Julia Collection Band 23
dabei erwischte, machte er ihnen unmissverständlich klar, ihn in Ruhe zu lassen.
Molly hätte wahrscheinlich aufgegeben – schließlich musste sie mit ihm unter dem gleichen Dach wohnen. Aber für Fiona war Lachlan das ideale Objekt. Trotz seiner Herablassung, trotz aller verächtlichen Bemerkungen über die Insel – und über sie – zog er sie an wie das Licht die Motten.
Mit neun Jahren war Fiona Dunbar heimlich und bis über beide Ohren in Lachlan McGillivray verliebt, doch leider beruhte es nicht auf Gegenseitigkeit. Sie tröstete sich mit dem Gedanken, dass sich das ändern würde, wenn sie erst einmal erwachsener war.
Er belehrte sie eines Besseren, und sie erinnerte sich, als wäre es gestern gewesen, an die Ereignisse, die dazu führten. Und an die Demütigung.
Es geschah im Sommer nach seinem Abitur. Fiona war damals dreizehn, und Lachlans Abreise nach Virginia stand bevor. Ihr blieb nicht viel Zeit, um ihm zu beweisen, dass es sich lohnte, ihretwegen nach Pelican Cay zurückzukommen. In den letzten Monaten hatten sich endlich die ersten Anzeichen eines Busens bemerkbar gemacht, und sie hoffte, dass es genügen würde, ihn auf sich aufmerksam zu machen.
Als ihr Vater das nächste Mal nach Nassau flog, begleitete sie ihn, und während Tom seine Einkäufe erledigte, ging sie heimlich in eine Boutique und kaufte einen Bikini. Türkisblau wie das Meer und so knapp, wie es nur ging.
„Genau das Richtige – bei Ihrer Figur“, versicherte die Verkäuferin. „Alle werden Sie bewundern.“
Sie täuschte sich.
Als Fiona ein paar Tage später den Mut aufbrachte, sich in dem neuen Bikini in der Öffentlichkeit zu zeigen, suchte sie eine Stelle am Strand aus, wo man sie nicht übersehen konnte. Sie breitete ein Handtuch aus, legte sich möglichst provokant hin, holte ein Buch aus der Tasche und gab sich den Anschein, ganz darin vertieft zu sein.
Sie wartete und wartete.
Ein paar Meter entfernt spielten drei Jungen und eine hübsche Blondine Volleyball. Das Mädchen fragte, ob sie mitspielen wolle, aber Fiona schüttelte lächelnd den Kopf. Herumlaufen, hochspringen, bücken – in ihrem winzigen Bikini? Nein, danke. Sie blieb auf ihrem Handtuch und sah zu … schwitzte und wartete.
Nach einer Weile kamen Hugh und ein paar Freunde an den Strand. Sie rissen die Augen auf, als sie Fiona in ihrem Bikini erblickten, und Hugh stieß einen bewundernden Pfiff aus. Einer der Jungen machte eine Bemerkung, worauf die übrigen zu lachen anfingen. Sie tat, als wären sie Luft, aber insgeheim freute sie sich über ihr unreifes Verhalten. Dass man sie bemerkte, stärkte ihr Selbstvertrauen.
Als Lachlan dann schließlich erschien, drehte sie sich – natürlich ganz zufällig – auf die Seite und wartete darauf, von ihm gesehen zu werden.
Er musterte den Strand, als suche er jemand. Hugh rief ihm etwas zu, aber er schüttelte den Kopf.
Und dann – Fiona zitterte – dann sah er in ihre Richtung und lächelte sie breit an.
„Hallo“, rief er.
Sie setzte sich auf und sah ihm mit einem einladenden Lächeln entgegen, genauso, wie sie es zu Hause vor dem Spiegel einstudiert hatte.
Sein Lächeln wurde noch breiter, und er sprintete auf sie zu. Und dann sprang er über sie hinweg und rief: „He, Stacey! Der Brief ist gekommen. Ich habe mein Zimmer an der Uni.“
Das blonde Mädchen drehte sich um. „Wirklich, Lachlan? In welchem Gebäude bist du?“
Und während Fiona zusah, holte er ein Stück Papier aus der Tasche seiner Badeshorts, das er der Blondine entgegenhielt. Stacey und er beugten sich darüber, um es gemeinsam zu lesen. Das Mädchen lächelte ihn an und legte die Hand auf seinen Arm. „Cool“, sagte sie. „Mein Wohnhaus ist ganz in der Nähe.“
Warum bin ich noch hier? Worauf warte ich? Er hat mich nicht einmal gesehen.
Aber sie rührte sich nicht. Sie blieb sitzen und sah zu, wie Lachlan und Stacey Hand in Hand ins Wasser liefen, schwammen, sich gegenseitig nass spritzten. Nach einer Weile kamen sie zurück und legten sich in den Sand, nur ein paar Meter von ihr entfernt. Sie unterhielten sich, lachten, sahen sich in die Augen.
Und Fiona, während sie mühsam die aufsteigenden Tränen unterdrückte, sagte sich bitter, dass sie in der Tat die perfekte Geheimagentin abgeben würde: Nach dem Benehmen der beiden zu urteilen, war sie völlig unsichtbar.
Dann hörte sie, wie er Stacey – Stace! – anvertraute, was für ein langweiliges Nest Pelican Cay war und dass er es kaum noch erwarten
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