Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
habe keinen Hunger.“
„Du musst etwas essen.“
Ihr Magen knurrte und gab Blake recht. „Okay.“
Blake hielt bei einem Sandwichladen, in dem sie Sandwiches, Obst und Getränke bestellten. Darby aß mehr, als sie gedacht hatte, und fühlte sich sofort besser. Ihre Kopfschmerzen hatten nachgelassen.
Wenn ihr Herzschmerz nur das Gleiche tun würde.
Blake starrte stur geradeaus, als wäre der entgegenkommende Verkehr der faszinierendste Anblick der Welt.
Als wäre ihm nicht bewusst, dass Darby es aufgegeben hatte, ein Gespräch anzufangen oder so zu tun, als würde sie schlafen, und ihn stattdessen beobachtete. Ohne den Blick abzuwenden.
Auch wenn er sie intensiv wahrnahm, tat er so, als würde er ihren Blick nicht bemerken. Er konnte sie nicht ansehen, ohne sie zu begehren.
Darum hatte er ihnen gestern getrennte Hotelzimmer besorgt. Darby war verletzlich gewesen, und das durfte er kein zweites Mal ausnutzen.
Er mochte Knoxville. Da er in seiner Kindheit so oft umgezogen war, hatte er nicht gewusst, was ihm fehlte, aber jetzt, nachdem er schon mehrere Jahre an einem Ort lebte, gefiel ihm das Gefühl dazuzugehören. Er wollte das Leben beschützen, das er sich eingerichtet hatte.
Ein Zuhause, eine Arbeit, eine Partnerin, auf die er zählen konnte. Das gute Leben, das er sich aufgebaut hatte, drehte sich um Darby. Sie teilten die gleichen Freunde von der Uni, Kollegen und eine Praxis.
Wenn er mit ihr etwas anfing, und es hielt nicht, würde dieses Leben um ihn zerbrechen.
Besser, er machte so weiter, wie er gestern angefangen hatte. Als wäre nichts weiter passiert, damit ihre Beziehung mit der Zeit wieder das wurde, was sie gewesen war, und er und Darby wieder Freunde sein konnten.
Jetzt musste er nur noch selbst glauben, was er sich einreden wollte.
9. KAPITEL
„Guten Morgen, Mr Hill“, begrüßte Darby den dünnen Mann, der mit mürrischem Ausdruck auf seinem faltigen Gesicht in seinem Krankenhausbett lag.
„Es wäre ein fantastischer Dienstagmorgen, wenn Sie mir sagen, dass ich nach Hause gehen kann.“
„Erst schauen wir uns Ihr Bein an, dann unterhalten wir uns.“
Miteinander sprechen – das hatten Blake und sie nicht getan. Die Heimfahrt gestern Abend war beinahe unerträglich gewesen.
Wie sollte sie ihn heute Morgen begrüßen? Wie ihren Arbeitskollegen oder wie den Mann, der sie Samstagnacht und Sonntagmorgen immer wieder geliebt hatte?
Für Blake war Sex einfach nur Sex. Das wusste sie, und wenn sie ihn nicht verlieren wollte, musste sie so tun, als wäre nichts Weltbewegendes passiert.
Aber konnte sie das?
„Bedeutet dieser Blick, dass ich nicht nach Hause darf?“, fragte Mr Hill und holte Darby damit in die Gegenwart zurück.
„Ich fürchte, ja“, antwortete sie, während sie den feuchten Verband über seinem Beingeschwür ersetzte. „Zumindest nicht in den nächsten Tagen. Die gute Nachricht ist, dass Ihr Bein heilt, langsam aber sicher.“
„Kann es nicht zu Hause heilen?“
Zu Hause.
Sehnsucht fuhr ihr wie ein Stich ins Herz. Zu Hause ist, wo dein Herz ist. Wo war ihr Zuhause? In Knoxville? In Armadillo Lake?
„Nein. Es tut mir leid, aber das geht nicht.“
Sie unterhielt sich noch ein paar Minuten mit ihm, bevor sie sein Zimmer verließ. Darby hatte kaum zwei Schritte in den Flur getan, als Blake aus einem Patientenzimmer kam.
Der Schock stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Ich hatte nicht erwartet, dich so früh hier zu sehen.“
Offensichtlich. Bedeutete das, er war absichtlich früher hergekommen, damit er ihr nicht über den Weg lief?
„Ich dachte, ich muss einiges nachholen.“ Warum hörte sich ihre Erklärung so gekünstelt an?
„Ich auch.“ Er wich ihrem Blick aus und fuhr sich mit den Fingern durch sein dunkles Haar. „Wie geht es deiner Mutter?“
„Laut ihrem Arzt ist sie schon kräftiger. Sie scheint es genauso eilig zu haben, nach Hause zu kommen, wie Mr Hill.“
„Schön, dass sie sich erholt.“ Ohne ihr in die Augen zu sehen, nickte er. „Ich schätze, ich sehe dich im Büro.“ Damit drehte er sich um und ging weg.
Darby seufzte. Nachdem er das ganze Wochenende so getan hatte, als würde er sie lieben, tat es besonders weh, dass er scheinbar nicht schnell genug von ihr wegkommen konnte.
Dachte er, wenn er sich normal verhielt, könnte sie auf die Idee kommen, dass ihm dieses Wochenende etwas bedeutete?
Dann traf sie ein anderer Verdacht. War sie so schlecht gewesen, dass er ihr nicht mehr in die Augen sehen konnte?
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