Julia Aerzte zum Verlieben Band 60
Dann hätte er am Sonntagmorgen doch nicht noch einmal mit ihr geschlafen, oder? Er war bei ihr gewesen, mit jeder Berührung und jedem Kuss. Die Verzweiflung, mit der er sie genommen hatte, konnte er doch nicht gespielt haben. Er war wild gewesen, als wollte er sie als sein Eigentum markieren. Oder reagierten Männer immer so, wenn sich eine nackte Frau auf ihnen rekelte?
Sie wusste es einfach nicht. Blake hatte auf der Heimfahrt nicht mit ihr gesprochen, und als sie an ihrem Apartment hielten und er ihr half, ihre Sachen hineinzutragen, hatte er nicht einen Fuß in ihre Wohnung gesetzt – nur ihren Koffer hineingestellt, bevor er geflüchtet war, als fürchtete er, sie könnte ihm eins überbraten und ihn in ihr Bett schleifen, wenn er sich länger aufhielt.
Das hatte so wehgetan, dass sie sich eine zweite Nacht in den Schlaf weinte.
Als sie ins Büro kam, fand sie genau das vor, was sie erwartet hatte. Einen Schreibtisch voller Dinge, die sie erledigen musste.
Statt damit anzufangen, ging sie in Blakes Büro, wo er fleißig seinen eigenen Berg abarbeitete.
„Bist du sauer auf mich wegen dem, was zwischen uns passiert ist?“
„Nein.“ Offensichtlich überrascht von ihrer offenen Frage, lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Ich bin wütend auf mich selbst.“
„Warum?“
„Weil wir Grenzen überschritten haben, die wir nicht hätten überschreiten dürfen.“
Das ließ ihr zwei Möglichkeiten: vorgeben, dass sie es ebenfalls bedauerte, oder ihm die Wahrheit sagen – dass sie ihn liebte.
„Okay.“ Sie zuckte die Schultern. „Vergessen wir, dass es dieses Wochenende überhaupt gab.“
Blake kniff die Augen zusammen. „Können wir das?“
„Ich habe es bereits vergessen.“ Darby hob ihr Kinn und starrte ihn herausfordernd an, während ihr Herz hinter ihrer professionellen Fassade brach. „Du nicht?“
Es war ein anstrengender Morgen gewesen, und der Nachmittag schien auch nicht besser zu werden. Blakes Terminplan war vollgepackt, und er erhielt einen Anruf nach dem anderen vom Krankenhaus.
Aber das Schlimmste war, dass er sich nicht auf seine Arbeit konzentrieren konnte. Ständig wanderten seine Gedanken zu Darby.
Sie hatte alles vergessen?
Wenn er ihr nur glauben könnte.
Vergessen könnte, wie sich ihr Körper an seinen presste.
Er konnte es nicht.
Letzte Nacht hatte er nicht geschlafen, weil er es vermisste, wie sie sich warm an ihn schmiegte. Die Nacht davor, in einem fremden Hotelzimmer, war nicht besser gewesen. Im Bett hatte er nie zuvor eine Frau vermisst. Er schlief lieber allein. Aber das schien nicht mehr zu stimmen.
Er vermisste Darby so sehr, dass er ihr Kissen aus dem Auto geholt hatte, das sie versehentlich vergessen hatte.
Mit ihrem Kissen im Arm, eingehüllt in ihren Duft, schlief er endlich ein und träumte von ihren gierigen Küssen.
Blake folgte dem Patienten, den er gerade behandelte hatte, aus dem Behandlungszimmer, und sofort begegnete er Darby. „Alles okay?“, fragte er sie.
„Ja.“
„Gut.“
„Danke.“
Weil er genug hatte von dem einsilbigen Gespräch, holte Blake tief Luft und betrat das nächste Patientenzimmer.
Einen Monat später untersuchte Darby den rechten Arm eines älteren Mannes. „Sind Sie sicher, dass Sie sich den Arm nicht angeschlagen haben?“
Der Mann hörte nicht gut und starrte sie verständnislos an.
„Ihr Arm – haben Sie ihn sich angeschlagen?“, wiederholte sie lauter.
Er schüttelte den Kopf. „Zuerst haben meine Finger wehgetan, und dann ist der Schmerz den Arm hinaufgewandert. Als ich gestern Abend mein Hemd ausgezogen habe, habe ich das gesehen.“
„Das“ war eine dunkelviolette Verfärbung, die an seiner Schulter begann und bis zu seiner Handfläche lief. Die gesamte Unterseite seines Armes sah aus, als hätte ihn jemand geschlagen.
„Haben Sie aus Versehen mehr von Ihrem Blutverdünner eingenommen?“
Wieder verstand er sie nicht, und sie wiederholte ihre Frage.
Sein Blut musste viel zu dünn sein. Es gab sonst kaum andere Erklärungen für seine unüblichen Symptome. Unter normalen Umständen würde sie Blake um eine zweite Meinung bitten.
Das war einfach lächerlich. Sie waren noch immer Partner. Wenn sie miteinander sprachen, fragte Blake sie meist nach ihrer Mutter, nach ihren Fahrten nach Armadillo Lake über die Wochenenden, um bei ihrer Familie zu sein. Manchmal sprachen sie auch über Patienten, aber nie erwähnten sie, was passiert war.
Darby hoffte immer noch, dass er sich
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