Julia Bestseller Band 142
Ich dachte, das, was wir hatten, würde ewig halten. Ich dachte, nichts könne jemals unsere Freundschaft zerstören. Aber ich habe mich geirrt. Beantworte mir eine Frage, Mark: Warum konnte eine einzige Liebesnacht eine lebenslange Freundschaft kaputtmachen? Ich habe mir diese Frage immer wieder gestellt, und mir fällt keine vernünftige Antwort ein.“
„Sex verändert immer alle Dinge, Holly.“
Sie schüttelte heftig den Kopf. „Nein! Ich weiß, dass das nicht wahr ist. Du hast mit vielen Frauen geschlafen und bist mit ihnen befreundet geblieben. Und du bist sogar mit Frauen ins Bett gegangen, in die du nicht einmal verliebt warst. Das hast du mir selbst erzählt.“
„Anscheinend rede ich zu viel. Gibt es einen Grund, warum du mich unbedingt fertig machen willst?“
„Ich will dich nicht fertig machen. Ich denke nur, dass Männer anders sind als Frauen. Ich dachte, Männer könnten Sex haben, ohne dass sie für die jeweilige Frau etwas empfinden. Ich dachte, sie könnten das Physische vom Gefühlsmäßigen trennen.“
„Ich nehme an, dass dies so sein kann, aber ich sehe nicht …“
„Also warum hat eine Liebesnacht unsere Freundschaft zerstört? Warum warst du nicht fähig, diese Stunden als eine nicht gefühlsmäßige Erfahrung abzutun? Liegt es daran, dass ich es war, die dich verführt hat? Warst du böse, weil du eigentlich gar nicht …“
Mark starrte sie verständnislos an. „Du hast mich verführt? Du meinst wirklich, du hast mich verführt?“
Tiefe Röte schoss ihr ins Gesicht, als sie sich daran erinnerte, wie sie sich benommen hatte. Wie sie ihn gestreichelt und an sich gezogen hatte, wie sie ihn reizte, als er zögerte. „Natürlich habe ich dich verführt. Ich war diejenige, die mit dem Küssen angefangen hat.“
„Nachdem ich dich schon hundert Mal geküsst hatte …“, brummte Mark leicht genervt.
„Das war etwas anderes. Du hast mich geküsst, um die anderen von unserer Liebe zu überzeugen.“
„So ein Unsinn! Ich habe dich geküsst, weil ich mich danach sehnte, dich zu küssen. Ich küsste dich, weil ich mich nicht mehr zurückhalten konnte.“
Holly sah ihn ungläubig an. Ihr Herz klopfte wie wild. Was hatte er gesagt? „Ich verstehe nicht …“
„Das weiß ich, aber es wird Zeit, dass du mich verstehst und die Wahrheit erfährst.“ Hin und her ging er auf dem Balkon, als suche er nach Worten. „Erinnerst du dich an unsere Unterhaltung, in deren Verlauf ich dir erzählte, dass ich verliebt sei?“
„Natürlich erinnere ich mich, und ich warte darauf, dass du darüber sprichst“, entgegnete sie heftig. „Du hast doch immer gesagt, dass wir keine Geheimnisse voreinander haben.“
„Aber ich habe ein Geheimnis, Holly. Ein großes Geheimnis sogar. Doch du wolltest nicht, dass ich es mit dir teile.“
Holly fühlte sich plötzlich schuldig. Es stimmte, was er sagte. Sie wollte nichts von der Frau hören, die er liebte.
Sie hob den Kopf und sah ihm tapfer in die Augen. „Ich habe dir schon gesagt, dass es mir leidtut. Jetzt will ich es mit dir teilen. Ich will, dass du mir von der Frau erzählst, die du liebst.“
„Willst du das wirklich? Dann sollte ich es vielleicht tun. Da du ja fortwillst und unsere Freundschaft in Trümmern zu liegen scheint, habe ich ja nichts zu verlieren, oder?“
„Nein. Also fang endlich an! Erzähl mir die Geschichte von Anfang an!“
Mark holte tief Luft und ging ein paar Schritte von ihr weg. Er lehnte sich über die Balkonbrüstung und sah hinaus auf die Bucht. „Es begann vor langer, langer Zeit. Ich war vier Jahre alt, als ich sie kennengelernt habe. Sie war damals zwei. Wir haben immer zusammen gespielt, und sie war wie mein Schatten.“
Holly erstarrte, und das Blut sauste ihr in den Ohren. Was sagte er da?
„Ganz gleich, was ich tat, sie liebte mich. Ich schüttete ihr Sand in die Windeln, legte ihr eine Schlange um den Hals, und ich schnitt sogar ihren Pferdeschwanz ab, um mein neues Schweizer Armeemesser auszuprobieren. Nichts konnte sie erschüttern. Als wir größer wurden, kamen wir uns noch näher. Damals wusste ich nicht, dass ich sie liebte, aber ich wusste, dass uns beide etwas ganz Besonderes miteinander verband.“
„Mark?“, fragte Holly kaum hörbar.
„Im Laufe der Zeit hatte ich viele andere Beziehungen und versuchte, dieses Besondere zu finden, aber ohne Erfolg, und ich kam nicht dahinter, warum es so war. Bis ich sie das erste Mal küsste. In diesem Augenblick wurde mir klar, warum ich nie
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