Julia Collection Band 25
Unrechtes getan.
Traurig sah sie auf ihre Armbanduhr. Noch länger konnte sie es nicht hinauszögern. Trotzdem trödelte sie in der Eingangshalle der Villa herum und ließ absichtlich ihre Handtasche auf den Fliesenboden fallen, um Silas auf sich aufmerksam zu machen. Nur für den Fall, dass er sich doch noch mit ihr versöhnen wollte. Doch ihr halsstarriger Ehemann zog Nichterscheinen und Schweigen vor.
Fang jetzt ja nicht an zu heulen, ermahnte Julia sich, als sie die Haustür öffnete.
Mit einer steilen Falte auf der Stirn sah Silas von seinem Laptop auf und beobachtete vom Fenster aus, wie Julia aufbrach. Sie trug ein langes schwarzes Kleid, das sich aufreizend an ihren Körper schmiegte. Um ihre Hüften schlang sich ein Schal, und darüber vervollständigte ein schwerer Gürtel, der mit türkisfarbenen Perlen besetzt war, das Outfit. Vom Gesamteffekt her typisch Julia, dachte Silas. Sein Stirnrunzeln machte einem Lächeln Platz. Mit den Juwelen des Maharadschas würde sie fantastisch aussehen, und wahrscheinlich würde sie die Konservativen schockieren, indem sie den Schmuck auf eine ganz neue Art trug. Zu seiner eigenen Überraschung lachte Silas laut, dann klappte er mit finsterem Gesicht den Laptop zu.
Allmählich kam er nicht mehr an der Tatsache vorbei, dass Julia eine höchst seltsame Wirkung auf ihn hatte. Eigentlich sollte er wütend auf sie sein, aber stattdessen lachte er und war versucht, ihr hinterherzurennen. Sie war einfach eine unmögliche Frau, aufreizend, mit einem ärgerlich sonnigen Gemüt und der Angewohnheit, die Menschen durch eine rosarote Brille zu sehen. Julia war unlogisch, eigensinnig und manchmal völlig verrückt. Und sie weckte Gefühle in ihm …
Gefühle? Seit wann dachte er über Gefühle nach? Auf gar keinen Fall ging er emotional an Dinge heran. Stattdessen analysierte und sezierte er sie, durchdachte sie logisch – so, wie er seine Heirat mit Julia logisch durchdacht hatte. Aber wie sollte man mit logischem Denken einer Frau beikommen, die wissen wollte, ob ein multipler Orgasmus als einer zählte oder nicht?
Zwischen logischem Denken und Julia lagen Welten, und deshalb musste er auf sie aufpassen. Natürlich war das der einzige Grund, warum er jetzt duschen, sich anziehen und zu Dorlands albernem Ego-Festival gehen würde.
Nun dauerte die Party schon Stunden. Es war fast Mitternacht, und noch immer keine Spur von Silas.
„Julia.“
Beunruhigt versteifte sie sich, als Nick mit mehreren jungen Männern näher kam – die Söhne von Dorlands älteren Gästen –, von denen die meisten schon ziemlich betrunken waren.
„Ich habe einige deiner Bewunderer mitgebracht, die dir unbedingt Hallo sagen wollen.“
Prompt wurden die Jungen rot, lärmten und benahmen sich, wie Teenager es eben taten, wenn sie unter Alkoholeinfluss und einem gewaltigen Überschuss an Testosteron standen.
„Gefällt Ihnen die Party?“, fragte Julia freundlich, während sie sich diskret umblickte, in der Hoffnung, Silas endlich irgendwo zu entdecken.
„Möchte noch jemand Champagner?“ Einladend hob Nick eine ungeöffnete Flasche.
„Nicht für mich, danke“, lehnte Julia ab.
„Quatsch. Natürlich willst du welchen.“ Bevor sie wusste, wie ihr geschah, nahm Nick ihr das halb volle Glas ab, öffnete die Flasche und schenkte Julia und allen anderen nach. „Hier, bitte.“
Aus Höflichkeit trank Julia einen Schluck und bemühte sich, zumindest einigermaßen freundlich zu bleiben, als die betrunkenen jungen Männer versuchten, witzig und charmant zu sein.
„Hat Ihnen schon mal jemand gesagt, dass Sie tolle Titten haben?“, fragte einer der Jungen grinsend.
Julia tat so, als hätte sie es nicht gehört. In Windeseile trank sie ihr Glas aus, stellte es auf den Tisch und wollte nur noch weg.
„Ist das nicht Silas dort drüben?“, fragte Nick und beobachtete zufrieden, wie Julia sich umdrehte und in die angezeigte Richtung sah.
Auf der gegenüberliegenden Seite der großen Gartenanlage runzelte Silas besorgt die Stirn, als er Julia mit Nick und einer Gruppe junger Männer zusammen sah. Gerade stellte sie ihr Glas ab und versuchte anscheinend, von der Gruppe wegzukommen. Obwohl Julia ihm den Rücken zukehrte, verriet ihm ihre Körperhaltung, dass sie sich bedrängt fühlte. Offensichtlich sagte Nick etwas zu ihr, denn plötzlich streckte er den Arm aus, und sie drehte sich um und schaute zum Zelt. Hinter ihrem Rücken füllte einer der jungen Männer schnell ihr Glas auf, während ein
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