Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Bestseller Band 142

Julia Bestseller Band 142

Titel: Julia Bestseller Band 142 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Morgan
Vom Netzwerk:
noch nie getroffen. So, wir gehen runter.“
    „Gehen runter?“ Grace sah den Piloten erschrocken an. Unter ihnen befand sich nichts als Bäume. Augenblicklich waren ihre Sorgen wegen Rafael Cordeiro verschwunden. „Landen wir – oder stürzen wir ab?“
    Der Pilot gab keine Antwort. Seine Augen waren zu Schlitzen verengt, während er sich auf die Fluginstrumente konzentrierte. Einen Moment sah es so aus, als würden sie direkt in die Bäume stürzen. Erst im allerletzten Augenblick tauchte eine kleine Landeplattform wie aus dem Nichts unter ihnen auf.
    „Also kein Absturz.“ Grace lächelte unsicher und stieß den Atem aus, den sie angehalten hatte. „Ich habe mich schon fast auf ein Inferno eingestellt.“
    „Bei Ihrem Treffen mit Cordeiro wird es eins geben.“ Der Pilot drückte auf einen Schalter. „Ich habe Männer nach nur fünf Minuten mit ihm weinen gesehen. Willkommen im brasilianischen Regenwald, Miss Thacker. Eines der am meisten gefährdeten Ökosysteme der Welt.“
    „Sie kommen nicht mit? Sie lassen mich hier alleine? Mitten im Dschungel?“ Sie wandte den Kopf und schaute aus dem Fenster. Erst jetzt sah sie das Haus. Ein Gebäude, das ausschließlich aus Glas und verwittertem Holz zu bestehen schien. Es verschmolz geradezu mit seiner Umgebung. Fast konnte man glauben, das Haus wäre zwischen den Bäumen aus dem Erdreich gewachsen.
    „Oh.“ Grace betrachtete die schmalen Brückenpfade, die hoch über dem Dschungelboden angebracht worden waren. „Das ist fantastisch. Überwältigend.“
    Der Pilot lachte leise. „Rafael Cordeiro … ein Engel“, sagte er mehr zu sich. Immer noch kichernd, wischte er sich mit einer Hand kleine Schweißtröpfchen von der Stirn. „Wenn Sie aussteigen, ziehen Sie den Kopf ein, bis Sie unter den Rotorblättern hindurch sind. Ich fliege zurück nach Rio, um ein Paket abzuholen, dann weiter nach São Paulo.“
    Wie festgeklebt blieb Grace sitzen, als wollte sie ihre letzte Verbindung zur Zivilisation nicht so einfach aufgeben. „Sie warten nicht auf mich? Er hat gesagt, er könne mir nur zehn Minuten geben.“
    „Falls Sie nach Ihrem Treffen noch leben, komme ich zurück und sammle die Reste ein. Nehmen Sie den linken Pfad. Und ganz egal, was Sie tun, verlassen Sie nie die Wege. Dies hier ist der Dschungel, kein Themenpark. Geben Sie auf die wilden Tiere acht.“
    „Wilde Tiere?“ Misstrauisch betrachtete sie das undurchdringliche Dickicht, das sie umgab. Einige Teile lagen völlig im Schatten. An anderen Stellen drangen vereinzelt Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach. Bildete sie es sich nur ein, oder bewegte sich der Waldboden? „Meinen Sie Insekten?“
    Er grinste. „Nach der letzten Schätzung leben hier über zweitausend verschiedene Arten. Und das sind nur die, die man bereits gefunden hat.“
    Grace versuchte, nicht an all die kleinen Beinchen zu denken, die garantiert gleich auf sie zukrabbelten. Sie strich ihren Rock glatt und wünschte, sie hätte eine Hose angezogen. „Und Schlangen?“
    „Oh ja, hier leben auch Schlangen …“ Sein Grinsen wurde breiter, als er ihre unpassenden Schuhe ansah, „… und dann sind da noch die riesigen Ameisenbären, die Jaguare und die …“
    „Okay, ich glaube, ich habe genug gehört“, unterbrach sie ihn atemlos. Noch fünf Sekunden und ich klammere mich an ihn und flehe ihn an, mich nach Hause zu fliegen. „Ich bin sicher, Mr Cordeiro würde nicht hier leben, wenn es so gefährlich wäre.“
    Der Pilot warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Sie kennen ihn wirklich nicht! Er lebt hier, weil es gefährlich ist, Süße. Er langweilt sich schnell. Ihm gefällt das Leben am Rande des Abgrunds.“
    Süße? Die unbekümmerte Art, mit der er sie als nichts klassifizierte, ließ Grace die Anspannung vergessen. Ihr ganzes Leben lang war sie bevormundet und unterschätzt worden. Immer hatte jemand an ihr gezweifelt oder sie nicht ernst genommen. Sie hatte dagegen angekämpft und Erfolg gehabt.
    Bis jetzt.
    Jetzt lief sie Gefahr, alles zu verlieren, wofür sie gearbeitet hatte.
    Und das würde sie nicht zulassen.
    Ihr stand der vielleicht wichtigste Kampf ihres Lebens bevor, und sie würde ihn gewinnen. Sie musste gewinnen. Aber dazu musste sie vergessen, dass sie einem brasilianischen Milliardär, dem wandelnden Computer, in einer Diskussion über Zahlen denkbar unterlegen war. Grace musste alles vergessen, außer den Konsequenzen. Wenn sie sich geschlagen gab, verloren viele Menschen ihren

Weitere Kostenlose Bücher