Julia Bestseller Band 142
Regenwalds aufzuhängen. Der Effekt war verblüffend. Alle fragten: ‚Wo ist das?‘ Ich hätte gleich eine zweite Karriere als Reiseleiterin machen können.“ Damals war ihr alles so unkompliziert vorgekommen. Sie hatte mit nur einem einzigen Ziel angefangen … ihren Vater zu beeindrucken.
„Brasilien ist ein wunderschönes Land.“
„Ja. Und die Fotos inspirierten mich, über das Erlebnis nachzudenken, das ich verkaufen wollte. Die Zielgruppe der meisten Cafés besteht aus jungen Müttern mit Kindern oder Geschäftsleuten, die kurz Energie tanken wollen. Meine Vision war, einen Ort zu schaffen, an dem sich Studenten in einer lebendigen Umgebung mit ihren Freunden treffen. Zu Beginn spielten wir Sambamusik und verkauften brasilianische Snacks. Später richteten wir Internetzugänge ein, damit die Gäste arbeiten oder chatten können, während sie ihren Kaffee bei uns trinken.“
„Und Sie hatten Erfolg.“
„Ja. Das Café war immer voll und unsere Gewinne erstaunlich. Alles war unglaublich aufregend.“
„Das ist Geldverdienen immer.“
Sein harscher Tonfall riss sie aus den schönen Erinnerungen. Grace fragte sich, ob hinter seinen bissigen Kommentaren mehr steckte. Seine Miene ließ auf nichts schließen. „Auf jeden Fall habe ich dann beschlossen, noch mehr Cafés mit demselben Konzept zu eröffnen. Allerdings wollte die Bank einem unerfahrenen achtzehnjährigen Mädchen keinen weiteren Kredit bewilligen. Weil Ihre Gesellschaft in junge Firmen investiert, die wiederum brasilianische Unternehmen unterstützen, habe ich mich an Sie gewandt.“ Und der Kredit, den er ihr gegeben hatte, hatte ihr Leben verändert.
Rafael nippte an seinem Weinglas. „Ihr erstes Café war also profitabel?“
„Ja.“
„Und jetzt schreiben Sie rote Zahlen“, sagte er im Plauderton. „Das muss … sehr enttäuschend sein.“
„Dieses Mal habe ich eine Firma mit der Modernisierung der Räume beauftragt. Die Rechnung fiel höher aus als veranschlagt. Dieser Fehler wird mir nie wieder unterlaufen.“
„Nein, das wird er nicht.“
Die angespannte Atmosphäre ertrug Grace nicht länger. „Sie werden also bei Ihrem Nein bleiben? Und das nur, weil ich noch keinen Gewinn vorweisen kann? Aber verloren habe ich Ihr Geld ja gar nicht. Sie sind Milliardär, dieser Kredit ist für Sie vollkommen unwichtig. Aber mir und den Menschen, die für mich arbeiten, bedeutet er alles.“ Sie schob ihren Teller beiseite. „Warum haben Sie mich zum Bleiben eingeladen und angeboten, die Kaffeefarm zu besichtigen, wenn Sie doch nur Nein sagen?“
Er lächelte nicht. „Sie haben immer noch Zeit, meine Meinung zu ändern, Miss Thacker. Außerdem weiß ich, dass die Familie, die die fazenda betreibt, Sie gerne kennenlernen möchte. Sie wollen zu gern hören, was Sie zu sagen haben.“
„Was ich worüber zu sagen habe?“, fragte sie verständnislos. Er tat fast so, als sollte sie vor Gericht eine Zeugenaussage machen.
„Über Ihre Geschäfte, Miss Thacker. Da die fazenda Ihr einziger Zulieferer ist, sind die Gewinne beider Firmen natürlich eng miteinander verbunden.“
„Das stimmt.“
Worauf wollte er eigentlich hinaus? Grace fiel es immer schwerer, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Stattdessen ließ sie sich von unzähligen unwichtigen Einzelheiten faszinieren. Wie von den dunklen Haaren, die aus dem Kragen seines Hemdes hervorlugten, den Bewegungen seiner Hände und von seinem Mund. Seine sinnlichen Lippen zogen Grace’ Aufmerksamkeit immer wieder auf sich. Plötzlich erinnerte sie sich an die Worte des Piloten. Rafael Cordeiro zog die Frauen in Scharen an.
Zunächst hatte sie das als natürliche Begleiterscheinung von Macht und Reichtum verstanden. Inzwischen erkannte sie jedoch, dass der Grund ein völlig anderer war. Es war etwas, dass mit dem innersten Wesen dieses Mannes zu tun hatte.
Rafael Cordeiro war ein heißblütiger Brasilianer. Er strahlte Sex-Appeal und männliche Überlegenheit aus. Selbst wenn er arm gewesen wäre, hätte er anziehend auf Frauen gewirkt. In seiner Gegenwart spürte sie die Unterschiede zwischen ihm und sich mit fast schmerzhafter Klarheit. Grace wurde sich ihrer Weiblichkeit bewusst.
Sie war so versunken in seinen Anblick, dass sie hochschreckte, als Maria eine Tasse Kaffee vor sie stellte. Die Tasse an den Mund hebend, atmete Grace das wundervolle Aroma ein und seufzte. „Das muss der beste Duft der Welt sein.“
„Es freut mich, dass Sie so denken. Dieser Kaffee stammt von der
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