Julia Bestseller Band 142
mit einem spöttischen Lächeln.
„Gib dir Mühe, dann wird es schon klappen! Und du musst natürlich mit mir zusammenleben.“
„Mit dir zusammenleben?“
„Natürlich! Wir leben nicht mehr im 19. Jahrhundert! Verlobte wohnen heutzutage immer zusammen. Das hat auch den Vorteil, dass du dir keine Wohnung suchen musst. In der Ferienzeit ist hier nämlich kaum etwas zu bekommen.“
„Meinst du nicht, dass unsere Freundschaft darunter leiden könnte?“
„Aber warum denn? Wir sind seit vierundzwanzig Jahren die besten Freunde. Du erinnerst dich doch, was wir uns als Kinder versprachen: Immer und für immer .
„Natürlich erinnere ich mich daran, du Idiot!“
„Wo also liegt das Problem? Nichts hat bisher unsere Freundschaft bedroht, Holly. Nicht einmal, wenn wir weit voneinander entfernt waren und ernste Beziehungen mit anderen Personen hatten.“
Ernste Beziehungen? Sie hatte niemals solche gehabt. Bisher hatten alle Beziehungen mit Männern immer mit bitteren Enttäuschungen geendet.
„Wir haben noch nie zusammengelebt“, sagte sie.
„Dann sag mir besser gleich, was für ärgerliche Angewohnheiten du hast! Drehst du zum Beispiel grundsätzlich die Zahnpastatube nicht zu? Und finde ich deine Unterwäsche auf meinen Heizkörpern verteilt vor?“
„Das gehört nun einmal zur Rolle der Verlobten“, stichelte Holly.
„Wenn du meinst …“ Es entstand eine kurze Pause, danach klang Marks Stimme wieder ernst. „Ich brauche dich wirklich, Holly. Es tut mir leid, dass ich dich so bedränge. Aber bitte sag ja! Bitte!“
Hollys Widerstand war gebrochen. Mark brauchte sie. Und wann hatte sie ihm jemals etwas abgeschlagen? Er war immer für sie da gewesen. Immer. Alles, was er jetzt brauchte, war eine Verlobte. Diese Rolle verlangte ihr nicht allzu viel ab. Abgesehen davon würde es ihr Spaß machen, wieder mit ihm zu arbeiten. Und wenn sie zusammenwohnten, würde dies vielleicht ihre Albträume verjagen. Mark war eine so starke Persönlichkeit, dass sie in seiner Nähe vor nichts Angst zu haben brauchte.
Holly holte tief Luft und sagte: „Okay, Mark! Ich tue es. Ich muss verrückt sein, dass ich mich darauf einlasse, aber ich tue es. Ich werde für eine Weile deine Verlobte sein.“
Sogleich begann Mark, sie mit Informationen zu überschütten, wodurch sie wieder verunsichert wurde. Dann aber sagte sie sich, dass es gar nicht so schwer sein müsste, so zu tun, als liebte sie ihn.
Sie verabredeten, dass sie mit Marks älterem Partner zur Vorstellung ein Gespräch in London haben würde, und wenn alles glattging, sollte sie am Wochenende ihre Reise nach Cornwall antreten.
1. KAPITEL
Holly stellte den Motor ab und starrte ängstlich auf das moderne rote Klinkergebäude, in dem sich das Medical Center befand. Es ist lächerlich, was ich hier tue, einfach lächerlich, dachte sie. Warum habe ich mich nur auf so eine Sache eingelassen? Das kann gar nicht gut gehen! Wie soll ich in die Praxis gehen und Mark so begrüßen, als wäre er die Liebe meines Lebens?
Mark hatte sie gebeten, Freitagmittag vor Ort zu sein, nähere Einzelheiten hatte er ihr nicht mitgeteilt. Was erwartete er von ihr? Sollte sie ihn leidenschaftlich küssen? Ich muss verrückt gewesen sein, als ich auf seinen Vorschlag eingegangen bin, dachte sie. Doch nun war es zu spät, um ihre Meinung zu ändern.
Widerstrebend stieg sie aus ihrem Auto, ging über den Parkplatz und stieß freundlich lächelnd die Tür auf, die zur Empfangshalle führte.
Die blonde Frau hinter dem Tresen empfing sie mit einem kühlen Blick und fragte nach ihren Wünschen.
„Ich möchte mit Dr. Logan sprechen.“
„Dr. Logan ist zu einem Notfall abberufen worden. Im Übrigen können Sie ihn sowieso nicht sprechen, wenn Sie keinen Termin haben“, wurde Holly brüsk beschieden. „Und den kann ich Ihnen nicht vor nächstem Donnerstag um vier Uhr geben.“
„Ich will keinen Termin haben, denn ich bin keine Patientin“, erwiderte Holly immer noch freundlich. „Ich bin Holly Foster, die neue Praxisschwester. Ich bin Dr. Logans …“
„Verlobte?“ Die blonde Frau starrte sie an. „Natürlich, ich hätte es wissen müssen.“
„Warum hätten Sie es wissen müssen?“, fragte Holly.
„Weil Sie so aussehen, wie er Sie beschrieben hat. Allerdings tragen Sie keinen Ring“, antwortete die Blondine nach einem prüfenden Blick.
„Ich trage niemals einen Ring bei der Arbeit“, sagte Holly geistesgegenwärtig. „In meiner alten Praxis war es auch gar
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