Julia Collection Band 23
konnte, wieder in Virginia zu sein. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Wie konnte er so über die Insel reden? Sie sprang auf, schrie ihn an, er solle sich zum Teufel scheren, und lief davon.
Kurz darauf reiste Lachlan ab, und Fiona tat, was sie konnte, um nicht mehr an ihn zu denken. Es gelang ihr nicht. Ob es an ihren Hormonen lag oder daran, dass sie die geborene Masochistin war – sie konnte ihn nicht vergessen. Sie nannte sich Dummkopf, Esel, Idiotin – und träumte weiter von ihm.
In den nächsten Jahren begegneten sie sich noch zweimal – zuerst im Grouper, als er sie auf ein Bier einlud, und dann noch einmal, vor einem Jahr.
Sie wusste nicht einmal, dass er sich auf der Insel befand, als sie eines Nachmittags nach Hause kam und Dad ihr mitteilte, Hugh sei vorbeigekommen und habe sie zu einem Abendessen zu viert eingeladen.
„Hugh? Hat er gesagt, aus welchem Anlass?“ Sie und Hugh McGillivray waren befreundet, aber noch nie zusammen ausgegangen.
„Keine Ahnung. Ich habe für dich zugesagt.“
„Dad!“
„Warum nicht? Du musst auch ab und zu mal unter die Leute.“
Womit er nicht unrecht hatte.
Als jedoch am Abend Lachlan anstelle von Hugh vor der Tür stand, blieb ihr fast das Herz stehen. „ Du?“, fragte sie, dann verstand sie. „Du kommst Dad besuchen, nehme ich an.“
„Nein, ich bin hier, um dich abzuholen.“
„Aber …“
„Hugh und Deanna sind schon im Restaurant.“ Bewundernd sah er sie an. „Du siehst umwerfend aus“, sagte er und nahm ihren Arm.
„Ich …“ Sie wollte ihn abweisen, aber nichts fiel ihr ein. Verlangen und Verstand lagen miteinander im Widerstreit, und letztendlich siegte das Verlangen.
Dumm, wie sie war, ging sie mit. Sie aßen mit seinem Bruder und dessen Begleiterin zu Abend, dann gingen sie am Strand spazieren, wo Hugh und seine Freundin sich kurz darauf von ihnen verabschiedeten. Was die beiden im Sinn hatten, war nicht schwer zu erraten.
Anscheinend schwebte Lachlan Ähnliches vor, denn anstatt den Weg zu ihrem Haus einzuschlagen, sagte er: „Komm, ich zeige dir mein neues Boot.“
Und Fiona nickte, obwohl sie Nein sagen wollte. Für sie war dieser Abend wie ein Märchen gewesen, wie die Verwirklichung ihrer kühnsten Träume. Sie fühlte sich wie Aschenbrödel, das vom Prinzen zum Ball geladen war und noch nicht nach Hause gehen wollte.
Noch jetzt konnte sie die Finger spüren, die ihre Hand umschlossen hielten, als sie zum Hafen hinunterschlenderten. Sie erinnerte sich an die milde salzige Nachtluft und den Duft seines Rasierwassers, als er ihr half, an Bord zu klettern.
Sie hatte das brandneue Segelboot schon vor ein paar Tagen bewundert und sich gefragt, wem es gehörte. Irgendwann einmal, so ging es ihr dabei durch den Kopf, würde auch sie mit so einem Boot auf dem Meer sein und nicht mit dem alten Fischerkahn ihrer Brüder, auf dem es nach Dieselöl und Fisch stank.
„Es ist wunderschön“, sagte sie leise und strich mit der Hand über eine der glänzenden Messingverzierungen.
„Nicht so schön wie du“, erwiderte er. Seine Stimme klang rau, doch die Worte waren süß wie Honig. Er sagte, dass er sie schön fand …
Sanft berührte er ihre Wange, dann zog er sie an sich und küsste sie, so, wie er es in ihren Träumen unzählige Male getan hatte.
Seine Lippen waren zärtlich und leidenschaftlich zugleich. Widerstand war unmöglich. Unwillkürlich öffnete sie den Mund und überließ sich dem Zauber dieses Kusses.
Als er flüsterte: „Lass uns nach unten gehen“, hätte sie um ein Haar zugestimmt. Denn sie wollte es, und sie wollte ihn. Aber nicht, wie er, nur für eine Nacht.
Sie kannte seinen Ruf, in den Magazinen und Skandalblättern las man oft genug von seinen Abenteuern. Obwohl Molly stets behauptete, dass vieles übertrieben sei, war Fiona überzeugt, dass die Geschichte von seiner Sammlung roter Unterwäsche keine Erfindung der Presse war.
Und die Tatsache, dass sie selbst heute Abend rote Dessous anhatte, brachte sie mit einem Schlag in die raue Wirklichkeit zurück. Er würde glauben, sie habe es absichtlich getan!
Als Lachlan sie daher sacht mit sich in Richtung Kabine ziehen wollte, legte sie die Arme um seinen Hals und küsste ihn noch einmal. Dann stieß sie ihn vor die Brust – und sie fielen beide ins Wasser.
Carins Stimme weckte Fiona aus ihren Erinnerungen. „Wie dem auch sei …“, sagte sie, „… mir gefallen deine Sachen. Du bist auf dem richtigen Weg. Was jetzt noch
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