Julia Collection Band 21
Paul Correro geführt. Hillary war erstaunt, dass er sie so kurzfristig empfangen konnte. Damit nicht genug, begrüßte er sie auch noch mit besorgter Miene und dankte ihr für ihr Kommen, was sie vollends verwirrte.
„Anya wollte Sie und Roel besuchen, um sich zu entschuldigen, doch ich habe mich Ihnen gegenüber so schlecht benommen, dass ich es für klüger hielt, zunächst einmal zu warten, bis sich die Gemüter beruhigt haben“, erklärte der blonde Mann zerknirscht. „Immerhin habe ich Sie bedroht und Ihnen Angst eingejagt. Glauben Sie mir, das ist nicht die Art, auf die ich Frauen gewöhnlich behandle.“
„Davon bin ich überzeugt“, meinte Hillary beruhigend.
„Als Roel klar wurde, dass Ihr Verschwinden mein Fehler war, ging er an die Decke. Ich kann es ihm nicht verübeln.“
„Es war nicht Ihre Schuld …“
„Das sagen Sie nur, damit ich mich besser fühle, doch das ist nicht nötig.“ Paul stöhnte. „Ich habe mich in etwas eingemischt, wovon ich besser die Finger gelassen hätte. Rückblickend betrachtet war es offensichtlich, dass es in Ihrer Beziehung zu Roel eine Dimension gab, von der ich nichts wusste. Aber ich stürzte mich Hals über Kopf hinein in die Sache, in der festen Überzeugung, Roel zu retten. Doch brauchte Roel Rettung?“ Er lachte verlegen. „Von wegen …“
„Es war ein Missverständnis, mehr nicht. Jetzt ist es vorbei und erledigt. Eigentlich bin ich wegen einer ganz anderen Angelegenheit hier“, gestand Hillary ihm und versuchte, sich ihr Unglück nicht gleich anmerken zu lassen. „Ich brauche einen Anwalt, der für mich einige juristische Schriftstücke aufsetzt, und zwar sehr schnell.“
Nachdem sie kurz umrissen hatte, worum es ihr ging, konnte Paul seine Bestürzung nicht verbergen. „Ein Dokument dieser Art bringt mich in einen Interessenkonflikt. Ich kann Sie und Roel nicht gleichzeitig vertreten. Sie brauchen einen unabhängigen Rechtsanwalt.“
Starr vor Unbehagen, stand Hillary auf. „Na schön.“
„Unter uns gesagt …“ Paul Correro zögerte. „Als Freund – und ich hoffe, dass ich mich eines Tages als solchen betrachten kann – rate ich davon ab, diesen Weg einzuschlagen. Ich habe große Bedenken, Roel könnte Ihre Motive missverstehen und sehr verletzt sein.“
Auf der Rückfahrt zum Stadthaus kam Hillary zu dem Schluss, dass Paul ein ziemlich netter Kerl war. Er war das genaue Gegenteil von Roel und daher absolut nicht in der Lage, die Handlungsweise eines Mannes mit dem kühlen Verstand und der Reserviertheit Roels zu verstehen. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte sich nicht vorstellen, dass es etwas gab, was einen Mann wie Roel verletzte. Ihr war er immer unverwundbar vorgekommen. Sie war diejenige, die ständig verletzt wurde.
Jetzt fragte sie sich, weshalb sie sich überhaupt solche Mühe damit gemacht hatte, Roels Überzeugung, sie habe es auf sein Geld abgesehen, zu widerlegen. Wieso kümmerte es sie eigentlich noch? Er liebte sie ja doch nicht. Im Gegenteil, er dachte das Schlimmste von ihr. Selbst ihr Anblick am Frühstückstisch brachte ihn in Rage. Es war kaum zu glauben, dass sie vor wenigen Tagen noch so glücklich mit ihm gewesen war. Noch schwerer vorstellbar war, dass dies lediglich eine Krise sein könnte, die sie beide überwinden würden.
Das Problem bestand vor allem darin, dass sie sich, was Roel Sabatino anging, stets mit viel zu wenig zufriedengegeben hatte. Entsprechend wenig hatte sie eben auch bekommen. Doch es kam eine Zeit, in der sie reif genug sein musste, sich zu behaupten, sich für ihre Bedürfnisse einzusetzen und sich aus einer zerstörerischen Beziehung zurückzuziehen.
Roel würde Emma niemals die Wahrheit über ihre Ehe sagen. Heute wunderte Hillary sich, dass sie eine solch verabscheuungswürdige Drohung geschluckt hatte. Obwohl er sich manchmal große Mühe gab, es zu verbergen, war Roel doch ein ehrenhafter Mann. Allerdings würde er das nie zur Schau tragen, weil er es sich als Schwäche auslegte.
Vielleicht war sie auch nur deshalb so gern auf seine Drohung hereingefallen, damit sie einen Grund hatte, mit ihm zusammen zu sein. Doch das war jetzt vorbei, und sie musste ihren Stolz wieder zeigen, den sie in letzter Zeit so oft unterdrückt hatte. Roel war wie eine Sucht, die sie überwinden musste.
Das Autotelefon klingelte. Roel meldete sich, und allein seine tiefe, warme, sinnliche Stimme reichte aus, um Hillary in ihrem ohnehin schon aufgewühlten Zustand völlig aus dem
Weitere Kostenlose Bücher