Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
diese Zeit schlafen! Keine Rufbereitschaft, keine Notfälle mitten in der Nacht, keine dringenden Konsultationen.“
Evie lächelte wissend, während sie sich das tragbare Ultraschallgerät schnappte. „Du würdest dich zu Tode langweilen.“
Mias langer blonder Pferdeschwanz schwang hin und her, als sie, die Patientenunterlagen in der Hand, zur Stationszentrale marschierte. „Ein bisschen Langeweile käme mir jetzt gerade recht.“
„Wie du meinst.“
Mia ignorierte den ironischen Unterton. „Wie lange brauchst du mit George Clooney noch für den Unfallverletzten?“
Evie lachte hell auf. „Er heißt Luca. Dr. Luca di Angelo.“
Von wegen Engel … Mia fand, dass der neue Chefarzt der Notaufnahme eher wie Beelzebub persönlich aussah. Zumindest hat er in den wenigen Wochen, seit er hier ist, eine teuflisch gute Zeit mit jedem willigen weiblichen Wesen innerhalb dieser Krankenhausmauern verbracht!
Und wenn schon. Es war sein Leben. Und ein kleines bisschen bewunderte sie ihn sogar dafür. Auch sie liebte ihre Affären kurz und süß.
Vielleicht deshalb verspürte sie jedes Mal ein seltsames Kribbeln im Bauch, wenn er in der Nähe war. Natürlich sah er atemberaubend aus – groß, dunkelhaarig, die Haut von sizilianischer Sonne gebräunt –, aber das war es nicht allein. Sie erkannte in ihm eine verwandte Seele.
Und was sie da sah, gefiel ihr gar nicht.
„Außerdem ist er ziemlich lecker.“
„Ja“, meinte Mia nachdenklich. „Da hast du recht.“
Evie lächelte vor sich hin und fragte sich unwillkürlich, warum sie sich nicht für den heißen Italiener begeistern konnte, einen Mann, der schon den Ruf weghatte, ein Sexgott zu sein. Stattdessen ging ihr Finn Kennedy nicht mehr aus dem Sinn, der barsche Chef der Chirurgie, mit dem sie immer wieder aneinandergeriet.
„Wie auch immer …“ Sie verscheuchte den Gedanken. „Wir sind dabei, den Patienten zu stabilisieren. Er muss in den OP, Laparotomie.“
„Okay, aber wenn ihr fertig seid, dann gehst du nach Hause. Du hattest vor drei Stunden Feierabend.“
„Ja, ja.“ Evie winkte ihr zu und eilte davon.
Mia hatte sich keine zehn Minuten in ein paar Krankenakten vertieft, da stürmte ein untersetzter sonnenverbrannter Mann mit einem wilden Ausdruck in den Augen in die Notaufnahme.
„Meine Frau … sie hat Wehen! Das Baby kommt!“ Damit machte er auf dem Absatz kehrt und rannte wieder hinaus.
Der vertraute Adrenalinstoß schoss ihr durch die Adern, als sie aufsprang und ihm folgte. Caroline, eine der Krankenschwestern, schloss sich ihr an. Mia spürte die kühle Luft, die ihr draußen entgegenschlug, kaum. Sie sah nur den zerbeulten alten Wagen und hörte die Schreie einer Frau.
„Beeilen Sie sich!“, brüllte der Mann.
Sekunden später war Mia bei der Schwangeren. Sie lag auf dem Rücksitz. „Es kommt, es kommt“, keuchte sie.
„Hi, ich bin Dr. McKenzie“, stellte Mia sich vor. „Wie heißen Sie?“
„Rh…Rhiannon.“
Mia lächelte sie beruhigend an. „In der wievielten Woche sind Sie, Rhiannon?“
„Dreißigste, sie ist in der dreißigsten, okay?“, fuhr der Ehemann sie an.
Er hatte etwas Feindseliges an sich. Fast hätte sie ihn angewiesen, zurückzutreten. Aber sie musste sich um die Frau kümmern, das Baby hatte sich zehn Wochen zu früh auf den Weg gemacht.
„Caroline, sag bitte dem Geburtshilfeteam Bescheid“, sagte Mia ruhig, während sie ein Paar Handschuhe aus ihrer Tasche zog. „Und bitte Arthur, eine Rollliege herzubringen.“ Sie wandte sich ihrer Patientin zu. „So, dann wollen wir mal sehen.“
Die Frau stöhnte wieder auf, und Mia brauchte trotz der schlechten Lichtverhältnisse keine zwei Sekunden, um zu erkennen, dass das Köpfchen bereits austrat. „Sie haben völlig recht, Rhiannon, Ihr Baby will auf die Welt.“
„Ich muss pressen“, schrie sie auf.
„Kein Problem.“ Mia ließ sich nicht anmerken, dass ihr Herz klopfte, als wollte es aus der Brust fliegen. „Ich bin ja da.“
Eine halbe Minute später glitt ihr ein schmales, plärrendes Baby in die Hände. „Sie haben einen Jungen.“ Mia lächelte und legte das Neugeborene auf den Sitz. Hoffentlich dachte Caroline daran, eine Decke mitzubringen.
„Ich will es sehen“, verlangte der Vater.
Aber da tauchte Caroline neben ihnen auf und drückte Mia ein Entbindungsset in die Hand. In der anderen hielt sie ein paar angewärmte Decken. „Das Team ist gerade bei einer Notfallintubation auf der Entbindungsstation“, flüsterte sie
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