasie einen Streich – schließlich hatte sie an ihren freien Tagen ein bisschen zu oft an das heiße Tête-à-Tête mit ihm im Dienstzimmer gedacht.
Sie kniff die Augen zusammen und öffnete sie nach ein paar Sekunden wieder. Irrtum, er war immer noch da.
Und er sah sie an. Mit einem verruchten Lächeln, als wüsste er all ihre schmutzigen kleinen Geheimnisse – und dass er eins davon war.
Mia gönnte ihm einen ausdruckslosen Blick und nickte ihm knapp zu. Dann hängte sie sich das Stethoskop um den Hals und verschwand in die entgegengesetzte Richtung.
Luca lachte leise vor sich hin, während er ihr nachblickte. Der blonde Pferdeschwanz schwang im Takt ihrer energischen Schritte hin und her. Mia wirkte von Kopf bis Fuß kühl und professionell in ihrer dunkelgrauen, klassisch eleganten Tuchhose und der saphirblauen Bluse.
Nicht das geringste Fältchen im Stoff,
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