Julia Collection Band 23
sie nach einem Monat Training bereits bedeutend besser spielten. Maurice’ Enkel Lorenzo besaß eindeutig Talent zum Torwart.
Lachlan war stolz auf sich und seine Mannschaft. Er wünschte, Fiona, die das Ganze schließlich ins Rollen gebracht hatte, würde ihnen hin und wieder beim Training zuschauen, um sich von den Fortschritten zu überzeugen. Aber sie kam nicht – und sie sagte niemals ein Wort.
Es war auch nicht nötig – ihre Skulptur sagte alles.
Er stand auf und ging ans Fenster zurück, um erneut einen Blick darauf zu werfen. Dann blieb er wie angewurzelt stehen.
Was da am Ende des neuen Arms frech im Wind flatterte, was er in der Morgendämmerung nicht erkannt hatte, war nichts anderes als ein knallrotes Bikinihöschen.
Jemand hämmerte mit der Faust gegen die Haustür und riss sie aus dem Schlaf.
Fiona blinzelte und sah auf die Uhr: zwanzig nach sieben!
Wer um alles in der Welt wollte um diese Zeit etwas von ihr? Niemand, der ihre Gewohnheiten kannte, so viel war gewiss. Für sie begann der Tag erst, wenn die Sonne hoch am Himmel stand.
Aus diesem Grund hatte sie sich auch der Bildhauerei und nicht der Malerei verschrieben, wie sie ihrer Freundin Carin immer wieder versicherte. Im Gegensatz zu Malern konnten Bildhauer bei jedem Licht arbeiten.
Ihr morgendlicher Besucher wusste natürlich nicht, dass sie bis spät in die Nacht auf gewesen war, um für die Boutique zu arbeiten. Die Touristen mochten ihre Metallfiguren und Miniaturen aus Muscheln, Glasstücken und Treibholz. Sie waren leicht zu transportieren und eine hübsche Erinnerung an die Insel. Und mit dem Geld, das sie einbrachten, bestritt Fiona ihren Lebensunterhalt und zahlte für das kleine rosa Haus, in dem sie jetzt allein wohnte.
Letzte Nacht war es besonders spät – oder vielmehr früh – geworden, denn sie hatte außer für die Boutique noch an der Skulptur am Moonstone gearbeitet. Als sie endlich im Bett lag, war es bereits vier Uhr morgens.
Das Hämmern ließ nicht nach. „Ich komme ja schon“, murrte sie vor sich hin. Sie stand auf und streckte sich, dann zog sie ein T-Shirt über den Kopf, schlüpfte in die Shorts, die auf dem Fußboden lagen, und tappte barfuß die Treppe hinab.
„Einen Moment!“
Wahrscheinlich war es jemand, der nach einer feuchtfröhlichen Nacht sein Haus nicht mehr fand …
Verdrossen riss sie die Tür auf. „Wissen Sie, wie …“
Das Ende des Satzes blieb ihr in der Kehle stecken. Vor ihr stand Lachlan McGillivray, und als sie sah, was er in der Hand hielt, konnte sie trotz seines finsteren Gesichts nur mühsam ein Grinsen unterdrücken.
„Ist das deins?“
Fiona riss ihm das Corpus Delicti aus der Hand, doch als sie die Tür zuschlagen wollte, drängte er sich an ihr vorbei ins Haus.
„He, was soll das? Ich habe dich nicht aufgefordert, hereinzu…“
„Da bin ich nicht so sicher.“ Seine Miene verfinsterte sich, und er bekam zunehmend Ähnlichkeit mit einem Haifisch, der seine nächste Mahlzeit beäugte.
„Wie kommst du dazu …“
„Wie kommst du dazu, dieses Monster vor meinem Hotel aufzustellen?“
„Er ist kein Monster.“
„Das ist Ansichtssache. Warum ausgerechnet vor dem Moonstone?“
„Der Strand gehört allen, ich kann meine Skulptur aufstellen, wo ich will.“
„Eben. Und du wolltest, dass sie genau dort steht, wo sie jetzt ist. Oder täusche ich mich?“
„Und wenn schon.“ Sie hob das Kinn. „Anstatt herumzuschreien, solltest du dankbar sein, dass ich etwas für das künstlerische Image deines Hotels tue.“
„Richtig – die ‚bedauerliche Kommerzialisierung‘ und so weiter. Wie konnte ich das nur vergessen?“
Fiona kreuzte die Arme vor der Brust. „In meinen Augen …“
„Und in meinen erreichst du mit dieser Vogelscheuche nur, den Besuchern die Insel mieszumachen.“
„Das ist nicht wahr! Ich würde nie etwas tun, was Pelican Cay schadet. Das ist meine Heimat, ich bin hier geboren. Ich war nicht diejenige, die davongelaufen ist.“
„Und das bedeutet natürlich, dass du etwas Besseres bist als alle anderen.“
„Natürlich nicht.“
„Besser als ich auf alle Fälle.“
„Dir hat es hier nie gefallen.“
„Das war damals. Zum Kuckuck, Fiona, ist das so schwer zu verstehen? Ich war fünfzehn, und meine Eltern haben mich hierher geschleppt, wo ich keine Freunde hatte und nicht Fußball spielen konnte.“
Sie presste die Lippen zusammen. Was er sagte, machte Sinn, auch wenn sie es damals nicht verstanden hatte. Für sie war seine
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