Julia Ärzte zum Verlieben Band 54
das Messer von einer Seite zur anderen, während er langsam mehr Abstand zwischen sich und Mia brachte.
Himmel noch mal, dachte sie verärgert. Ich habe keine Zeit für so etwas!
„Na schön, Stan.“ Beschwichtigend hob sie die Hände. „Wir machen den Test“, versprach sie und schob sich unauffällig zwischen ihn und Caroline.
Die Schwester verstand sofort und schlich auf leisen Sohlen hinaus. In jeder Stationszentrale war ein Alarmknopf unter dem Schreibtisch. Ein Knopfdruck, und jeder Wachmann, der gerade Dienst hatte, würde innerhalb von zwei Minuten hier auftauchen.
„Aber zuerst müssen Sie mir das Kind geben.“ Sie machte einen Schritt auf Stan zu, versuchte dabei das schrille Babygeschrei und Rhiannons verzweifeltes Flehen auszublenden.
Stan ließ die Klinge durch die Luft sausen. „Nein!“, schrie er. „Bleiben Sie, wo Sie sind!“
Luca di Angelo, der draußen vorbeiging, hörte die erhobenen Stimmen, die das Weinen des Babys übertönten. Er betrat den Untersuchungsraum und erfasste die Szene mit einem Blick.
Ein Mann mit einem Messer. Ein brüllendes Baby als Geisel. Eine weinende Frau. Eine schreckstarre Hebamme. Und mittendrin Dr. Mia McKenzie – die unnahbare, frostige kleine Mia – mit mutig entschlossener Miene.
„Was zum Teufel ist hier los?“, fragte er.
Stan fuhr herum und hieb mit dem blitzenden Messer in Lucas Richtung. „Verschwinden Sie!“
Luca blieb stehen. „Dr. McKenzie?“
„Schon gut, Dr. di Angelo“, sagte sie seelenruhig mit einem Lächeln, während sie sich langsam näher auf Stan zubewegte. Gleich würde sie jede Menge Verstärkung bekommen – sie brauchte keinen selbst ernannten Superhelden, der die Situation vielleicht noch verschlimmerte.
Auch wenn er zum Anbeißen aussah.
„Stan möchte nur einen Vaterschaftstest“, erklärte sie. „Deshalb gibt er mir jetzt das Baby, damit ich ihm Blut abnehmen kann. Nicht wahr, Stan?“
„Nein!“ Hektisch blickte er zwischen Arzt und Ärztin hin und her. „Es bleibt bei mir!“
Luca beobachtete, wie Mia sich im Schneckentempo vorwärtsbewegte. „Aber wie sollen wir dann den Bluttest machen, Stan?“, fragte er, um den Mann abzulenken.
Dankbar und auch ein bisschen überrascht, dass Luca schnell begriffen hatte, worum es ihr ging, machte Mia noch einen Schritt.
„Halt!“, bellte Stan, und das Baby schrie noch lauter.
„Ich kann Ihnen von hier kein Blut abnehmen, Stan“, sagte Mia sanft.
Die innere Anspannung schärfte ihre Sinne. Sie hörte, wie er scharf ein- und ausatmete, sah den weißlichen Speichel in seinen Mundwinkeln, die Schweißperlen auf der Stirn. Die Art, wie er das Messer in der Hand drehte und wie er von einem Fuß auf den anderen trat, während seine Blicke zwischen Luca und ihr hin und her schwangen.
Aber sie nahm noch mehr wahr: Luca. Er beherrschte den Raum, nicht Stan. Groß und breitschultrig überragte er den nervösen Mann. Und obwohl Luca lässig mit einer Hand in der Hosentasche dastand, hatte er etwas Hartes, Unbeugsames an sich.
Hinter ihnen entstand Bewegung, und ein paar uniformierte Wachmänner erschienen auf der Bildfläche.
Stan sah über Mias Schulter. „Was wollen die hier?“ Er packte das Baby fester, das daraufhin einen schrillen Schrei ausstieß.
Luca streckte die Hand aus, während er sich ein Stückchen auf Stan zubewegte. „Das ist Standardprozedur im Krankenhaus. Aber ich werde sie bitten, sich im Hintergrund zu halten, okay?“
„Das halte ich für keine gute Idee, Doc“, warnte der Security-Chef.
„Zurück! Sie haben ihn gehört, los, machen Sie schon!“ Stan hielt das Messer gefährlich nahe am Kopf des Babys.
Die Hebamme keuchte auf.
„Es ist okay“, sagte Luca zu den Wachleuten, bevor er sich wieder an Stan wandte. „Sie verschwinden, sehen Sie?“
Die Männer entfernten sich, aber Mia ließ Stan und das Baby nicht aus den Augen. „Okay, Stan, wir haben etwas für Sie getan, jetzt tun Sie etwas für uns.“ Sie streckte die Arme aus, um davon abzulenken, dass sie noch einen Schritt näher trat. „Geben Sie mir den Kleinen. Er hat Angst, und er hat Hunger. Wenn er gegessen hat, ist er bestimmt friedlicher, und dann können wir in Ruhe über alles reden.“ Das durchdringende Gebrüll zerrte sicher nicht nur an ihren Nerven. Unter diesen Umständen drohte die Situation zu eskalieren.
„Sie hat recht, Stan.“ Auch Luca bewegte sich langsam weiter auf den Mann zu. „Das hier ist nichts für ein Baby.“
„Ist das meine
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