Julia Bestseller Band 142
Krankenschwester für unsere Praxis, weil die jetzige uns verlässt. Du könntest also herkommen. Das wäre doch für jeden von uns die perfekte Lösung.“
„Du erwartest von mir, dass ich nach Cornwall ziehe?“, fragte Holly entrüstet.
„Warum nicht?“, fragte Mark selbstsicher wie immer. „Du wirst es hier schön finden. Der Juni in Cornwall ist wunderbar. See, Sand und Segeln …“
Die Versuchung war groß. Hollys Blick fiel auf das Fenster ihrer kleinen Mietwohnung. Von dort sah sie nur über die verkehrsreichen Straßen im Norden von London. Bisher hatte sie nie daran gedacht, von hier fortzuziehen, denn sie hatte sich längst an den Lärm und das Gedränge im Berufsverkehr gewöhnt, aber vielleicht wäre ein Ortswechsel gar nicht so schlecht. Wenn sie wegzöge, würde sie die Erinnerungen hinter sich lassen. Fern von London würde sie vielleicht wieder schlafen können.
„Angenommen, ich würde mich aufraffen und nach Cornwall ziehen“, sagte sie vorsichtig, „aber vorgeben, mit dir verlobt zu sein, Nein, das würde nicht funktionieren.“
„Und warum nicht?“
Plötzlich wurde Holly nervös. „Weil es nicht geht. Du und ich, wir kennen uns seit Ewigkeiten, sind aber kein Liebespaar. Wir umarmen uns zwar und geben uns auch schon mal einen Kuss, aber wir benehmen uns nicht wie Verliebte.“
„Wir könnten es doch auf einen Versuch ankommen lassen. Wir brauchen ja nicht immerzu miteinander zu turteln, aber wer will uns daran hindern, dass wir uns nach außen hin wie Verlobte geben?“
Holly begann zu überlegen. Konnte sie das tun? In Mark hatte sie bisher immer nur den guten Freund gesehen. Würde sie jetzt so tun, als wäre er ihr Geliebter, könnte dies womöglich zu einer Entfremdung führen.
„Ich weiß nicht, Mark. Ich bin mir nicht sicher, ob ich diese Rolle überzeugend spielen könnte. Schon weil ich nicht in dich verliebt bin.“
„Danke, Holly!“ Mark nahm ihre Antwort offensichtlich mit Humor auf. „Erst sagst du, dass ich nicht dein Typ bin. Dann sagst du, dass du mich nicht liebst. Du verstehst dich offenbar darauf, das Ego eines Mannes zu verletzen.“
„Sei nicht albern! Du bist mein Freund, romantische Gefühle für dich kann ich nicht empfinden.“
„Wer merkt das schon? Gute Freunde sind wir doch, und wenn wir uns dann noch ein bisschen gefühlvoll geben …“
„Gefühlvoll?“ Was um Himmels willen meinte er damit? „Selbst wenn ich dies vortäuschte, Leute, die uns seit Langem kennen, würden es uns nie abnehmen, dass sich zwischen uns beiden etwas abspielt.“
„Das mag auf unsere Freunde in London zutreffen, aber hier in Cornwall weiß doch keiner, wie wir zueinander stehen.“
Er hatte offenbar alles genau durchdacht.
„Warum brauchst du überhaupt eine Verlobte?“, fragte Holly. „Du sagtest, ich würde es verstehen, wenn du mir alles erläutert hättest. Dann erklär es mir doch!“
Es entstand eine Pause. Mark räusperte sich und sagte schließlich: „Da gibt es eine Frau …“
„Oh Mark, nicht schon wieder!“, fiel Holly ihm ins Wort.
Wenn Mark Logan ein Problem hatte, dann drehte es sich immer um eine Frau. Manchmal auch um mehr als eine. Nie hatte Holly einen Mann kennengelernt, der Frauen so anzog, wie er es tat.
„Glaub mir, Holly, es ist nicht meine Schuld!“ Jetzt klang Mark müde und frustriert. „Ich habe wirklich versucht, mich für eine Weile von den Frauen fernzuhalten. Ich habe diesen Job hier erst vor fünf Monaten angetreten …“
„Das weiß ich doch, Mark. Ich selbst hatte dir doch zugeraten, dich ins tiefste Cornwall zurückzuziehen, erinnerst du dich?“
Und danach war ihr eigenes Leben aus den Fugen geraten, aber davon wusste Mark noch nichts.
„Ich liebe diese Praxis“, sagte Mark. „Ich liebe die Patienten, von denen die meisten ihr ganzes Leben hier verbracht haben. Ich liebe das Meer und das Segeln. Ich liebe sogar die Touristen, die alljährlich in Cornwall einfallen. Hier als praktischer Arzt tätig zu sein ist ein Traumjob.“
„Und wo liegt das Problem?“, fragte Holly. „Schon als wir zusammen in die Grundschule gingen, hast du es verstanden, Mädchen abzuwehren. Ich kann nicht glauben, dass es in dieser Hinsicht Schwierigkeiten gibt.“
„Ich kann damit fertig werden“, antwortete Mark. „Ich muss mir nur eine Verlobte zulegen, und zwar schnell.“
„Du brauchst also eine Verlobte, um diese Frau auf Distanz zu halten? Übertreibst du nicht ein bisschen? Warum sagst du ihr nicht einfach,
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