Julia Collection Band 25
anderer irgendetwas in ihren Drink fallen ließ.
Ohne zu bemerken, was vorging, sah Julia weiter in die Richtung, in die Nick gezeigt hatte.
„Julia!“, rief Silas, obwohl er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte. Aufgeregt bahnte er sich einen Weg durch die Menge.
„Los, Jules, trink aus“, drängte Nick freundlich und gab ihr das Glas zurück.
Widerstrebend drehte sie sich um und trank einen kleinen Schluck. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Dorland wird sich schon fragen, wo ich so lange bleibe.“
„Oh, aber wir wollen dich noch lange nicht gehen lassen. Stimmt’s, Jungs? Na los, trink aus. So ist’s brav.“
Voller Unbehagen bemerkte Julia, dass Nick sie mit einer Mischung aus Erregung und Grausamkeit anblickte, und die betrunkenen Jungen erinnerten sie beängstigend an eine hungrige Meute, gierig und bereit, über sie herzufallen.
Jetzt hielt Nick sie zu allem Überfluss auch noch am Arm fest, und die Jungen rückten näher. Nur um ihnen schnell zu entkommen, ohne Ärger zu provozieren, trank Julia einen großen Schluck Champagner.
„Na los, du musst alles trinken.“
Sie hörte Nicks Stimme, doch die Worte schienen aus weiter Ferne zu kommen. Noch seltsamer war, dass sie ein taubes Gefühl im Mund hatte und nur noch verschwommene Bilder sah.
Während Hände nach ihr griffen und an ihrem Kleid zerrten, wurde sie in einen Strudel aus Dunkelheit und spöttischem Gelächter gezogen.
„Was haben Sie ihr gegeben?“
Schützend hielt Silas Julia in den Armen, vom Knöchel seiner linken Hand tropfte ein Blutfleck. Am Boden, in einem Wirrwarr aus schmiedeeisernen Stühlen und Topfpflanzen, lag Nick und berührte fluchend sein Kinn. Vor Angst schneeweiß im Gesicht, waren die am wenigsten betrunkenen Männer auf einmal wieder stocknüchtern.
„Liquid X“, gestand einer von ihnen kleinlaut. „Die doppelte Dosis, glaube ich. Nick hat auch noch eine dazugetan.“
„Er hat behauptet, uns würde nichts passieren, wenn wir ihm helfen“, warf ein anderer ein.
Während sich Silas auf die Jungen konzentrierte, gelang es Nick, sich aufzurappeln. Zum Teufel mit diesem Miststück Julia. Fest entschlossen, sich an ihr zu rächen, hatte er dafür sorgen wollen, dass niemand die Anschuldigungen ernst nehmen würde, mit denen sie ihn am Nachmittag konfrontiert hatte. Wenn Silas nicht dazwischengekommen wäre, läge Julia jetzt schon in dem billigen Apartment, das er gemietet hatte. Dort war bereits alles Nötige aufgebaut, um Julia zu filmen, während sie sich mit den betrunkenen Jugendlichen „vergnügte“.
Am nächsten Morgen hätte er ein Video gehabt, das ihm ein kleines Vermögen eingebracht und Julia bis ins Mark gedemütigt hätte. Außerdem hätte seine frömmelnde Ehefrau angesichts des Videos kein Wort von dem geglaubt, was ihre geliebte Freundin zu sagen hatte.
Zwar sah Silas, wie Nick sich davonschlich, doch er folgte ihm nicht, weil er Julia nicht allein lassen wollte. Genau in dem Moment, in dem sie zusammengebrochen war, hatte er sie erreicht. Unfähig, ihn zu erkennen, hatte sie verzweifelt versucht, ihn wegzustoßen, als sie seine Hände an ihrem Körper gespürt hatte. Voller Wut und Qual dachte Silas daran, was Julia passiert wäre, wenn er sie nicht rechtzeitig entdeckt hätte.
„Sie! Gehen Sie einen Arzt holen“, befahl er dem jungen Mann, der ihm am nüchternsten erschien. „Bitten Sie an der Hotelrezeption darum, einen zu rufen. Und was die Übrigen von Ihnen betrifft … Ich werde nicht vergessen, was hier heute Nacht passiert ist.“
10. KAPITEL
Bedrückt stand Silas neben dem Bett und betrachtete Julia, die immer noch schlief. Die ganze Nacht hatte er in einem Sessel verbracht und bei Julia gewacht, um für sie da zu sein, falls sie aufwachte und ihn brauchte. Jetzt schien die strahlende Morgensonne ins Zimmer, konnte aber seine düsteren Gedanken nicht vertreiben. Julia war zwar in Sicherheit, doch es hätte ohne Weiteres auch anders kommen können. Und das wäre einzig und allein seine Schuld gewesen. Anstatt ihren kleinen Streit zu begraben, bevor sie aus dem Haus musste, hatte er sie lieber ein bisschen bestrafen wollen, weil sie Fragen stellte, über die er nicht sprechen wollte.
Seine Schuld. Dumpfe schmerzende Seelenqualen nagten an dem früher einmal unerschütterlichen Glauben an seine Integrität.
Als Julia einen leisen Laut von sich gab, beugte sich Silas augenblicklich über sie. Zu seiner großen Erleichterung hatte der Arzt ihm versichert, dass die
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